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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie
Autoren: M Bomm
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Einzige, der Einlass begehrt.« Er führte ihn in den beleuchteten Innenhof
und deutete auf eine Frau, die am Hoteleingang bei drei Uniformierten stand. Riegert
versuchte, sie im Licht der Lampen zu erkennen. Doch er war sich ziemlich sicher,
dieser Frau noch nie bewusst begegnet zu sein. Sie war groß und trug einen dunklen
Hosenanzug. Als er zusammen mit seinem Begleiter die Gruppe erreicht hatte, sagte
der Politiker ein knappes ›Hallo‹ und stellte sich ebenso kurz vor.
    »Dann sind Sie ja der Richtige«, prasselte
sogleich ein energischer Redeschwall dieser Frau auf ihn herab, »ich muss unbedingt
da rein. Diese Bande, diese verdammte, hat mir meinen Ruf ruiniert. Ich will sofort
zu diesem Kommissar …«
    Riegert versuchte, sie zu beruhigen. »Wir werden
das geregelt kriegen.« Er sah durch die gläserne Eingangstür einen Mann in Kellnerkleidung
herankommen. Beinahe hätte er ihn nicht erkannt, aber es war eindeutig Häberles
verkleideter und mit Vollbart versehener Kollege Linkohr. Er nickte in die Runde
und erklärte: »Herr Häberle lässt bitten. Aber …« Er wandte sich der Frau zu, »… keine Wutattacken. Sonst gibt’s
ziemlichen Ärger.« Die selbstbewusste Frau stöckelte in das Foyer und folgte den
Männern die Treppe abwärts zum Konferenzraum. Riegert ließ ihr gerne den Vortritt.
Er hatte keine Lust, an vorderster Front zu stehen.
     
    »Es ist jemand anderes gekommen«, knüpfte Häberle an das zuvor Gesagte
an. »Nicht der Herr Nullenbruch hat die Sache mit Lanski erledigt, um es mal so
salopp zu sagen …« Ihre Blicke trafen
sich wieder und Nullenbruch schien noch stärker angespannt zu sein, als er es bisher
bereits war, »… nein, die Drecksarbeit hat er seiner Sklavin überlassen, ja, so
kann man es wohl sagen, der Anna, die er in Bratislava aus der Gosse gezogen hat.
Ein in jeder Beziehung williges Mädchen – dazu noch geübt im Umgang mit Waffen.«
Nullenbruch schloss die Augen, während um ihn herum sich wieder Empörung breit machte.
Gangolf gab sich noch immer ungerührt. Häberle dozierte weiter: »Sie hat den lästigen
und wohl auch aufsässigen Darlehensgeber beseitigt. Doch zu retten war zu diesem
Zeitpunkt schon nichts mehr, denn auch zwei weitere Betrogene hatten bereits Lunte
gerochen. Nur wollten sie die Situation vor Ort selbst klären. In alter Verbundenheit
zu Ihnen, Herr Nullenbruch.« Häberle deutete wieder auf ihn, »haben die beiden Sie
von den Unregelmäßigkeiten verständigt und Sie sind dann Hals über Kopf auch nach
Košice geflogen. Natürlich nicht, um Ihren Freunden das Kapital zu retten, denn
wahrscheinlich haben Sie selbst gewusst, dass dieser Jano ein Mafiosi war, nein,
es ging Ihnen um das hier – um das, was diese Herrschaften hier mit Ihrer Hilfe
und mithilfe einer internationalen Wettmafia anzetteln wollten.« Nullenbruch saß
stocksteif. Er glaubte die Blicke zu spüren, die auf ihn gerichtet waren. »Panische
Angst hat Sie befallen. Panische Angst, das ganze Gebilde könnte auffliegen. Was
also haben Sie getan?« Häberle steckte lässig die rechte Hand in die Hosentasche
und gestikulierte mit der linken. »Sie haben vermutlich Tabula rasa machen wollen
– und sind denen in die Hände gefallen, die durch Janos Verstrickungen ins Unterwelt-
und Prostitutionsmilieu längst wussten, welche Schweinereien von Deutschland aus
sozusagen weltweit angelaufen waren.«
    »Saupack«, rief jemand von hinten. »Sperren
Sie ihn ein«, zeterte ein anderer. Häberle musste wieder beide Arme heben, um für
Ruhe zu sorgen. »Das ist noch nicht alles, meine Herrschaften«, fuhr er fort und
verschränkte die Arme vor der Brust, »Ihr Herr Nullenbruch wurde festgehalten – sozusagen als Geisel. Doch so richtig traurig
war darüber niemand. Ihre Frau …«
Er schaute ihn ernst an. »Die haben Sie wegen Ihrer Sklavin ziemlich verärgert.
Und weil Sie, verehrter Herr Nullenbruch, ohnehin nur Geschäftsführer und nicht
Eigentümer Ihrer Firma waren, hat sie ebendies zum Anlass genommen, Sie zu entmachten.«
Nullenbruchs Stirn glänzte. Schweißperlen rannen von den Schläfen. Zum ersten Mal
seit Minuten schaute er sich um, als suche er einen Fluchtweg. Doch die SEK-Beamten,
die mit ihren Waffen im Abstand von wenigen Metern an den Wänden und zwischen den
Fenstern postiert waren, ließen nicht die geringste Chance erkennen.
     
    Riegert, die Frau und die Uniformierten samt Linkohr standen an der
hinteren Eingangstür, die einen Spalt weit geöffnet war. Sie hatten
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