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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall
Autoren: Frank Schmeisser
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stehen, ging in die Hocke und betrachtete Blumen, Steine oder was auch immer sie gerade interessant fand.
    Martin sah mich ernst an. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn Barbara in diesem Zustand auf Stelzen rumhampelt.“
    „Stimmt. Es wäre wohl besser, wenn sie die Oma ablenkt. Wenn sie so chaotisch drauf ist, wird die Oma mit Sicherheit abgelenkt sein.“
    „Kannst du denn auf Stelzen laufen?“, fragte mich Martin skeptisch.
    „Nein“, sagte ich. „ Noch nicht.“ Ich musste grinsen. Auf Stelzen laufen. Wie cool war das denn?
    Erst nach gut einer Stunde kam Barbara zurück. Wir hatten schon befürchtet, dass sie unterwegs vergessen haben könnte, was sie eigentlich holen sollte. Ich war erleichtert, als sie mit Stelzen unter dem Arm zu uns zurückkam. Sie sah ein bisschen aus wie ein Ritter ohne Pferd, aber mit zwei Lanzen.
    „So. Das sind sie“, sagte Barbara keuchend und ließ die riesigen Stelzen ins Gras fallen. Sie waren aus Holz und locker über drei Meter lang. Kinderstelzen waren das nicht.
    „Super Dinger!“, sagte ich anerkennend.
    „Ja. Finde ich auch“, sagte Barbara und strahlte.
    „Die sind ja riesig. Kannst du wirklich auf denen laufen?“, fragte Martin nach, der eine Stelze aufgestellt und ihre Länge bewundert hatte.
    „Ja. Die habe ich mal während einer Ferienfreizeit gewonnen. Da habe ich auch das Laufen auf den Stelzen gelernt und wie man jongliert und so was alles“, erklärte Barbara nicht ohne Stolz.
    „Darf ich?“, fragte ich.
    „Klar“, sagte Barbara. „Am besten kletterst du aufs Dach. Dann geht das Aufsteigen leichter.“
    „Alles klar.“
    Erst im dritten Anlauf gelang es mir, auf unser Neben-dem-Baum-Baumhaus zu klettern. Das blöde Latte-Kostüm hatte nur Hufe und keine Hände. Und Hufe sind nicht zum Klettern gedacht. Deshalb trifft man auch nur so selten Giraffen in den Bergen.
    Barbara lehnte die Stelzen ans Baumhaus. Ich klemmte sie mir unter die Arme und setzte meinen ersten Huf auf die Trittfläche, dann den zweiten und verlor sofort das Gleichgewicht. Bevor ich vornüberkippte, drückte mich Barbara zurück und ich konnte mich mit einem Rückwärtshopser aufs Dach retten.
    „Das wird nix“, behauptete Martin und musterte uns skeptisch. „In hundert Jahren nicht.“
    „Das war mein allererster Versuch. Ich schaffe das schon“, verteidigte ich mich und versuchte mich ein zweites Mal an den Stelzen. Und, was soll ich sagen, schon beim zweiten Versuch gelang es mir, fast eine halbe Sekunde auf den Stelzen zu stehen, bevor ich nach hinten kippte und abspringen musste. Obwohl ich mich nur ganz kurz auf den Dingern halten konnte, fand ich es großartig, ein echter Riese zu sein. Für fast eine Sekunde war ich das größte Kind Buckelbügels gewesen.
    „Siehst du!“, triumphierte ich Richtung Martin. „Das war doch gleich viel besser.“
    „Schon, aber vergiss nicht: Du trägst deinen Giraffenkopf noch nicht!“
    Wir sahen Martin an. Innerlich fluchte ich, weil er schon wieder Recht hatte. Aber äußerlich gab ich mich demonstrativ unbeeindruckt.
    „Hol mir den mal. Dann werden wir sehen.“ Martin flitzte ins Neben-dem-Baum-Baumhaus, kam mit Lattes Kopf wieder raus und reichte ihn mir. Ich setzte mir den Kopf auf und startete meinen dritten Versuch.

    Ich brauchte etliche Anläufe, um mich länger als nur eine halbe Sekunde auf den Stelzen zu halten. Ohne Kopf war es schon sauschwer, aber mit dem wackligen Giraffenkopf auf der Birne war es einfach nicht zu schaffen. Als ich zum wiederholten Male fast gestürzt wäre und mich nur mit einem gewagten Sprung aufs Dach retten konnte, gab ich auf. Um zu lernen, mit einem beknackten Giraffenkostüm auf Stelzen zu laufen, würde ich vielleicht nicht hundert Jahre brauchen, wie Martin behauptete, aber zumindest länger als einen Abend. Wir zogen uns wieder in das Neben-dem-Baum-Baumhaus zurück, um den Plan noch einmal durchzugehen.
    „Okay. Wir machen es so: Ich rette zusammen mit Dieter die Beweise. Sebastian lenkt die Oma ab und Barbara steigt auf die Stelzen und schwingt sich durchs Dachfenster, um den Spinnenmann zu befreien“, fasste Martin den Plan zusammen.
    „Einverstanden“, sagte ich.
    „Was? Hab nicht zugehört“, sagte Barbara.
    „Du kletterst durch das Fenster rein und befreist den Spinnenmann, während Sebastian die Oma ablenkt.“
    „Ach so. Ja. Klar. So machen wir das“, sagte Barbara.
    Martin und ich sahen uns wieder an. Im Moment fürchteten wir uns mehr vor
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