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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe
Autoren: Dagmar Geisler
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braunen Augen strahlen Flo an. Marmelade tropft auf den Tisch. Sie merkt es nicht mal.
    Mein Handy surrt laut. Ist nicht zu überhören.
     
    Kannst du Tonki bei Bergers abholen? So gegen Mittag?
    Gruß Mum
     
    Ich seufze. Diesmal laut und mit voller Absicht.
    »Raoul?«, fragt Teresa und guckt endlich mal wieder in meine Richtung.
    »Klar!«, sage ich.
    »Und?«
    »Er hat Sehnsucht. Ganz unbeschreibliche Sehnsucht!«
    Flo kaut Honigbrötchen und sagt nichts.

Wer küsst schon einen Ochsenfrosch?
    Heute Abend wird in unserem Garten gegrillt. Großes Stadler- und Lohmaier-Wiedersehensfest. Papa hat Teresa gefragt, ob sie auch bleiben will. Aber sie muss heim. Ihr Opa hat Geburtstag.
    Gott sei Dank! Den ganzen Nachmittag hat sie mir Einzelheiten über meinen »geliebten« Raoul aus der Nase gezogen. Wir waren zwar wieder am See, Flo, Teresa, Johann und ich. Aber man kann ja nicht pausenlos unter Wasser bleiben. Inzwischen hat Raoul noch ein paar Geschwister bekommen, einen Berner Sennenhund und eine Hütte in den Bergen. Auf der soll ich ihn im Herbst unbedingt mal besuchen. Oh Mann! Heidi lässt grüßen.
     
    Aber wenn ich gedacht habe, das wird einfach ein gemütlicher Abend, habe ich mich getäuscht. Ich benehme mich total normal. Wirklich! Ich esse Würstchen wie alle anderen. Ich finde den Kartoffelsalat so gut, dass ich mich am liebsten reinsetzen würde. Alles wie immer. Bloß dass ich diesmal nicht ganz so viel davon runterkriege. Na und? Trotzdem guckt Papa irgendwann von mir zu Flo und von Flo zu mir und dannfängt er an zu singen. Das ist an sich nichts Besonderes. Das tut Papa immer irgendwann. Er ist ein Fan von Deutschrock und kennt fast alle Texte auswendig. Aber diesmal grinst er, so wie früher, wenn er mich dabei ertappt hat, wie ich Gummibärchen stibitze oder heimlich Erwachsenenfernsehen gucke. Und das Lied kenne ich auch von früher. Das war mein Lieblingslied, als ich ungefähr vier war. Da bin ich auf Papas Rücken huckepack geritten und wir haben das Lied zusammen gegrölt. Alle Strophen! Aber ich bin nicht mehr vier, Papa. Und ich will das nicht mehr hören. Nicht jetzt!
    »Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert. Tausendundeine Nacht und es hat Zoom gemacht   …«
    Oh, ist das peinlich. Das Lied ist von Klaus Lage. Mega-out. Es handelt von zwei Leuten, die sich schon ewig kennen, weil ihre Eltern befreundet sind. Und plötzlich verlieben sie sich ineinander.
    Sehr witzig, Papa, wirklich. Ich stehe auf und spiele mit Tonki Federball. Freiwillig! Das ist eine echte Strafe. Tonki haut jeden Ball ins Gebüsch, und das mit einer riesigen Ausdauer. Aber hier hinten an der Hecke sieht keiner, wenn ich rot werde, und Tonki kann ich weismachen, das käme von der Anstrengung. Ha, ha!
    Irgendwann müssen Tiki und Tonki ins Bett, die Erwachsenen erzählen sich vom Urlaub und werden immer lustiger. Ich hocke rum, als könnte ich nicht bis drei zählen. Flo sitzt unter einem orangefarbenen Lampion. Er sieht süß aus. Und mir will einfach nicht einfallen, was wir früher in so einer Situation alles geredethaben. Und wir haben geredet, das weiß ich genau. Wenn wir nicht geredet haben, haben wir irgendwas unternommen   – und wenn wir bloß die Frösche im Teich beobachtet haben.
    Das würde ich jetzt gerne. Auf dem Bauch im warmen Gras liegen. Flo dicht neben mir und der Mond über uns. Wir hätten eine Taschenlampe dabei. Eine mit ganz schwacher Birne, damit wir die Tiere nicht verschrecken, und Flo würde so nahe neben mir liegen, dass ich seinen Herzschlag hören könnte.
    »Hast du schon nach den Fröschen geguckt?«, fragt Flo.
    Flupp, rutscht mir der Becher Cola aus der Hand. Alles springt auf, quietscht vor Schreck. Flos Mutter starrt entsetzt auf ihr weißes Sommerkleid, das nun braun gesprenkelt ist. Seufzend stehe ich auf, um einen Lappen zu holen. Langsam könnte sich mein Gesicht mal für eine andere Farbvariante entscheiden. Grün gestreift wäre vielleicht eine Alternative zu dem ewigen Rot.
    Das Licht in der Küche ist grell im Gegensatz zu dem sanften Kerzenlicht da draußen. Ich feuchte den Lappen mit warmem Wasser an und will gerade den Hahn abdrehen, als Flo neben mir auftaucht.
    »Du bist ganz schön komisch, seit ich wieder da bin.«
    »Käse!«, brumme ich.
    »Schweizer Käse!«, sagt Flo. Es klingt ein bisschen böse.
    »Quark!«, sage ich und würde ihm am liebsten alleserzählen. Jetzt! Auf der Stelle! Er lehnt sich mit dem Rücken an die Spüle und verschränkt
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