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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe
Autoren: Dagmar Geisler
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zurück. Johann ist im letzten Jahr hierhergezogen und seitdem ist er mit Flo befreundet. Johann sieht immer aus, als käme er gerade aus dem Bett. Sein Kopf ist voller Wirbel, sodass die Haare auch dann nach allen Seiten abstehen, wenn sie frisch gekämmt sind. Mit dem breiten Mund, den Knopfaugen und den leicht abstehenden Ohren sieht er aus wie eine Figur aus der Augsburger Puppenkiste.
    »Hey, Lene!«, sagt er, strahlt und lässt sich auf den Baumstamm mir gegenüber plumpsen. Er nestelt an seinem Rucksack und zieht zwei Flaschen Spezi hervor. »Eiskalt!«, sagt er. »Frisch aus dem Kühlschrank gemopst.« Dann guckt er sich um. »Wo sind die anderen?«
    »Holz sammeln!«, sage ich. Das hat anscheinend ziemlich barsch geklungen. Jedenfalls guckt Johann mich mit erstaunt hochgezogenen Brauen an. Zum Glück kommen die zwei in dem Moment zurück. Noch mehr blöde Fragen könnte ich jetzt echt nicht verkraften.
    Teresa zwinkert mir zu. Sie sieht zerzaust aus und strahlt, als hätte sie einen Erzengel gesehen. Oh Mann, das kann doch keiner aushalten. Sie legt vorsichtig dürre Äste auf die Glut und Flo pustet, damit das Feuer wieder in Gang kommt. Dann macht er einen Schritt rückwärts und lässt sich direkt neben mir nieder. Seine Schulter berührt meine Schulter und sein linkes Bein streift mein rechtes. Seit wann gibt es im Wald Stromanschluss? Dieser Elektroschock hatte garantiert hunderttausend Volt.
    Gegenüber, neben Johann, sitzt Teresa und guckt Flo mit ganz plüschigen Augen an. Völlig übertrieben. Echt!
    Johann brät sich ein Würstchen und erzählt atemlos vom Nachmittag, den er mit seinem Vater auf einem neuen Kletterfelsen zugebracht hat. Flo hört begeistert zu und fachsimpelt mit Johann über verschiedene Kletterübungen und Schwierigkeitsgrade. Ich strengemich total an mitzureden, aber es will nicht klappen. Verflixt noch mal. Bei dem Thema kenne ich mich doch wirklich aus. Als wir die ersten paar Male mit unseren Eltern zum Klettern gefahren sind, war ich es doch, die sich als Erste in die Felsspalte getraut hat. Flo habe ich erst mühsam überreden müssen. Und jetzt? Außer einem blöden »Ääääh!« kriege ich nichts über die Lippen. Stattdessen sitze ich stocksteif und registriere jede kleine Berührung. Manchmal beugt Flo sich vor und dann kitzeln seine Locken an meinem Arm entlang. Manchmal dreht er sich ein bisschen, sodass seine Hüfte ganz dicht an meiner ist. Oder er stützt sich nach hinten mit den Armen ab. Seine und meine Hand liegen dann auf dem rauen Holz nebeneinander und unsere kleinen Finger berühren sich ganz leicht. Ein Kribbeln läuft meinen Unterarm hoch und macht sich dann im ganzen Körper breit. Kann es echt sein, dass Flo nichts, aber auch gar nichts davon mitkriegt?

Schlafanzug und Schwyzerdütsch
    Mist! Ich weiß gar nicht mehr, wann wir ausgemacht haben, dass Teresa heute bei mir übernachtet. Ich würde jetzt lieber alleine in meinem Bett liegen und von Flo träumen. Träumen ist ja wohl erlaubt. Stattdessen hat sich Teresa neben mir eingekuschelt und hört überhaupt nicht mehr auf zu plappern.
    »Das war so süüüß eben im Wald   …«
    Oh Mist! Wer hat gesagt, dass ich das hören will?
    »…   Ich bin gestolpert. Also echt gestolpert. Über so eine dicke Wurzel. Ich hab nicht bloß so getan. Und da hat er mich aufgefangen   …«
    »Wer? Der Waldschrat?«, frage ich.
    Teresa kichert. »Nee, Flo natürlich. Er hat mich aufgefangen und am Arm festgehalten. Aber ich stand halt immer noch irgendwie wacklig und da hat er mich noch fester gehalten. So   …« Teresa packt mich um die Hüfte. Am liebsten würde ich ihr auf die Finger hauen. Verflixt! Ich will mir das nicht vorstellen.
    »Hat er dich geküsst?«, frage ich und hoffe sehr, dass man nicht hört, wie genervt ich bin.
    Teresa quietscht auf. »Flo doch nicht! Du hast selbst gesagt, er hat mit dem ganzen Liebeskram nichts am Hut.«
    »Klar!«, sage ich. Der Stein, der mir vom Herzen fällt, plumpst zum Glück lautlos. Es war ja auch nur ein ganz kleiner. Schließlich weiß keiner, außer Flo selber vielleicht, ob sich das nicht inzwischen geändert hat.
    »Aber vielleicht hat sich das inzwischen geändert?«, fragt Teresa.
    »Vielleicht!«, antworte ich und gähne ganz demonstrativ.
    »Jedenfalls hat er ganz starke Hände!«, schwärmt Teresa. »Flo, nicht der Waldschrat«, kichert sie. Dann rappelt sie sich halb auf. »Was für Hände hat eigentlich Raoul? Kräftig oder sanft mit langen
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