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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep
Autoren: Jens Schumacher
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Auf den Monitoren konnten wir noch verfolgen, dass einer der beiden Taucher den anderen zu Boden geworfen und offenbar seinen Anzug beschädigt hatte. Dann begann alles zu wackeln, die Kameras fielen eine nach der anderen aus …«
    »Der Taucher war ich«, bestätigte Henry. Er leerte seinen Becher, holte tief Luft und berichtete seinen Freunden, was am Wrack geschehen war.
    Als er bei dem verstandeszerrüttenden Schrei angelangte, der am Ende des Bebens erklungen war, nickten die anderen einvernehmlich. »Dieses furchtbare Kreischen konnte man auch hier im Habitat hören«, informierte ihn sein Vater. »Ebenfalls in ohrenbetäubender Lautstärke.«
    »Ich habe gedacht, mir platzt der Schädel!« Becca schüttelte sich bei der Erinnerung.
    McKenzie nahm beinahe ehrfürchtig die Zigarre aus dem Mund. »Bedenkt man, dass dieser Laut aus enormer Tiefe kam und wie mühelos er Stein und Sediment durchdrang, kann einem schon anders werden. Wie laut mag er ursprünglich gewesen sein? Und, bei Gott … was für ein Wesen kann so einen Schrei ausstoßen?«
    Die Frage blieb unbeantwortet im Raum hängen. Stumm beobachteten die Freunde, wie die Techniker auch die provisorisch reparierte Walküre in Richtung Schleusenkammer davonrollten.
    Schließlich zog Dr. Wilkins mit einem Seufzen den gefutterten Parka enger um seinen Körper. »Manchmal gäbe ich viel darum, nicht Recht zu behalten, aber in diesem Fall scheint unsere Theorie über die Auswirkungen der Gestirne sich als korrekt erwiesen zu haben.«
    »Ebenso wie Ihre Vermutung, dass sich der Zugang zum Gefängnis dieses Geschöpfs mit dem Ende der Sternenkonstellation wieder schließen würde«, ergänzte Becca. »Gott sei Dank!« Sie überlegte kurz, dann wandte sie sich mit großen Augen erneut an Dr. Wilkins. »Denken Sie … also, könnte das Monstrum das Beben überlebt haben? Oder wurde es zerquetscht, als sich der Spalt im Meeresgrund schloss?«
    »Auch wenn mich diese Hoffnung in Zukunft gewiss besser schlafen ließe, ich fand nicht, dass der Schrei wie ein Todesschrei klang«, warf McKenzie von seiner Liege ein.
    »Soll das heißen, dieses Ding bekommt vielleicht irgendwann eine neue Chance, sein Gefängnis zu verlassen?« Beccas Stimme zitterte bei der Vorstellung. »Sobald die Sterne erneut diese besondere Stellung einnehmen?«
    »Nach allem, was ich im Zuge meiner kurzen Recherche herausgefunden habe, kommt diese spezielle Konstellation extrem selten vor.« Henrys Vater legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Wir werden diesbezüglich natürlich noch genauere Nachforschungen anstellen müssen. Aber aus dem Stegreif würde ich schätzen, dass wir für die nächsten zehn- bis zwanzigtausend Jahre Ruhe haben.«
    »Ich hatte ja vor, ein hohes Alter zu erreichen, aber so alt werde vermutlich nicht mal ich«, erwiderte Becca erleichtert.
    »Ausgezeichnet, das sieht verdammt gut aus!« McKenzie wedelte begeistert mit seiner Zigarre in Richtung der Mechaniker, die an der Ki'tenge zugange waren. »Rollt sie rüber und gebt Saft auf die Akkus, dann lasse ich den Systemcheck durchlaufen.« Er machte Anstalten, sich von seinem Lager zu erheben.
    Becca eilte an seine Seite und stützte ihn. Als der Ozeanologe neben ihm stand, fiel Henry auf, dass sein Gesicht irgendwie anders aussah, als er es in Erinnerung hatte.
    »Nase«, erklärte McKenzie knapp, als er Henrys Blick bemerkte. »Gebrochen. Das passiert, wenn man frontal auf die Fresse fällt.« Er schenkte Henry ein goldblitzendes Lächeln. »Keine Sorge: Mit ein wenig ärztlichem Sachverstand bekommt man das spielend wieder hin.«
    »Zur Behebung dieses Schadens würde ich Ihnen allerdings empfehlen, auf Edelmetall jeglicher Art zu verzichten«, schlug Becca vor. »Sie könnten sonst ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.« Lächelnd folgte sie dem Biologen, als er hinter der Ki’tenge her aus der Werkstatt humpelte.
    Als sie außer Hörweite waren, wandte sich Dr. Wilkins zu Henry um und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Was du geleistet hast, mein Junge, hätten die meisten Erwachsenen nicht vermocht. Ist dir klar, dass die ganze Menschheit dir zu Dank verpflichtet ist?«
    Henry dachte darüber nach. Die Vorstellung hatte etwas Verrücktes, und plötzlich war er froh, dass der größte Teil der Menschheit nie erfahren würde, was in dieser Nacht tatsächlich geschehen war.
    »Was wäre eigentlich passiert, wenn die U-196 vor zwölf Tagen nicht zufällig dort gelegen hätte, wo sie lag?«, wollte
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