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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep
Autoren: Jens Schumacher
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einem irren Grinsen verzerrt.
    Wilkins spürte, wie eine Hand ihn an den Haaren packte und seinen Kopf nach hinten riss. Verzweifelt schlug er um sich, versuchte dem stahlharten Griff irgendwie zu entkommen.
    Da spürte er kalten Stahl an seiner entblößten Kehle. Er erstarrte.
    »Jetzt mach ich dich kalt«, keuchte Kroll so dicht vor seinem Gesicht, dass Dr. Wilkins seinen sauren Atem riechen konnte. »Ich hab’s dir gesagt, wa?« Sein Grinsen kam näher.
    Donald Wilkins spürte, wie sein Widerstand erlahmte. Ein letztes Mal kehrten seine Gedanken zu Henry zurück, der jetzt irgendwo da draußen war, vierhundert Meter Wasser über sich, und auf sich allein gestellt versuchte, die Welt vor einem unaussprechlichen Grauen zu bewahren.
    Mit einem Schluchzen realisierte er, dass es nichts mehr gab, was er tun konnte, um ihm zu helfen.
    Die Klinge von Krolls Messer presste sich härter gegen seinen Hals. Wilkins spürte, wie der scharfe Stahl seine Haut zu ritzen begann …
    »Halt!«
    Die barsche Aufforderung durchschnitt die Luft wie ein Peitschenknall. Der Druck an Wilkins’ Kehle ließ nach.
    Er öffnete die Augen und sah eine Abordnung von vier Schwarzgekleideten um die Gangbiegung kommen. Es waren andere Männer als die, mit denen Kroll das Magazin gestürmt hatte. Jeder trug eine Maschinenpistole in der Armbeuge.
    »Was ist?« Kroll fuhr herum wie ein Bär, der beim Fressen gestört wird. Blut aus seiner Stirnwunde tropfte Donald Wilkins ins Gesicht.
    »Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Das muss warten.« Der Anführer der Männer forderte einen seiner Kameraden mit einem Kopfnicken auf, Becca vom Boden aufzuhelfen. »Der Chef will die beiden oben im Kontrollraum haben. Sofort!« Er bedeutete Kroll mit einem Wink des MP-Laufs, hochzukommen und sich gemeinsam mit dem Gefangenen seinem Trupp anzuschließen.
    Nur widerwillig ließ der Koloss von Dr. Wilkins ab. »Im Kontrollraum? Warum das, zum Henker?«
    »Draußen am Wrack gibt es ein Problem. Wie es aussieht, ist einer der Taucher keiner von unseren Männern.«

38
     
    AM WRACK DER U-196,
    27. SEPTEMBER 2013, 23:54 UHR
     
    Mit einem metallischen Scheppern traf die provisorische Keule ihr Ziel. Henry hatte all seine Kraft in den Schlag gelegt, doch unglücklicherweise schien Ottenthal ihn aus dem Augenwinkel kommen gesehen zu haben. Im letzten Augenblick drehte er sich zur Seite, sodass die Lanze nur im vorderen Drittel getroffen wurde. Die Aufprallenergie reichte nicht, ihm das Werkzeug aus den Greifern zu schlagen.
    »Was zum Sack … Bist du bescheuert?« Ottenthals Stimme, laut und verständnislos. »Was soll der Scheiß, Mann?«
    Henry ließ seinem Gegenüber keine Zeit, sich zu sammeln. So rasch es ging, hob er die Eisenstange erneut.
    Als er sie zum zweiten Mal auf seinen Gegner niederfahren ließ, knackste es in seinen Helmlautsprechern, und Ottenthal schrie aus voller Kehle: »Chef! Stocker ist durchgedreht, er greift mich an! Was soll ich …«
    In diesem Moment traf die Stange seinen Arm. Der Greifer am Ende sprang auf, der zweite Manipulator aber hielt die Lanze noch immer fest umklammert.
    Während Henry ein drittes Mal ausholte, schwenkte sein Widersacher die Spitze der Schweißlanze herum, bis der grellweiße Plasmastrahl genau in Henrys Richtung zielte. »Zurück, du Irrer!«, keuchte er.
    Henry hielt abrupt inne. Wenn die Flamme seinen Anzug oder eines der Helmfenster beschädigte, würde ihn der Wasserdruck binnen eines Wimpernschlags zerquetschen.
    Unter seinen Füßen rumorte und dröhnte es. Die Kreatur wusste, dass ihr nur noch Minuten blieben, bis sich das Tor, welches ihr Gefängnis mit der Welt der Menschen verband, wieder schließen würde. Ihre Tentakel peitschten mit der Gewalt eines entfesselten Orkans im Innern des U-Boots umher, prügelten auf die eisernen Wände ein. Henry sah, wie die zu einem Drittel freigeschweißte Einstiegsluke bebte und zitterte. Schaudernd begriff Henry, dass Ottenthal seine Arbeit nur noch ein paar Handbreit fortzusetzen brauchte, bis die Struktur der Klappe weit genug geschwächt wäre, damit das Monstrum sie aufhebeln konnte.
    Sein Gegner bemerkte sein Zögern und nutzte es aus. Ottenthal schloss den linken Greifer wieder fest um die Lanze und schob sie drohend auf Henry zu. »Ich weiß zwar nicht, was dich geritten hat, du verdammter Idiot, aber ich werde dir …«
    »Ottenthal, hören Sie mich?«, tönte plötzlich Hauschildts Stimme über den Helmfunk. »Achtung: Die Person, die mit
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