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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep
Autoren: Jens Schumacher
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Ihnen nach draußen gegangen ist, ist nicht Gert Stocker. Wir haben Stocker eben gefesselt und geknebelt in der Werkstatt neben der Schleusenkammer gefunden.«
    »Nicht Stocker?«, wiederholte Ottenthal begriffsstutzig. Unter ihm schüttelte sich der Rumpf der U-196 wie ein Leiterwagen auf einem holperigen Kiesweg. Henry bildete sich ein zu sehen, wie sich der Stahl der beschädigten Luke millimeterweise nach außen bog. Er drückte die Steuerhebel seiner Greifer bis zum Anschlag vor, um die Eisenstange so fest wie möglich zu packen, und machte sich bereit für einen überraschenden Ausfall. Er musste verhindern, dass Ottenthal das Schweißgerät erneut ansetzte. Und da der Mann nicht gewillt war aufzugeben, musste er das Gerät zerstören – koste es, was es wolle!
    »Im Anzug steckt der Sohn von Dr. Wilkins«, verkündete Hauschildt. »Meine Männer haben eben die restlichen Gefangenen gestellt und zu mir gebracht. Der Junge ist der Einzige, der fehlt.«
    Henrys Nackenhaare richteten sich auf. Die Gefangenen gestellt? Bedeutete das, sein Vater und Becca befanden sich wieder in der Gewalt des geisteskranken Deutschen?
    »Hör zu, Junge«, richtete der Historiker das Wort jetzt direkt an Henry. »Ich habe deinen Vater und deine kleine Freundin hier. Euer Plan, meine Bergungsarbeiten zu sabotieren, ist gescheitert. Ich mache dir das Angebot, euch alle am Leben zu lassen, wenn du sofort zum Habitat zurückkehrst und meinen Taucher an der Einstiegsluke seine Arbeit zu Ende bringen lässt.«
    Henrys Gedanken rasten. Beim Gedanken daran, der gewalttätige Kroll könnte seinem Vater oder Becca etwas antun, zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Ein Blick auf die grünliche Digitalanzeige im unteren Bereich seines Helms verriet ihm, dass es noch fünf Minuten dauern würde, bis der unheilvolle Einfluss der Sterne Fomalhaut und Aldebaran auf die Erde enden würde -genug Zeit für Ottenthal, die Luke mit dem Schweißgerät so weit zu schwächen, dass die Kreatur den Rumpf des U-Boots sprengen konnte.
    Was sollte er tun?
    »Du zögerst«, stellte Hauschildt fest. »Vielleicht glaubst du mir nicht, dass ich deine Begleiter in meiner Gewalt habe? Nun, ich kann es dir beweisen. Ich lasse dich mit deinem Vater reden. Er wird dir bestätigen, dass es das Beste ist, sofort zurückzukommen und Ottenthal in Ruhe arbeiten zu lassen.«
    Eine kurze Pause entstand, in den Lautsprechern kratzte und knisterte es. Dann ertönte eine neue Stimme. Aufgrund der schlechten Übertragungsqualität klang sie fremd und unnatürlich, Henry erkannte sie dennoch sofort.
    »Henry? Kannst du mich hören?«
    »Dad?«
    Im Hintergrund hörte er, wie Hauschildt etwas zischte, das klang wie »Nun machen Sie schon!«.
    Wieder die Stimme seines Vaters: »Henry? Du darfst nicht zulassen, dass der äonenalte Schrecken ans Tageslicht kommt! Hörst du, mein Junge? Tu alles, was nötig ist, um …« Mit einem Krachen brach die Verbindung ab.
    Doch Henry hatte genug gehört.
    Ottenthal hatte sich während des kurzen Gesprächs wieder der Einstiegsluke zugewendet. Ungeachtet des Chaos’, das mittlerweile aus dem Bauch der U-196 nach oben drang, hatte er die Lanze des Schweißgeräts erneut gesenkt. Entweder sah er Henry nicht länger als Gefahr an, seit er wusste, dass lediglich ein Jugendlicher in Stockers Anzug steckte, oder er baute darauf, dass Henry dem Befehl seines Chefs nachkommen und verschwinden würde.
    Schon berührte die Spitze des Plasmastrahls wieder den Stahl am Rand der Luke.
    Aus dem Innern des Tauchboots stieg ein triumphales Heulen auf.

39
     
    UNTERWASSERHABITAT NEUSCHWABENLAND,
    27. SEPTEMBER 2013, 23:56 UHR
     
    »Sie Auswurf.«
    Klatschend landete Hauschildts Handrücken in Donald Willems’ Gesicht. Mit einem gepressten Schmerzenslaut wankte er von dem Mikrofon zurück, das der Deutsche ihm hingehalten hatte. Doch Krolls Pranken hielten seine Oberarme fest wie Schraubstöcke.
    »Was haben Sie getan?« Ungläubig beobachtete Hauschildt auf einem der Monitore, wie der Taucher, von dem mittlerweile klar war, dass es sich nicht um einen seiner Männer handelte, mit erhobener Eisenstange auf den anderen zumarschierte. Außer ihm, Kroll, Becca und Dr. Wilkins hielten sich nur noch vier Bewaffnete im Kontrollraum auf. Die Wissenschaftler hatte der Professor aus der Zentrale gejagt, als sich auf den Bildschirmen abzeichnete, dass etwas nicht nach Plan verlief.
    Hauschildt legte das Mikrofon vor sich auf die Konsole und fuhr mit einer Hand
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