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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter
Autoren: Amanda Cross
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nicht, weil Mutter – nun, sie fiel rückwärts in einen Sessel, und wir gingen zu ihr und sagten: ›Können wir dir etwas holen?‹, und jemand brachte Wasser, und Irene sagte: ›Ich rufe besser einen Arzt‹ und ging zum Telefon, aber sie erreichte nur den Anrufbeantworter des Arztes, der sagte. ›Bitte warten‹, und dann war die Leitung tot, wie das so ist, und dann – dann war sie tot. Daran bestand kein Zweifel.«
    »Ich verstehe«, sagte Kate. Das schien ihr Spruch zum Tag zu sein.
    »Und dann«, schloß Patrick, »wurde uns klar, daß wir ein Problem hatten. Jetzt weiß ich, daß es das Sinnvollste gewesen wäre, einen Arzt zu rufen und fertig. Aber es sah wirklich so aus, als hätte Angie sie umgebracht, und eine Menge schrecklicher Fragen würden gestellt werden, und wir konnten die Leiche schließlich auch nicht einfach bei Irene lassen; und sowie der Krankenwagen gekommen wäre, würde alles untersucht werden, deshalb…«
    »Jemand erinnerte sich an Patricks Erlebnis im Theban«, sagte Angelica, »ich war’s, genaugenommen, also brachte Patrick sie dorthin.«
    »So war es«, sagte Patrick abschließend. »Das ist die ganze Geschichte.«
    »Sie haben eine tote Frau durch die Straßen geschleppt, vom Morningside Drive bis zu den East Seventies?«
    »Nein, ich habe einen Wagen gestohlen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich habe einen Wagen vor dem Haus geknackt und in Gang gesetzt. Später habe ich ihn dann zurückgebracht. Der Parkplatz war natürlich besetzt, deshalb habe ich ihn in der zweiten Reihe stehen lassen. Ich nehme an, der Besitzer hat ihn problemlos wiedergefunden.«
    »Wie stiehlt man einen Wagen?«
    »Oh, man öffnet die Haube und verbindet ein paar Drähte miteinander; das geschieht doch alle Tage. Ich habe irgendwo gelesen, daß die Autofirmen an einer Vorrichtung arbeiten, die das verhindern soll.«
    Kate hätte ihn gern nach weiteren Einzelheiten über die Drähte gefragt, konnte aber nicht die Brutalität aufbringen, dieses Thema weiterzuverfolgen.
    »Ich habe sie einfach auf den Beifahrersitz gesetzt«, sagte Patrick.
    Alle lauschten eine Weile der Stille, die entstanden war.
    »Also, Angelica, ich verstehe, warum du nicht darüber sprechen wolltest«, sagte Kate, »aber all diese Gründe, oder die meisten davon, sind doch jetzt hinfällig. Willst du mit Miss Tyringham darüber sprechen? Unter vier Augen? Ihr habt der Schule eine Menge Ärger gemacht, und es wäre nur fair, daß sie nun die Wahrheit erfährt. Abgesehen davon glaube ich, daß sie dich verstehen wird. Schließlich hat sie deine Mutter kennengelernt. Und deinen Großvater. Ich glaube, ihm solltest du es auch sagen. Was er jetzt vermutet, ist wahrscheinlich gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, aber die Wahrheit ist immer besser als eine unglückliche Phantasievorstellung. Wirst du mit ihnen reden?«
    »Könnten Sie nicht mit ihnen sprechen? Mit Miss Tyringham wenigstens?«
    »Das könnte ich. Wenn du auf eine kleine Erpressung eingehst. Ich spreche mit Miss Tyringham, wenn du wieder zur Schule gehst und versuchst, dein normales Leben wiederaufzunehmen. Was nun Patrick betrifft, der das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen getan hat, so ist sein größtes Problem noch immer das der Einberufung.«
    » Angie hat mir geholfen. Es war nicht ihr Fehler, daß die Hunde dort auftauchten. Diese verdammten Hunde haben mich fast zu Tode erschreckt, als ich nicht mit ihnen gerechnet hatte, und als wir auf sie zählten, haben sie versagt – undankbare Viecher. Ich denke, sie hat recht, Angie. Mach die Schule zu Ende und versuch, reinen Tisch zu machen. Schließlich sind wir sie jetzt los, so wenig liebevoll das aus dem Munde von Kindern auch klingen mag.«
    »Ich erwarte dich Montag im Unterricht«, sagte Kate. »Du kannst Irene, Freemond und Elizabeth sagen, daß alles in Ordnung ist und – keine Encountersitzungen mehr ohne einen qualifizierten Leiter. Einverstanden?«
    Sie standen auf und nickten eifrig. Sie wären mit allem einverstanden gewesen.
    Kate lag mit geschlossenen Augen in der heißen Badewanne, als Reed hereinkam. »Du wärst stolz auf mich gewesen«, sagte sie. »Ich bin Kilometer um Kilometer gelaufen und habe das Rätsel gelöst. Ich weiß nur noch nicht, was ich als nächstes tun soll.«
    »Tu doch einfach mal nichts«, sagte Reed hoffnungsvoll. »Möchtest du einen Martini hier, oder schaffst du es noch bis zum Wohnzimmer?«
    »Ich habe den ganzen Nachmittag Scotch und Tee getrunken. Hast du
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