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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1
Autoren: bishop
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geflochten. Die Mädchen, die am Ende des Tages Frauen sein würden, näherten sich selbstbewusst und voller Stolz der Flugkoppel. Ihre Reitmäntel
und Hosenröcke waren tadellos, ihre Stiefel glänzten makellos, und die Schirmmützen saßen in einem kecken, schrägen Winkel auf ihren straffen Reiterknoten.
    Der Adel aus der Weißen Stadt hatte auf Stühlen im Hof Platz genommen. Die Herrschaften trugen kunstvoll gegürtete Wämser, mit Edelsteinen besetzte Kappen, Perlenketten von der Küste und weiche Stiefel mit hohen Ab sätzen. Ein paar Kinder saßen unter den Erwachsenen, steif und still, in vornehmer Kleidung, für die sie noch viel zu jung schienen. Lark, Hester und Anabel lehnten Schulter an Schulter am Zaun der Flugkoppel und beobachteten sehnsüchtig Elisabeth, Ardit und die anderen. Ihre Pferde waren jetzt gut geschult, sechs Jahre alt und damit erwachsen. Lark konnte kaum atmen, als die Klasse die Koppel hinuntergaloppierte. Sie erhoben sich in den klaren Himmel und schienen von den weißen Wolkenfetzen begrüßt zu werden. Philippa führte sie an. Sie bot eine vorbildliche Vorstellung, eine Pferdemeisterin auf der Höhe ihres Könnens.
    Lark dachte, dass es keinen schöneren Anblick gebe als Meisterin Winter mit Wintersonne, die über der Klasse hinweg flogen, sanken und wieder stiegen. Lark wusste jetzt auch, was die Signale bedeuteten, die sie mit ihrer Gerte gab. Die Klasse vollführte eine Halbe Wende, eine Große Wende und flog in Quadraten. Die Edlen des Rates und ihre Damen klatschten, was eigentlich albern war, denn die Fliegerinnen über ihnen konnten sie schwerlich hören.
    Als die Klasse sich zum Pfeil formierte, auf den Hof herabschoss und dann wieder der heißen Sonne entgegenflog, sogen die Damen auf ihren Stühlen hörbar die Luft ein. »Kalla sei Dank, dass wir das nicht auch machen müssen!«, meinte Hester.

    »Oder die Große Wende«, flüsterte Annabel. »Zumindest in diesem Jahr noch nicht.«
    Lark, die es geschafft hatte, einen Augenblick lang nicht an die bevorstehende Nervenprobe zu denken, schwieg. Die Fliegerinnen der dritten Klasse drehten über ihnen die erste und dann die zweite der Grazien. Es waren reizende ballettartige Formationen, die vor allem geschaffen worden waren, um das Publikum zu beeindrucken. Lark legte den Kopf weit in den Nacken, um sie zu beobachten.
    Als sie ihn wieder senkte, fiel ihr Blick auf die große, schlanke Gestalt Fürst Wilhelms. Er stand auf den Stufen der Halle, und die Sonne glänzte auf seinem hellblonden Haar. Seine Augen wirkten wie schwarze Kieselsteine, als ihre Blicke sich trafen, und selbst über den ganzen Hof hinweg konnte Lark erkennen, wie er spöttisch die schmalen Lippen verzog.
    Lark drückte sich näher an den Zaun und wandte den Blick ab.
    Wilhelm hatte sie zuvor im Gang des Stalls abgefangen, als sie gerade auf dem Weg zu Tup war, um ihm die Bänder in den Schweif zu flechten. Er hatte seine magische Gerte erhoben und Lark mit seinem kalten Blick herausgefordert. Nur dass Hester gerade in dem Augenblick vorbeigekommen war, hatte ihn aufgehalten. Wenn er sie mit der Gerte berührt hätte … wahrscheinlich hätte sie dann auch noch das letzte bisschen Mut verloren, das ihr noch geblieben war. Und das war bestimmt seine Absicht, dachte sie jetzt.
    Der Nachmittag schien sich endlos hinzuziehen, jedenfalls erschien das den Mädchen der ersten Klasse so, die darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen. Nachdem die Drittklässlerinnen ihre triumphale Vorstellung beendet hatten,
landeten sie, stiegen von ihren Pferden und stellten sich vor der Leiterin und dem Fürsten auf, die ihre Leistung auch formal anerkannten. Man heftete jeder von ihnen einen Orden ans Wams, dann nahmen sie mit steifem Kopfnicken die Glückwünsche des Fürsten entgegen und anschließend das Lob der Edlen des Rates. Es war bereits eine Stunde vorüber, bevor sich endlich die Mädchen der zweiten Klasse in die Luft erhoben.
    Die Galerie im Hof leerte sich schon, bevor die Zweitklässlerinnen überhaupt mit ihrer Vorstellung fertig waren. Im Westen ging allmählich die Sonne unter, die Kutschen, die hinter den Stallungen gewartet hatten, fuhren vor, und die Damen wurden eine nach der anderen abgeholt. Als die Zweitklässlerinnen ihre Orden von der Leiterin erhielten, war die Galerie nur noch zur Hälfte besetzt. Petra Süß, die vor lauter Stolz dümmlich grinste, erhielt ihren Orden als Letzte. Selbst einige der Edlen des Rates brachen auf, nachdem diese
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