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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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»Sie sind aber wirklich sehr nett, dass sie uns helfen, um diese Uhrzeit, wirklich, wirklich nett. Und so attraktiv!«
    Colin verschränkte die Arme, lehnte sich an die Wand und sah dabei zu, wie sein Groupie dem Hausmeister die Haare glatt strich.
    Der Mann bekam leuchtende Augen. »So ner netten Lady hilft man doch gerne, tut man, jawoll, gerne.« Er zog einen umfangreichen Schlüsselbund hervor, klimperte damit herum, befummelte das Schloss.
    Blondy drückte sich von hinten an seinen Po.
    »Du machst den Mann nervös, meinst du nicht?«, flüsterte Colin.
    »Vielleicht kann er mir mehr bieten als du.«
    »Schnippisch«, sagte Colin angespannt. »Wir sprechen uns noch.«
    Es klickte, die Tür schwang auf. Lars-Peter flutschte ins Zimmer wie ein geölter Hering aus einem Brötchen. »Oh-nein-oh-nein!«
    »Lass ihn«, sagte Colin. »Ich mach das.«
    Tier saß vor seinem Bett, nur mit Slip und Socken bekleidet, und streichelte den Drumcomputer, den er auf dem Schoß hielt wie ein junges Kätzchen, das vor den bösen Hunden beschützt werden musste.
    »Kollege! Hey!« Colin hatte keine Ahnung, wie er den Drummer aus seiner Lethargie wecken sollte. »Der Bus wartet.«
    Diese Ansage zeigte keine Wirkung. Tier murmelte irgendwas, schien in einer Art Geheimsprache mit seinem Drumcomputer zu parlieren.
    »Hör zu«, sagte Colin, »ich weiß nicht, ob du irgendwas genommen hast oder ob du einfach nur fertig bist.« Er kniete sich hin, hob das Kinn des Drummers mit einem Finger nach oben, sodass er dem Mann ins Gesicht schauen konnte. Leere Augen, das Gesicht ganz nass, die Lippe blutig gebissen … »Alter, du siehst echt fertig aus«, flüsterte Colin. »Kann ich mir echt nicht ansehen. Was soll Blondy denken?« Er wischte dem Drummer mit den Fingern die Tropfen aus dem Gesicht. »Hör zu, wir sind alle ein bisschen fertig … Weißt du, was mir gerade passiert ist? Sag’s aber nicht weiter, hörst du?« Er senkte die Stimme. »Das Mädchen … weißt du, sie ist wie der erste Schmetterling im Frühling. Verstehst du, was ich meine? Es ist mein Frühling, aber nicht nur, es ist auch für uns alle Frühling. Ich meine … okay, ich hab keinen Ständer gekriegt, obwohl sie echt scharf war … weißt du, nicht in dem Sinne scharf, wie eine Nutte scharf ist oder eine Stute oder eine läufige Hündin. Sie ist was Besonderes, weißt du?« Colin legte seine Hand sanft auf die Rechte des Tiers, die den Drumcomputer umklammerte. »Und ich hab keinen Ständer gekriegt. Deshalb versteh ich dich. Deine Gefühle. Manchmal ist es echt zum Kotzen. Aber unsere Gefühle treiben uns vorwärts, außer wenn sie uns im Weg rumstehen. Hör mal, ich glaube, wir haben ne ganze Menge cooles Zeug vor uns. Abgefahrenes Zeug. Spaß. Und weißt du was? Wir haben alle zusammen diesen verdammten Spaß. Du … und deine Süße hier … und ich … und Blondy … und die anderen auch. Okay?«
    Tiers Lippen bewegten sich lautlos, seine Augen zuckten hin und her. Aber dann nickte er. »Meine Süße. Sie ist meine Süße.«
    Colin stand auf, dann hielt er Tier die Hand hin, zog ihn auf die Füße. »Es geht weiter. Es geht weiter, Mann.«
      
    Als der Bus in Erfurt hielt, hatte Colin nicht das Gefühl, auch nur eine Minute geschlafen zu haben. Dabei hatte die Fahrt vier Stunden gedauert und er konnte sich an keine Sekunde davon erinnern. Selbst Blondy hatte ihn in Ruhe gelassen, jetzt starrte sie ihn aus Halbmast-Augen an, löffelte einen Joghurt und murmelte etwas von Morgentoilette und er hätte ja keine Ahnung.
    »Wir haben hier kein Hotel«, sagte Lars-Peter, »deshalb hat der Bus uns direkt zum » Club Paulus « gebracht, in dem wir spielen werden. Ich meine natürlich: ihr. Ihr werdet hier spielen. Und die Bude richtig, äh, rocken.« Er ballte die Faust, aber überzeugend sah das nicht aus. Das lag nicht zuletzt an seinem gestreiften Wollpullover, den er heute trug.
    Die Garderobe war so klein, dass sie nicht alle gleichzeitig sitzen konnten. Ursache waren die beiden platzraubenden Schweizergardisten, die sich schweigsam an ihren Hellebarden festhielten. Vor der Tür diskutierte Lars-Peter unter Aufsicht des Journalisten mit einem Vertreter des Landesbischofs. Colin hörte nicht zu, sondern sah abschätzend in die Runde.
    Tier trug enorme Kopfhörer und justierte seinen Drumcomputer nach eigener Aussage auf die Frequenz der Erfurter Gravitationswellen, die, wie er behauptete, »lächerlich abgefuckt« seien.
    James Bond stimmte seit einer halben
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