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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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15 Paar Schuhe verschickte, jedes Paar zum Rechnungsbetrag von rund 20 Euro. 15-mal also machte das Handy an diesem Tag den Triumph-Ton.
    Gut vier Wochen hatten die beiden mit Flip Flops gehandelt. Jetzt waren sie der Meinung, genug über den virtuellen Schuhhandel gelernt zu haben, um den großen Schritt zu wagen und das »richtige« Unternehmen zu starten. Zudem nahm die operative Arbeit an der Freizeitlatsche inzwischen schon so viel Zeit in Anspruch, dass kaum noch Raum für die Zalando-Planung blieb. Zeit zum Abschalten also. Wobei der Flip Flop-Handel insbesondere Schneider so viel Spaß gemacht hat, dass er gerne noch ein paar Wochen weiter gemacht hätte. Ein paar Restflipflops aus dieser Phase hat Schneider noch heute im Keller. Vielleicht kommen sie ja mal ins Zalando-Museum. Falls es so etwas jemals geben sollte. Komplett abgeschaltet indes wurde die Seite gar nicht: Wer heute hier bestellt, bekommt weiterhin seine Ware – allerdings von Zalando. Der Kunde schlappt einfach automatisch weiter auf zalando.de .
    Damit begann jetzt die Schluss-Phase für die Vorbereitung dessen, was bald als Zalando bekannt werden würde. »Eine sehr turbulente Zeit«, sagt Gentz.
    Torstraße 218: Drei Zimmer und ein Keller sind Zalando
    Dass sie sich für den Start ihres Unternehmens den wohl schlechtesten Zeitpunkt des gesamten Jahrzehnts ausgesucht hatten, konnten Robert Gentz und David Schneider nicht ahnen, als sie Ende August 2008 ihr erstes Maisonette-Büro in der Torstraße 218 in Berlin-Mitte bezogen. Drei Zimmer für Büros und einen Keller als Lager in einem Altbau-Wohnhaus mit Hinterhof, nach vorn heraus zur Hauptstraße. »So konnten wir den Lieferanten immerhin erzählen, wir würden vielleicht auch mal Offline-Shopping machen. Denn damals verband man mit dem Internethandel vor allem ebay und Discount. Und das war nicht unbedingt das, was Markenhersteller mochten«, sagt Gentz. Tatsächlich hatten sie natürlich niemals vorgehabt, auch einen klassischen Schuhladen zu eröffnen. Sie waren schon damals voll und ganz auf dem E-Commerce-Trip.
    Rund 2000 Euro Miete kosteten die knapp 200 Quadratmeter pro Monat – ganz schön viel für ein Unternehmen, das noch im Werden begriffen war und das noch nicht einen Euro eingenommen hatte. Also drückten Gentz und Schneider die Kosten durchs Untervermieten: Sie behielten zunächst nur ein Zimmer und den Keller, in die anderen Räume zog zunächst ein – inzwischen längst untergegangenes – Start-up-Unternehmen, das sich mit Schmuck beschäftigte.
    Da weder ins Budget noch in die Kultur der Gründer ein aufwändiger und teurer Pitch für eine Namensagentur gepasst hätte, grübelten die beiden Chefs zwischen all ihren Flip Flops selber drüber nach, wie sie ihren Laden denn nun nennen sollten. Einfach und am besten kurz, einprägsam und internationalisierbar sollte ein Name für eine Internetfirma sein. Damit der mögliche Kunde den Namen nicht so schnell vergisst und ihn vor allem fehlerfrei in die Maske der Suchmaschine eintippt. Die wunderbar kurzen Namen waren schon belegt, sie zu kaufen hätte viel Geld gekostet. Favorit der beiden Gründer war schon bald »Salando«. Aber nach der rechtlichen Prüfung fürchteten sie Ärger mit dem Schuhkonzern Salamander, der sich ähnlich anhörte. Also ersetzten sie das S durch ein Z – und geboren war der Name Zalando. Die Samwers, so heißt es, hätten keinen Einfluss auf die Namensfindung genommen. An Zufall mag da glauben, wer will: Aber dass der Name der frühen ebay-Kopie der Samwers, »Alando«, seither den Kern des neuen Firmennamens bildet, ist doch irgendwie auffällig.
    Vor lauter Vorbereitungsstress nahmen die beiden Gründer nur am Rande wahr, was in diesen Wochen draußen in der Welt vor sich ging. Die Subprime-Krise in den USA erschütterte die Finanzmärkte. Die Preise für Immobilien waren über lange Zeit rasant gestiegen, immer mehr Amerikaner kauften sich mithilfe immer höherer Kredite immer größere Häuser. Bis immer mehr zutage trat, dass der ganze Immobilienaufschwung nichts als ein Schneeballsystem war, getrieben von faulen Krediten in riesiger Milliardenhöhe. Am 15. September dann platzte die Bombe: Die für bombensicher gehaltene Investmentbank Lehman Brothers, die wie so viele andere Institute kräftig in diesen Immobiliengeschäften mitgemischt hatte, musste Insolvenz anmelden. Ein Schock erfasste die Finanzwelt weltweit. Banken liehen Kunden und anderen Banken von heute auf morgen kein Geld mehr,
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