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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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ist das Wort, das einem bei Zalando und überhaupt im Umfeld der Samwers und deren Inkubator Rocket Internet immer wieder begegnet. Die Grundidee dabei ist, ein Geschäftsmodell so zu entwickeln, dass man es später schnell und ohne grundsätzliche Veränderungen auf andere Märkte oder Produkte erweitern, also skalieren kann. Und wenn man das Wort an einem Tag in der Zentrale 15 oder 20 Mal von verschiedenen Gesprächspartnern gehört hat, ist man manchmal versucht, das Unternehmen nicht Zalando, sondern »Skalando« zu nennen.
    Der gemeine Skalierer braucht knallharte Zahlen für die Planung und Steuerung seines Unternehmens. Denn mit dem Bauchgefühl allein skaliert es sich schlecht. Und deshalb sind solche Zahlen und Daten jeder Art als Entscheidungsgrundlage bei »Skalando« bis heute noch wichtiger als in vielen anderen Unternehmen.
    Neues Testfeld: Die Ökonomie der Flip Flops
    Durch sein nicht ganz selbstloses Ticket-Sponsoring hatte Oliver Samwer Gentz und Schneider nach Madrid und in die Welt von »Rocket Internet« gebracht. Jetzt übernahm sein Bruder Alexander die beiden. Mit ihm telefonierten Gentz und Schneider: »Alex zeigte seine Bereitschaft, in E-Commerce zu investieren«, sagt Gentz. Das war wenig überraschend, denn in diesem Bereich würde die Zukunft liegen, das wusste kaum jemand besser als ein Samwer. Die Gesprächspartner tickten in vielen Dingen ähnlich, da machte sich vielleicht die WHU-Sozialisation bemerkbar: Beide Seiten dachten analytisch und pragmatisch, stark an Zahlen, an der präzisen Messbarkeit von Potenzialen und den Auswirkungen des eigenen Handelns orientiert. Zwecks einfacher und schneller Skalierung des Geschäftsmodells. Das alles passte gut zum E-Commerce, für den man beim Hochfahren der Maschine keine teuren Fabriken oder Geschäftshäuser bauen muss. Irgendwas mit Online also sollte es werden, das war ja schon klar. Genauer jetzt: irgendwas mit Onlinehandel.
    Aber womit handeln? Schuhe waren schnell in der engeren Auswahl, auch Unterwäsche, Mode überhaupt und Beautyprodukte – lauter »emotionale Produkte«, wie Gentz sie nennt. Vor allem sind sie viel zuverlässiger zu kalkulieren als die Bereitschaft junger Menschen, sich in ein neues soziales Netzwerk einzuloggen, was dann vielleicht Werbeerlöse einbringt. Bücher und CDs kamen nicht in Frage, sie waren bereits durch Amazon in Perfektion besetzt. »Wir fanden Schuhe dann am sinnvollsten. Das war die klarste und unkomplizierteste unserer Kategorien. Da war klar, welche Schritte wir zuerst gehen mussten«, sagt Gentz. »Und es hatte den Vorteil, dass mit Zappos in den USA schon ein Unternehmen gezeigt hatte, dass man damit sehr groß werden konnte. Das war wichtig, um weitere Investoren von unserer Idee überzeugen zu können. Man ruft ganz unterschiedliche Hirnaktivitäten bei Geldgebern hervor, ob man nun sagt: ›Wir wollen einen Onlineshop für Schuhe aufbauen‹ oder ›Wir haben jetzt die Möglichkeit, in Deutschland oder sogar in Europa ein erfolgreiches Unternehmen wie Zappos aufzubauen‹«. Denn beim Namen »Zappos« – dem bereits erfolgreichen amerikanischen Urmeter aller Online-Schuhhändler – mögen in den Augen des einen oder anderen Investors gleich die Dollarzeichen in den Augen aufblitzen, was die Mitmach-Bereitschaft maßgeblich erhöht.
    Inzwischen allerdings nervt David Schneider der ewige Vergleich mit Zappos. Und auch die Copycat-Vorwürfe, die alle Firmen im Umfeld der Samwers regelmäßig treffen, kann er kaum noch hören. »Wir bieten Mehrwert für Kunden, den es bisher nicht gab. Das ist eine Innovation«, sagt Schneider.
    Und: »Wenn ein Modehändler ein neues Ladengeschäft mit ein paar Innovationen eröffnet, kritisiert kein Mensch: Das ist ja ein Laden, die Idee ist geklaut, denn Läden hat jemand anderes schon vor langer Zeit erfunden.« Zurück ins Jahr 2008: Die Frage, ob wirklich Tausende Menschen in Deutschland Schuhe bestellen wollen, um sie zu Hause anzuprobieren und dann entweder zu kaufen oder zurückzuschicken, »haben wir uns selbst eigentlich gar nicht gestellt. Man darf bei so etwas einfach nicht so sehr von sich selbst ausgehen, sonst wird der Horizont sehr schnell zu eng«, glaubt Gentz. Schon im klassischen Versandhandel der Katalog-Ära waren Schuhe schließlich eine große Produkt-Kategorie gewesen. Bei ebay in Europa wurde die Produktgruppe ebenfalls sehr schnell groß. Und nicht zuletzt Zappos hatte in den USA ja gezeigt, dass Millionen von Konsumenten bereit
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