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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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sind, ihr Schuhwerk nur nach Anschauung am Computer zu kaufen. Warum also sollte das nicht auch in Deutschland funktionieren?
    Schlecht war aber auch die Auswahl der anderen Warengruppen nicht, mit denen sich die Gründer beschäftigt hatten. Denn sowohl Mode – einschließlich Unterwäsche – als auch Schönheitsprodukte rückte Zalando später zusätzlich in seine virtuellen Regale, als sich abzeichnete, dass die Sache mit den Schuhen ganz gut laufen würde. Alle sind hervorragend für den E-Commerce geeignet.
    Analytiker Gentz hatte bei seinen Untersuchungen zum Suchmaschinenmarketing zudem den Beweis für die ungeheure Nachfrage nach Schuhen im Internet gefunden. »Da war ja ganz deutlich nachzuvollziehen, wie viele Leute jeden Tag Suchbegriffe wie ›Schuhe‹, einzelne Schuhmarken oder ›Größe 38‹ oder Ähnliches eingaben. Die Fakten waren also klar«.
    Schuhhändler wie Görtz waren damals schon im Online-Markt unterwegs, auch Otto oder die Bauer-Gruppe. »Aber es gab im Markt kein Unternehmen«, so Gentz, » das ganz klar den Service in den Vordergrund stellte.« Und das hieß unter anderem: große Auswahl, kostenloser Versand und kostenlose Retouren. »Wir haben die Chance gesehen, etwas Neues zu schaffen, das einen Mehrwert für den Kunden bringt«, erinnert David Schneider an die Überlegungen von damals, sich einzigartig zu machen. »Wir haben gar nicht so sehr nach links und rechts geschaut, um zu sehen, was die anderen machen. Wir wollten etwas bewegen, klar. Aber es war ja nicht abzusehen, wie sich das einmal entwickeln würde.«
    Die Neulinge im Schuhhandel hätten sich haarklein und systematisch auf ihren Start vorbereiten können. Doch das hätte ihnen viel zu lange gedauert, von irgendetwas mussten die Lateinamerika-Heimkehrer ja leben. Also sagten sie sich: »Lass es uns einfach machen. Wir kaufen Schuhe ein und versuchen, sie wieder zu verkaufen. Ganz pragmatisch«, so Gentz. Learning by doing war angesagt. »Wir haben zum Beispiel die Navigation auf der Seite leicht verändert und beobachtet: Wie reagieren die Kunden darauf? Wenn sie positiv reagierten, haben wir es so gelassen oder verfeinert. Wenn nicht, haben wir etwas anders versucht. So optimierten wir die Schriftgröße und tausend anderen Dinge. Und so arbeiten wir im Prinzip heute noch: Wir verbessern uns ständig, indem wir Zalando in kleinen Schritten den Wünschen und Gewohnheiten der Kunden anpassen«, sagt Schneider. Und deshalb können Unternehmensberater mit ihren Komplett-Konzepten noch heute bei Zalando nicht wirklich reich werden.
    Startkapital gab es immerhin, es kam von Alexander Samwer. Nicht viel, 50 000 Euro, aber immerhin. Die Idee mit den Schuhen und das Konzept der beiden Gründer fand er gut. Dabei hatte er die beiden Jungunternehmer bis dahin nie gesehen, alles lief per Telefon oder E-Mail. Als Business Angel zur Unterstützung schickte er stattdessen seinen Schulfreund Florian Seubert, den Finanzchef des Online-Tierbedarfshändlers zooplus.de . Erst zwei Monate später trafen sich die drei erstmals.
    Neben dem überschaubaren Startkapital aber verschaffte Alexander Samwer den Gründern eine andere Ressource, ohne die der Start nicht so schnell hätte klappen können: Programmierer-Zeiten bei Rocket Internet. »Da zogen wir dann durch die Büros, immer auf der Suche nach einem Platz und Programmierern, die ein paar Stunden für uns arbeiten würden.« Im Juli 2008 wurde die Zalando gegründet, ein richtiges Unternehmen war es jedoch noch nicht. Sollte es auch noch gar nicht sein.
    Denn erst wollten die Rationalisten Gentz und Schneider Erfahrung im Online-Schuhhandel sammeln. Der Schritt ins ernste Geschäftsleben sollte ausgerechnet mit einem Produkt erfolgen, das wie kaum ein anderes für Freizeit, Strand und Erholung, mithin das Gegenteil von harter Arbeit, steht: mit Flip Flops. Mit ihrem Onlineshop fliptops.de wollten sie herausfinden, wie das geht mit dem Schuhverkauf, mit der Beschaffung, mit dem Marketing, mit der Lieferung, mit der Abrechnung und überhaupt. David Schneider, bis heute der Produktexperte und Chefeinkäufer bei Zalando, besorgte die Schuhe, die die beiden dann fotografierten. Die Bilder luden sie auf der Seite hoch – und plötzlich waren sie Onlinehändler. Wenn auch bisher nur für Flip Flops. Voller Stolz und Aufregung ließen sie sich jede Bestellung aufs Handy weiterleiten, das dann einen Ton von sich und Anlass zu großer Freude gab. Klang so schon der Erfolg?
    Weit wichtiger
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