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Schrei in Flammen

Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg
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ihre Schuld und Zweifel und deren Einfluss auf ihr bisheriges Leben gesprochen. Sie war eine Eigenbrötlerin geworden, immer nur mit kurzen Beziehungen, die sie meist von sich aus wieder beendet hatte. Beziehungen ohne jede Zukunftsaussicht, die schon von vornherein zum Scheitern verurteilt waren – wie die Sache mit dem australischen Tauchlehrer in Scharm El Scheich … Das war ihr erstmals richtig bewusst geworden, als sie wieder in Ägypten gewesen war. Sie und Ian hatten sich in Freundschaft getrennt und sich einander ein gutes Leben gewünscht.
    Jetzt war sie hier. Und sollte mit dem Mann zusammenarbeiten, der ihr vor vier Monaten an einem eisigen Strand das Leben gerettet hatte. Sie hatte sich vor diesem Wiedersehen gefürchtet. Ohne ihn wäre sie nicht mehr am Leben. Da war es doch nur natürlich, dass sie ihm gegenüber eine besondere Dankbarkeit empfand. Doch gleichzeitig stand das Ganze irgendwie … unglaublich groß und intim … zwischen ihnen.
    Es hatte Augenblicke gegeben, in denen sie schrecklich down gewesen war, tief unten in einem finsteren Loch, in dem sie nichts als Wut gespürt hatte. Wut auf sich selbst, sich in so eine gefährliche Situation manövriert zu haben. Und auf Jons Mörder. Und auf Jens, weil sie sich in diesen Augenblicken gewünscht hatte, er hätte sie sterben lassen.
    Deshalb hatte sie es einfach nicht übers Herz gebracht, mit ihm zu reden. Bis jetzt. Es war aber fast unmöglich, auf einen Menschen wie Jens Høgh längere Zeit wütend zu sein. Dieser Mann schien mit Helium gefüllt zu sein und stieg immer wieder an die Oberfläche. Nur zu gern hätte sie etwas von diesem Helium in sich aufgesaugt.
    Jens kam mit einigen Filzschreibern und einer Thermoskanne mit Kaffee zurück und stieß die Tür mit dem Fuß zu.
    »Halt dich fest. Jetzt steigen wir in die dänische Unterwelt hinab«, sagte er. »Und das wird keine schöne Reise.«
    »Willst du mir nicht erst sagen, mit welchem Fall sie dich betraut haben?«
    »Natürlich, hauptsächlich bin ich dazu abgestellt, die Ermittlungen der Mordfälle zu leiten, die wir auf den Schreibtisch kriegen. Es gibt nämlich verschiedene Varianten davon,
sich gegenseitig auf offener Straße abzuknallen.
Oder es zumindest zu versuchen, sollte ich wohl eher sagen, denn die meisten treffen nicht sonderlich gut. Das Üble an der Sache ist aber, dass häufig Unschuldige mit reingezogen werden, also Leute, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Was Wirtschaftskriminalität und Drogen angeht, gibt es hier qualifiziertere Leute als mich. Und Lars Sønderstrøm – er ist auch hier, du hast ihn sicher schon mal getroffen?« Katrine nickte. »Er trägt Material über die richtig üblen Rockerbanden zusammen, inklusive Abhörung und Überwachung. Das Ganze nennt sich SKAT , und dabei drehen sie wirklich jeden Fitzel um, gucken sich alle Rechnungen ganz genau an und so. Der ist echt verrückt.« Jens schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Wenn du die Ermittlungen leitest, bist du befördert worden?«
    »Ja, aber ich mache mir trotzdem noch die Hände schmutzig. Ich schaffe es nicht, bloß hier rumzusitzen und die Fäden in der Hand zu halten. Ich muss raus auf die Straße. Ich habe sozusagen eine Sonderbewilligung bekommen.«
    »Hm«, sagte Katrine und war fast ein bisschen neidisch. »Weißt du dann zufällig auch, was Melby mit mir vorhat? Ich habe ja nie richtig mit ihm gesprochen.«
    Jens sah sie an und trank einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. »Wenn ich ehrlich sein soll …?«
    »Ich bitte darum.«
    »Ich glaube, er hat keine Ahnung, was er mit dir anfangen soll.«
    »Na super, dann sind wir schon zu zweit.«
    »Und deshalb glaube ich, dass es ihm am liebsten wäre, wenn du da an diesem Tisch«, er zeigte auf ihren Schreibtisch, »sitzen bleiben und den Rest des Jahres darauf verwenden würdest, ein paar Berichte zu schreiben.«
    »Hm.«
    »Ich persönlich fände das ja eine schreckliche Vergeudung. Also nicht, dass du nicht tolle Berichte schreiben könntest – das bezweifle ich nicht.«
    »Um die Regale im Archiv noch mehr aufzufüllen?«
    »Nein, ich denke schon, dass sie gelesen würden. Unsere Arbeit steht im Blickpunkt und hat ziemliche Priorität. Auch für die Medien. Ich denke nur, dass man ruhig etwas ambitionierter denken und dich auch an operativen Einsätzen teilnehmen lassen sollte. Wir können deinen Input sicher gut gebrauchen.«
    »Es würde wenig Sinn machen, wenn ich vollkommen abgeschnitten von den
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