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Schrei in Flammen

Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg
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den verbrannten Körper im Auto.
    Wer bist du?, dachte sie. Und wer hat dir dieses Schicksal beschert? Wer hatte diese wahnsinnige Idee? Sie konnte sich an keinen Fall erinnern, der diesem Szenario auch nur nahekam.
    Als sie an die hundert Fotos gemacht hatte, ging sie zu Jens, der zehn Meter entfernt bei Bistrup stand und den möglichen Tathergang diskutierte.
    »Ausgehend von dem Wagen, könnte das ein Fall für euch sein«, sagte Bistrup kurz angebunden.
    »Darum sind wir ja hier«, sagte Jens. »Aber lass uns erst einmal herausfinden, wer die Tote ist. Und wir sollten das Naheliegende nicht ausschließen, also Selbstmord, eine Eifersuchtstat, Rache oder irgendeine psychische Krankheit …«
    »Selbstmord …?«, platzte Bistrup heraus. »Nein, also, da müsste man schon total verrückt sein!«
    »Mag sein«, sagte Jens. »Andererseits sieht das hier aber ganz und gar nicht nach einem typischen Bandenkonflikt aus. Die abgefackelten Autos, mit denen wir in dem Zusammenhang zu tun hatten, waren alle gestohlen und in irgendwelche Schießereien verwickelt. Die sind angezündet worden, um mögliche DNA -Spuren zu beseitigen. Da saßen nie tote Frauen drin. Außerdem gibt es keinerlei Hinweise, dass heute Abend irgendwo etwas los war.«
    »Die Fälle, die mir dazu ganz spontan in den Sinn kommen, sind allesamt Sexualverbrechen, bei denen der Täter sein Opfer nach dem Übergriff getötet und dann die Leiche und die nähere Umgebung in Brand gesteckt hat, um seine Spuren zu beseitigen«, sagte Katrine.
    »Das muss ich gleich notieren!«, sagte Bistrup gehässig.
    »Tu mir den Gefallen und reiß dich zusammen, Torsten!«, sagte Jens, der jegliche Geduld mit seinem infantilen Kollegen verloren hatte.
    »Hat das Auto eine Wegfahrsperre?«, fragte Katrine und ignorierte Torsten Bistrups verwunderten Blick, dass sie sich mit solchen technischen Details auskannte.
    »Ja, es ist ziemlich neu, sollte also eine haben«, antwortete Jens.
    »Und wie klaut man so ein Auto?«
    »Das ist ein bisschen umständlicher als bei älteren Wagen. Man braucht dazu einen Computer, die richtige Software und einen unbespielten elektronischen Schlüssel.«
    »Wenn das Auto gestohlen ist, können wir daraus also schließen, dass der Täter in diesem Bereich über gewisse Kompetenzen verfügt?«
    »Ganz sicher«, stimmte Jens zu.
    Sie sahen sich den Leichnam einen Moment lang schweigend an. Bistrup ließ sie allein.
    »Wir sollten im Auge behalten, dass es eine Frau ist«, sagte Jens. »Frauen sind nur selten in Bandenkriege verwickelt. Warum befand sie sich also in diesem Auto?«
    »Und wenn es darum ging, ein Attentat zu begehen, was kann geschehen sein?«, fragte Katrine.
    »Vielleicht sollte sie den Tätern das potentielle Opfer bloß zeigen?«, schlug Jens vor.
    »Oder sie hat das Attentat zu verhindern versucht. Dann sehen wir hier das Ergebnis von etwas, das völlig aus dem Ruder gelaufen ist.«
    »Oder könnte es ein Statement sein? Eine Warnung für irgendjemanden?«
    »Und für wen?«, fragte Katrine.
    »Derjenige müsste jedenfalls wissen, dass er gemeint ist«, antwortete Jens. »Das würde dann aber auch bedeuten, dass außer dem Täter noch jemand von dieser Tat weiß.«
    »Es sei denn, der Täter hätte es darauf abgesehen, dass wir genau diese Assoziationen haben«, schlug Katrine vor. »Dass wir exakt diese Gedanken wälzen und uns damit in die Irre führen lassen.«
    »Absolut eine Möglichkeit«, sagte Jens. »Dann wäre es allerdings wirklich gut geplant und nicht bloß eine schiefgelaufene Operation, bei der eins zum anderen geführt hat.«
    »Entscheidend ist auf jeden Fall die Frage, ob es primär dieses Opfer treffen sollte oder ob eigentlich jemand anderem die Ehre zuteilwerden sollte«, sagte Katrine.
    Sie sahen sich noch einmal die Leiche im Wagen an. Torsten Bistrup schlenderte auf sie zu.
    »Aber warum in einem Auto? Und warum mit Feuer?«, fragte Jens. »Was ist das für ein Mensch, der so etwas tut?«
    »Die Distanz ist bei einem solchen Mord viel größer als zum Beispiel bei einem Kontaktmord, also wenn man mit einem Messer zusticht oder jemanden mit bloßen Händen erdrosselt. Er hat eine Situation geschaffen, in der er aus einer gewissen Entfernung operieren kann, gleichzeitig muss er sich darüber bewusst gewesen sein, wie grausam und schmerzhaft ein solcher Tod ist. Wenn es denn tatsächlich geplant war, dass sie in den Flammen umkommt. Vielleicht dachte er ja, sie sei bereits tot – wir wissen schließlich
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