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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer
Autoren: Monica Mccarty
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großen Saal betrat, schlug ihm eine Welle aus Hitze und dem widerlich süßen Gestank von Schweiß übertüncht mit zu viel Parfüm entgegen. Gequält verzog er das Gesicht. Was würde er nicht für einen frischen Hauch der nach Heidekraut duftenden Luft der Highlands geben!
    Aufmerksam suchte er mit den Augen den Saal nach Grant ab. Wie auf dem Schlachtfeld erwies sich seine erstaunliche Körpergröße als äußerst nützlich, und er konnte den Blick ungehindert über das Meer aus sich dicht drängenden Höflingen schweifen lassen.
    Sein jüngerer Bruder Colin, dem es ein wenig schwerer fiel, sich den Weg durch die Menge zu bahnen, kämpfte sich zu ihm durch. »Verdammt, Duncan, nicht so schnell! Du musst wirklich blind sein, Bruder. Lady Margaret hat dir ihre bezaubernden Brüste so fest an den Arm gedrängt, dass sie sie dir praktisch auf einem Silbertablett präsentiert hat.«
    Duncan sah seinen Bruder an. Mit seinen achtzehn Jahren gab es nur wenige Dinge, die Colin mehr interessierten als ein Paar bezaubernde Brüste. Zum Teufel, Duncan war mit einundzwanzig selbst auch nicht gerade uninteressiert daran. Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe sie gesehen.«
    »Und da bleibst du nicht stehen und sagst etwas Ermutigendes zu ihr?«, fragte Colin ungläubig. »Das Feld mag ja schon gut gepflügt sein, aber die Ernte lohnt sich trotzdem. Sie ist ein lüsternes Mädchen. Ein richtiger Schreihals, wie ich höre. Thomas sagte, er musste ihr die Hand über den Mund legen, damit sie nicht die ganze Burg aufweckt.«
    Duncan runzelte die Stirn. Ob sie nun mit ihrer Gunst freigiebig umging oder nicht, es gefiel ihm nicht, wenn sein Bruder so derb von einem Mädchen sprach. »Ich habe keine Zeit, mit Mädchen herumzutändeln, Colin. Es gibt andere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.«
    »Wie viel Zeit brauchst du denn?« Colin verstummte kurz, als die besagte junge Frau näher kam und ihr Blick die beiden Brüder interessiert streifte. Er sah ihrem runden Hinterteil nach, als sie mit verführerisch wiegenden Hüften an ihnen vorbeischlenderte, und erst als sie verschwunden war, kehrte Colins Blick wieder zu ihm zurück. »Die Kleine lechzt regelrecht nach dir. Und Grant ist gerade erst angekommen. Deine Unterredung kann doch sicher noch eine Stunde warten, oder etwa nicht?«
    »Je eher ich mit ihm spreche, umso eher kann ich ihn überreden, Vernunft anzunehmen.« Und umso eher konnte er wieder nach Castleswene zurückkehren und seine Männer auf die Schlacht vorbereiten.
    »Du hast nur eine einzige Sache im Kopf«, meinte Colin kopfschüttelnd.
    Der angewiderte Gesichtsausdruck seines Bruders entlockte Duncan ein schiefes Lächeln, und als er sah, wie Colins Augen einem weiteren ansehnlichen Mädchen folgten, lachte er: »Genauso wie du, kleiner Bruder.«
    Colin grinste. Er machte sich nicht einmal die Mühe, es zu leugnen.
    Duncan verfolgte sein Ziel, sich einen Namen zu machen, unerbittlich, denn er konnte sich den Luxus nicht leisten, es nicht zu tun. Duncan beneidete Colin nicht um die Freiheit, die ihm sein Rang bot. Er akzeptierte seinen Platz mit demselben Pragmatismus, mit dem er alles andere hinnahm, was er nicht ändern konnte.
    Für einen Bastard hatte er mehr Glück als die meisten. Nachdem seine Mutter ihn weggegeben hatte, nahm sein Vater ihn in seinen Haushalt auf, zog ihn zusammen mit seinen Halbbrüdern und -schwestern auf und behandelte ihn nicht anders als seine Geschwister. Wenn überhaupt, dann war es seinem Vater eher schwergefallen zu verbergen, dass er seinen unehelichen Sohn vorzog. Doch der Erbe des Lairds of Auchinbreck und sein tanaiste , sein ernannter Nachfolger, war der drei Jahre jüngere Colin. Nicht einmal die Liebe seines Vaters konnte daran etwas ändern.
    Aber Duncan hatte sich von den Umständen seiner Geburt nicht hindern lassen. Er hatte hart gearbeitet für das, was er erreicht hatte, und in gewisser Weise vermutete er, dass es dadurch nur noch befriedigender war. Er war zum Captain ernannt und die rechte Hand seines Cousins, des Earls of Argyll geworden, trotz und nicht wegen seiner Geburt.
    Das war ein guter Anfang, aber noch längst nicht alles, was Duncan erreichen wollte.
    Er wandte sich wieder der vor ihm liegenden Aufgabe zu und setzte seine Suche nach Grant fort.
    Plötzlich hielt er inne.
    Es war das Lachen, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Weich und süß, erfüllt von einer natürlichen Ausgelassenheit, die in der Menge abgestumpfter Höflinge völlig
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