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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade
Autoren: Suzanne Barclay
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tötet.“ „Eneas würde seinem eigenen Blut niemals Leid zufügen.“ „Das Leben in den Highlands ist hart und gefahrvoll. Unfälle passieren, selbst einem erfahrenen Krieger wie Padruig“, betonte sie. „Ich werde aufpassen, dass meinem Sohn nichts geschieht, bis er alt und kräftig genug ist, um für sich selbst zu kämpfen.“ „Ich spreche mit Eneas und werde ihm klarmachen, dass wir es nicht dulden, wenn er Padruigs Wünsche missachtet.“
    „Er wird nicht auf dich hören.“
    „Dann reite ich selbst nach Blantyre und berichte dem Earl von Padruigs Absichten.“
    „Danke“, sagte Rowena leise. Doch sie wusste, welchen Schmerz es für Finlays verletztes Bein bedeutete. „Es wird uns etwas einfallen.“
    „Was flüsterst du, Rowena?“ fragte zischend eine kalte Stimme.
    Rowena nahm allen Mut zusammen und blickte über den roten Schopf ihres Sohnes zu den funkelnden Augen ihres Gegners. Eneas hatte sie vom ersten Augenblick an verachtet, die junge Frau seines kinderlosen Bruders, die versprochen hatte, für einen Erben zu sorgen, der Eneas von diesem Platz verdrängte. Als sie dieses Versprechen erfüllt und Paddy zur Welt gebracht hatte, hatte sich Eneas’ Feindschaft in Hass gewandelt, die deutlich aus seinen Augen leuchtete.
    Selbst in der menschenvollen Halle und mit Finlay an ihrer Seite fühlte sie sich verwundbar. Eneas hatte sie immer zermürbt, sein missgünstiger Blick schien ihr Innerstes zu durchdringen. Sie widerstand dem Zwang, sich zu ducken. Ein einziges Zeichen von Schwäche, und er würde sich wie ein Falke auf sein Opfer stürzen. Früher hatte sie Padruigs Beistand gehabt. Nun war sie alleine. Ihre scharfe Zunge und ihr Verstand waren die einzigen Waffen für ihre Verteidigung. Sie nahm alle Kräfte zusammen, die Mütter aufbringen können, wenn sie ihr Kind bedroht sehen, und bereitete sich auf den Kampf um die Zukunft ihres Sohnes vor, auf den Kampf um sein Leben. „Wir haben die Rangordnung für das Geleit zur Begräbnisstätte besprochen“, sagte sie mit scheinbar leichter Stimme.
    „Habt ihr das?“ Eneas kniff die Augen zusammen. Er war von großer, hagerer Gestalt, besaß scharfe Züge und dünne Lippen, die immer höhnisch zu lächeln schienen. Er war zehn Jahre jünger als Padruig, hatte die Kraft und Entschlossenheit seines Halbbruders, doch nicht seine Ehrhaftigkeit. „Father Cerdic, dann ich selbst und Paddy.“
    „Er ist zu klein, um so weit zu gehen.“
    Paddy hörte auf, an seinem Kuchen zu kauen, und wandte ihr seinen Blick zu. Sein rundes Gesicht war von ungewohnter Blässe. Tiefe Schatten lagen unter seinen braunen Augen, die denen seines Vaters so ähnlich waren. Sie blickten müde und verwirrt. Er mochte seinen Onkel Eneas ebenso wenig wie sie. Doch es war besser, wachsam zu sein als zu vertrauensselig. „Mutter, darf ich jetzt gehen? Ich kann bald nicht mehr sitzen.“
    Armes Lämmchen! Er hatte so viel durchgemacht. Der plötzliche Tod seines strengen, ihm fremd gebliebenen Vaters, die Spannung, die dadurch zwischen den Menschen in seinem Leben entstanden war, die Aufregungen des Begräbnisses ...
    „Ja, Liebes. Jennie wird dich ...“
    „Er bleibt“, sagte Eneas bestimmt.
    Rowena wandte sich ihm brüsk zu. Sie fühlte ihr Gesicht glühen und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Er ist erschöpft, da er die ganze Nacht neben der Bahre seines Vaters kniete.“ Worauf du bestanden hattest.
    „Wir alle hielten Totenwache. Das erwartet man von uns. Als Laird muss Paddy sein eigenes Wohl hintanstellen“, sagte Eneas mit sichtlichem Gefallen.
    „Er ist doch noch ein Kind.“
    „Ja, das ist er.“ Und ich bin ein starker Mann. Fähig, zu herrschen, wenn ich einen Weg finde, warnten seine Augen. „Ich würde meiner Aufgabe als Paddys Onkel und Lehrer nicht nachkommen, wenn ich zuließe, dass er seine Pflicht vernachlässigt.“
    Wieder dieses verhasste Wort. Und mit ihm kam die offene Warnung vor einem langen, tödlichen Krieg. Verdammt sei Eneas dafür, dass er scheinbar das Beste für Paddy wollte, wenn sie das Gegenteil erkannte. Trotz der erdrückenden Hitze in der Großen Halle überlief sie ein eiskalter Schauder. Was sollte sie tun? Sollte sie Eneas jetzt widersprechen und Padruigs Andenken missachten? Oder nachgeben und Gefahr laufen, Schwäche zu zeigen?
    „Ist schon gut, Mutter.“ Paddy legte seine Hand mit beruhigendem Druck auf ihren Arm. „Ich möchte dabei sein, wenn sie Vater begraben. Ich will einen Steinhaufen als Grabstein errichten,
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