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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz
Autoren: Alice Castle
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weshalb ich es tue. Es bedeutet wirklich überhaupt nichts. Bella,sieh mich an.« Ich wandte mich von ihm ab und blickte wütend aus dem Fenster, bis er mein Kinn zu sich drehte, so dass ich in seine Augen schauen musste. »Bella, ich schwöre beim Leben der Kinder, dass ich die Wahrheit sage. Ich habe es nie weiter kommen lassen als zu ein bisschen Hirten. Da hab ich mich irgendwie nicht im Griff. Ich sehe eine schöne Frau ... und dann muss ich ausprobieren, wie sie auf mich reagiert. Und mit Lou – das war nie mehr als eine Art Spiel. Weil sie deine Freundin ist, schien es mir irgendwie ... ungefährlich. Ich hatte nie auch nur die leiseste Absicht, mehr daraus werden zu lassen, und ich bin überzeugt davon, dass es ihr genauso geht. Kannst du mir glauben?«, fragte er mich ernst. Ich wich seinem Blick aus, so lange es nur ging, doch als ich ihn schließlich anschaute, konnte ich erkennen, dass er es wirklich so meinte. Aber wurde es dadurch wahr? »Flirten ist einfach eine Art Gewohnheit«, fuhr er fort. »Eine schlechte, nein, eine furchtbare Angewohnheit von mir, und ich habe jetzt begriffen, wie bescheuert das ist, und deshalb muss es aufhören. Auch wenn es nichts bedeutet und zu nichts führt, glaub mir ... aber wenn es dir solchen Kummer bereitet, dann geht es schlichtweg nicht und es tut mir leid. Unendlich leid. Ehrlich. Bitte sag mir, dass du mich nicht verlassen wirst.« Tom setzte sich plötzlich hin und barg den Kopf in den Händen. Einen schrecklichen Moment lang fürchtete ich, er würde anfangen zu weinen.
    Ich seufzte. Was sollte ich jetzt bloß tun? So sehr ich Tom auch liebte, traute ich ihm wirklich zu, dass er diese lebenslange Angewohnheit ablegen konnte? Und falls es ihm wie durch ein Wunder tatsächlich gelang, von nun an in meiner Gesellschaft sein Interesse an Kellnerinnen,Platzanweiserinnen und anderen attraktiven weiblichen Wesen im Zaum zu halten, wie sah die Sache bei der Arbeit aus? Auf Reisen? Oder wenn er mit seinen Journalistenkumpels unterwegs war? Unsere Bekannten würden Tom immer noch als den »Frauenliebhaber« einordnen. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass dieser Umstand immer wie ein Meißel auf mein Selbstbewusstsein eingewirkt hatte. Sein Bedürfnis zu flirten schien der Welt zu signalisieren, dass ich nicht gut genug war. Brauchte ich deswegen so viel Trost durch Schokolade?
    Aber halt – ich war kein rührseliges Opfer. Und auch kein Unschuldslamm. Schließlich war ich gegen die Reize anderer Männer längst nicht so immun, wie ich einst gedacht hatte. Und jetzt, wo ich selbst ernsthaft geflirtet hatte, wusste ich genau, was Tom daran so gefiel. Fabrice hatte mir den Kopf verdreht und andere Teile meines Körpers angesprochen. Auch wenn ich keinerlei Absichten gehegt hatte, mich auf irgendeine Art von Liebesspiel einzulassen, hatte ich trotzdem kein Recht, mich hier aufs hohe moralische Ross zu schwingen.
    Was erwartete ich denn wirklich von der Ehe?
    Einerseits wollte ich den Märchenprinzen – glücklich bis in alle Ewigkeit sein und allen anderen entsagen, bis dass der Tod uns scheidet. Andererseits hatten wir, wie Trudie ganz richtig festgestellt hatte, möglicherweise weitere vierzig gemeinsame Jahre vor uns. Da lag der Tod noch in ziemlich weiter Ferne; es gab lediglich einen kleinen Vorgeschmack darauf wie die Lachfältchen um meine Augen oder die steigende Anzahl grauer Haare in Toms Schopf. War es wirklich vernünftig anzunehmen, dass keiner von uns beiden innerhalb der nächsten vier Jahrzehntejemand anderen attraktiv finden würde? Vielleicht wäre Tom mit achtzig weniger empfänglich für hübsche Gesichter, aber darauf wollte ich mich nicht verlassen. Schließlich wusste ich inzwischen auch, dass ich weniger immun gegen das andere Geschlecht war, als ich gedacht hatte. Würden wir also wie zwei Erwachsene mit dieser Situation umgehen oder wollten wir jedes Mal die Scheidung riskieren, wenn ein attraktiver Mensch durchs Bild spazierte? Ich wollte keine von diesen Frauen sein, die jede Demütigung zum Wohle der Familie brav schluckte. Andererseits konnte ich nach allem, was passiert war, auch schlecht so tun, als wüsste ich nicht über die schuldigen Freuden außerehelichen Geplänkels Bescheid.
    Ich dachte angestrengt nach. Und seufzte innerlich. Ich hatte schließlich zwei kleine Kinder. Da blieben mir nicht so viele Möglichkeiten. Aber das würde ich Tom natürlich nicht auf die Nase binden.
    »Pass auf, ich werde das nicht länger dulden. Dein
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