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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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auch sehr viel Mühe gegeben. Ich hoffe, wir sehen uns nachher noch«, sagte Sucher. »In der ersten Etage gibt es Schnittchen und Sekt für die geladenen Gäste. Leider muss ich jetzt weg. Es ist Zeit für meine Rede.«
    Dolly staunte. Da oben auf der Empore stand ihr kleiner Doktor und redete von sinnlichen Vergnügungen, von denen sogar sie noch nichts wusste. Vom Zauber der Farben, von der Lust am Überfluss, von der Angst vor Strafe und von ungebremster Wollust. Na ja, vom Letztgesagten verstand sie doch einiges, aber so wie er es schilderte – mit wohlgesetzten Worten und manchmal zu ihr hinabschauend –, lief ihr doch ab und zu ein leichter Schauer über den Rücken.
    Â»Was macht diese Bilder aus?«, fragte Sucher. »Ich kann es Ihnen sagen: Die Wirklichkeit und damit der Mensch rücken immer stärker in den Vordergrund. Das Interesse gilt in der Malerei dem Porträt, der Landschaft und dem Interieur. Der Mensch hat sich ein freies und unabhängiges Verhältnis zur Natur geschaffen, das die Malerei interpretiert. Genremalerei und Stillleben sind bei Bürgern und Künstlern hoch angesehen.«
    Wunderbar, wie er sprach. Dolly sah sich um. Die Leute hingen an seinen Lippen, Kameras surrten und manch beeindruckter Blick wanderte nach oben.
    War das der Mund des Mannes, der so viel Spaß daran hatte, ihr kleine Schweinereien ins Ohr zu flüstern?
    Auch Rebecca Leist hörte den Vortrag ihres ehemaligen Chefs. Eigentlich hätte sie da oben stehen und reden sollen; alles war so verdammt schiefgelaufen. Mehr als die üblichen Plattitüden gab Sucher nicht von sich, solche Sätze konnte man in jedem Buch nachlesen.
    Â»Und jetzt lassen Sie die Künstler zu Ihnen sprechen! Lustwandeln Sie, geben Sie sich den Bildern hin und schauen Sie.«
    Applaus brandete auf, Blitzlichter erhellten die Szene.
    Sucher nickte freundlich, nahm dann die Treppe nach unten. Er suchte Dolly und reichte ihr den Arm: »Darf ich bitten?«
    Lächelnd hängte sie sich bei ihm ein und folgte ihm.
    Â»Oh – hallo, Rebecca.«
    Leist hatte sich ihnen in den Weg gestellt.
    Â»Schön, dass Sie gekommen sind. Wie geht es Ihnen?« Trotz der Sonnenbrille konnte Sucher ihre Frage nach der Frau an seinem Arm in Leists Gesicht erkennen.
    Â»Darf ich vorstellen? Dr.   Rebecca Leist, meine ehemalige Stellvertreterin, und Dolly …« Sucher zögerte einen Moment und fuhr fort: »Frau Dolly Finder. Meine Freundin. Ich hoffe, Sie nehmen noch an der kleinen Feier in meinem Büro teil, Frau Kollegin.«
    Er wartete Leists Zusage nicht ab, war schon auf dem Weg zu Goldstein, der nahe an einen Pieter de Hooch getreten war – misstrauisch beäugt von einem Frührentner, der als Wächter jobbte.
    Â»Finder?«, kicherte Dolly.
    Â»Passt doch gut«, flüsterte er grinsend. »Ich bin Sucher und du Finder. Ich habe gesucht und dich gefunden. Das fiel mir gerade so spontan ein. Und jetzt lass uns mit den anderen die Ausstellung feiern.«
    Henri Goldstein bat Anna Stern um ein Gespräch unter vier Augen.
    Â»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, kam Goldstein gleich zur Sache. »Mein Haus würde gern alle Werke übernehmen. Ich habe schon eine Liste von ernsthaften Interessenten zusammengestellt und erste, vertrauliche Gespräche geführt. Das Interesse ist sehr groß. Ich gehe davon aus, dass eine Auktion mehrere Millionen Euro bringen wird. Ohne das Vermeer-Bild.«
    Anna wurde es flau im Magen. So viel Geld! Mein Leben wird sich komplett ändern, dachte sie. Und doch freue ich mich nicht. Was ist bloß los mit mir?
    Goldstein hatte eine Ahnung davon, was in Anna vorging. »Lassen Sie sich Zeit. So viel Zeit, wie Sie brauchen. Ich bin immer für Sie da. Rufen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.«
    Â»Ich danke Ihnen«, lächelte sie. »Was muss ich tun, damit das Vermeer-Gemälde offiziell als authentisch anerkannt wird?«
    Â»Vertrauen Sie es mir an«, antwortete er. »Ich kümmere mich darum.«
    Â»Und wenn ich es gar nicht versteigern will?«
    Â»Dann stellen wir Ihnen die Kosten der Untersuchung in Rechnung. Das ist eine lächerliche Summe im Vergleich zum Wert der kompletten Sammlung. Ich nehme an, Sie wollen sich den Vermeer ins Wohnzimmer hängen?«, scherzte er.
    Â»Lieber nicht. Ich habe keine Lust auf ungebetenen Besuch. Das Bild sollte allen Menschen zugänglich
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