Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
Picasso beide Augen auf der einen Seite?«
    Charles Bunting warf ihm einen verärgerten Blick zu. Dann erwiderte er steif: »Ich denke an eine Studie in heiterer Gelassenheit und Ruhe, Gaylord.«
    »Ja - wie Buddha«, sagte May kichernd und ärgerte sich im nächsten Moment über sich selbst. Andererseits war Charles aber auch zu empfindlich.
    Er schlug gereizt mit dem Pinsel auf seine Palette.
    May sagte: »Entschuldige, Charles. Ich hab’s wirklich nicht böse gemeint.«
    Er knurrte, dann mußte er plötzlich gegen seinen Willen lachen und sah sie grinsend an.
    Gaylord saß da und schlug mit der Schulmütze auf sein Knie. Liz war immer noch in ihre Zeitschrift vertieft und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Sie war die einzige, von der er noch keine Notiz genommen hatte. Es war zum Sterben. Am liebsten wäre sie zu ihm hingegangen, hätte ihn kräftig auf den Fuß getreten und gesagt: -Kennst du mich nicht mehr? Ich bin Liz!« Aber solche dramatischen Auftritte lagen ihr nicht, und sie wußte, daß er bloß gelacht und zurückgetreten hätte.
    Es war wirklich ein Elend.
    »Mum, du kennst doch Roger Miles?« fragte Gaylord. »Er geht jetzt ab. Aber er war der beste Sportler von der Schule, Mannschaftskapitän in Kricket und Fußball.««
    »Und was ist mit ihm?« fragte Amanda eifrig und mit klopfendem Herzen. Roger war der Junge, den sie anbetete.
    May jedoch wußte, wenn Gaylord etwas so beiläufig mitteilte, mußte man sich beeindruckt zeigen. »Meine Güte«, sagte sie erstaunt. »Das ist ja toll!«
    »Sein Onkel Franz fährt im August mit einer Pfadfindergruppe nach Deutschland und hat Roger gefragt, ob er mitkommen will. Und er kann auch noch einen Freund mitbringen. Ja, und da - da hat Roger mich gefragt.« Er hielt inne, immer noch überwältigt. »Das wäre natürlich große Klasse.«
    May kannte ihren Sohn. Sie wußte, ihm bedeutete die Einladung mehr, als wenn ihn Prinz Philip zu einer Jagdpartie nach Sandringham aufgefordert hätte. Aber immerhin mußte man auch an die Familie denken. Und so sagte sie vorsichtig: »Junge, wir fahren doch nach Wales. Und wir wollten doch auch Liz mitnehmen. Außerdem
    »Oh, Mummy, darf ich mit nach Deutschland?«
    schrie Amanda. Ins Ausland mit ihren beiden liebsten Männern.
    »Nein, mein Herz«, sagte May klipp und klar.
    »Nein, natürlich nicht«, fügte Gaylord hinzu.«Ist doch keine Kindergartengruppe!«
    »Nach Deutschland?« fragte Opa. »Was, zum Teufel, willst du in Deutschland?« Er begriff nie, warum die Familie auch nur nach Wales fuhr, wo die Luft hier so gut war. Aber nach Deutschland - wozu, um Himmels willen?
    »Klingt doch eigentlich sehr gut«, meinte Gaylord verträumt. »Findest du nicht? Und kostet auch nur fünf Pfund. Oder - oder waren es fünfzig?«
    Lieber Gott, mach, daß sie nein sagen, betete Liz. Mach, daß sie sagen, er soll mit nach Wales kommen.
    »Frag mal deinen Vater«, entschied May.
    Gaylord hielt das für völlig überflüssig. Wer traf denn hier im Haus die Entscheidungen? Sein Vater sagte oft, er habe genug Probleme in seinen Büchern, er brauchte nicht noch Probleme in der Familie. Aber man mußte wohl so tun als ob. »Darf ich, Dad? « fragte er höflich.
    »Was?« fragte Jocelyn zurück und sah seinen So hn an, als hätte er ihn eben zum erstenmal erblickt. Er war in Gedanken weit weg. Die Sonne war untergegangen, eine goldene Orange, und kleine gelbrosa Wolken schwebten am Himmel, süß und unschuldig wie kleine Engel. Die Luft ringsumher war durchtränkt von Farben - blau und rosa und gelb. Irgend jemand hatte etwas von Deutschland gesagt. »Was?« fragte er noch einmal.
    »Nach Deutschland. Im August.«
    »Ja - warum nicht? Du wirst einen Paß brauchen.«
    »Ich hab einen in der Schule.«
    »Du bist richtig gemein, Gaylord«, sagte Amanda empört.
    May dachte an Wales. Ferien mit den Kindern, als beide noch klein waren. Strahlende Morgen, wenn man barfuß über den Strand zum Wasser hinunterlief. Tage voller Spiel und Gelächter und stille Abende mit der Lampe auf dem Tisch, wenn die Kinder im Bett waren und der Regen aufs Dach trommelte und Jocelyn mit Pfeife und Buch in seinem Sessel saß. Ferien in Wales! Und nun hieß es: Darf ich nach Deutschland? Fünf Pfund oder fünfzig, ich weiß nicht mehr. Damals hätten wir für fünfzig Pfund das Häuschen in Wales ein ganzes Jahr lang mieten können. Aber das war albern - die Welt veränderte sich. Ihre geliebte alte Welt war dabei, sich aufzulösen wie eine Sandburg, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher