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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine
Autoren: Terry Pratchett
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umformulieren. Vor dir, Herr Lipwig, liegt ein Leben in ehrenhafter, stiller Zufriedenheit, in bürgerlicher Würde und zu gegebener Zeit natürlich auch im Genuss einer Pension. Ganz zu schweigen von der stolzen goldlichen Kette.«
    Dabei zuckte Feucht zusammen. »Und wenn ich nicht tue, was du sagst?«
    »Hmm? Oh, du hast mich missverstanden, Herr Lipwig. Das ist das Leben, das dich erwartet, wenn du mein Angebot ablehnst. Wenn du es annimmst, wirst du dein ganzes Geschick benötigen, um zu überleben, um dich gegen mächtige und gefährliche Feinde zur Wehr zu setzen, während du jeden Tag vor neuen Herausforderungen stehst. Manche werden vielleicht sogar versuchen, dich umzubringen.«
    »Was? Warum?«
    »Leute sind sauer auf dich. Zufällig gehört ein Hut zu diesem Beruf.«
    »Und in diesem Beruf kann man richtig Geld machen?«
    »Geld und sonst gar nichts, Herr Lipwig. Es handelt sich um den Posten des Direktors des Königlichen Münzamts.«
    »Was? Ich soll den ganzen Tag lang Cents stanzen?«
    »Kurz gefasst, ja. Aber der Posten ist traditionell mit dem Posten des Geschäftsführers der Königlichen Bank von Ankh-Morpork verbunden, was den größten Teil deines Arbeitstages in Anspruch nehmen wird. Geld scheffeln kannst du in deiner Freizeit.«
    »Ein Bankier ? Ich?«
    »Ja, Herr Lipwig.«
    »Aber ich habe keine Ahnung, wie man eine Bank führt!«
    »Sehr gut. Dann kannst du vorurteilsfrei an die Sache herangehen.«
    »Ich habe Banken ausgeraubt!«
    »Famos! Du musst deine Aufgabe nur andersherum sehen«, sagte Lord Vetinari mit einem strahlenden Lächeln. »Das Geld sollte drinnen bleiben.«
    Die Kutsche wurde langsamer und hielt an.
    »Was soll das?«, fragte Feucht. »Worum geht es wirklich?«
    »Als du das Postamt übernommen hast, Herr Lipwig, war es eine Strafe. Nun läuft der Betrieb. So effizient, dass es schon wieder langweilig ist. Aber ein junger Mann könnte feststellen, dass es viel aufregender ist, bei Nacht Wände hochzuklettern - oder Schlösser zu knacken oder sich dem Extremniesen hinzugeben. Woher hast du übrigens die Dietriche?«
    Es war ein winzig kleiner Laden in einer winzig kleinen Gasse gewesen, wo sich niemand aufgehalten hatte außer der kleinen alten Dame, die ihm die Dietriche verkauft hatte. Er wusste immer noch nicht genau, warum er sie eigentlich gekauft hatte. Sie waren im Grunde nur geographisch gesehen illegal, aber für ihn war es ein gewisser Nervenkitzel zu wissen, dass sie sich in seiner Jacke befanden. Andererseits hatte es auch etwas Trauriges, ähnlich wie die Geschäftsleute, die in seriöser Kleidung zur Arbeit kamen, aber bunte Krawatten trugen, in dem verzweifelten Versuch, zum Ausdruck zu bringen, dass irgendwo tief drinnen doch so etwas wie ein freier Geist steckte.
    Oh Götter, ich bin einer von ihnen geworden. Aber wenigstens scheint er nichts von dem Totschläger zu wissen.
    »So schlimm bin ich gar nicht«, sagte er.
    »Und der Totschläger? Ausgerechnet du, der nie jemanden geschlagen hat? Du kletterst auf Dächern herum und knackst die Schlösser an deinem eigenen Schreibtisch. Du bist wie ein Tier im Käfig, das vom Dschungel träumt! Ich würde dir gerne geben, wonach du dich sehnst. Ich möchte dich den Löwen vorwerfen.«
    Feucht setzte zum Protest an, doch Vetinari hob die Hand.
    »Wir können uns gar nicht mehr über das Postamt lustig machen, weil du es in ein seriöses Unternehmen verwandelt hast, Herr Lipwig. Aber die Banken von Ankh-Morpork sind eine ernste Sache. Diese Leute sind echte Esel, Herr Lipwig. Sie haben zu viele Fehler begangen. Sie stecken im Dreck, sie leben in der Vergangenheit, sie lassen sich von Glanz und Reichtum hypnotisieren, sie glauben, dass Gold von großer Bedeutung ist.«
    »Äh ... ist es das nicht?«
    »Nein. Als Dieb und Schwindler, der du bist, Entschuldigung, der du einst warst, weißt du das im Grunde deines Herzens auch. Für dich war es nur ein Mittel, um deinen Schnitt zu machen«, sagte Vetinari. »Was weiß Gold schon über wahre Werte? Schau aus dem Fenster und sag mir, was du siehst.«
    »Ahm, einen kleinen verwahrlosten Hund, der zusieht, wie ein Mann in einer Gasse an die Wand pinkelt«, sagte Feucht. »Tut mir leid, aber du hast dir den falschen Moment ausgesucht.«
    »Wenn du meine Frage nicht so wortwörtlich genommen hättest«, sagte Lord Vetinari und bedachte ihn mit so einem gewissen Blick, »hättest du eine große, geschäftige Stadt gesehen, in der lauter einfallsreiche Leute aus dem
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