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Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Autoren: Falko Rademacher
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seinen Sitz hatte .
    Speziell Fabian fand es witzig, dass eines der spektak u lärsten Verbrechen der vergangenen Jahre in Berlin quasi d i rekt unter den Augen der Polizei stattgefunden hatte. Unb e kannte waren ins KaDeWe eingedrungen und hatten sich über die Wertsachen von Juwelier Christ hergemacht. Wenn man sagt e „Unbekannte“, meint e man damit freilich, dass man ihre Namen sehr genau kannte . Die DNA-Spuren waren eindeutig einem einschlägig bekannten Zwillingspaar zuzuordnen – aber eben doch nicht eindeutig genug. Eineiige Zwillinge haben dieselbe DNA, und weil man nicht beweisen konnte, dass be i de Jungs da gewesen waren, musste man auch beide wieder frei lassen. Die „Welt“ fand damals, das klänge wie aus einem „schlechten Krimi“. Fabian jedoch fand, es klang wie aus e i nem ausgezeichneten Krimi.
    „Also, was denkst du?“
    Lisas Frage riss ihn aus seinen recht unpolizeilichen G e danken. Er bog in die Kleiststraße ab.
    „Das wird eine harte Nuss“, brummte er. „Er hatte ständig wechselnde Partner, kannte den vollen Namen seines Mörders womöglich selber nicht. Wenn es überhaupt einen Mord gab und nicht nur einen erotischen Unfall.“
    Lisa gluckste. „Erotischen Unfall?“
    „Naja, es ist ja kein auto-erotischer Unfall. Wie soll man das sonst nennen?“
    „Einen wirklich schlechten Fick?“
    „Oder einen viel zu guten.“
    Lisa lachte. Ihre provinziellen Befindlichkeiten, die noch aus ihrer Kindheit in Bad Münstereifel herrührten und sie a n hielten, doch bitte Pietät und Respekt vor den Toten zu b e wahren, befanden sich nach Jahren in Berlin kaum noch im messbaren Bereich. Witze halfen, über das Elend und den Wahnsinn, mit dem Polizisten zu tun hatten, hinwegzuko m men und den Job zu erledigen. Fabian war ein Meister darin. Sie hatte sehr oft den Eindruck, dass es für ihn wirklich nur ein ganz normaler Job war, und dass er genauso gut auch Aut o verkäufer oder Schiffschaukelbremser sein konnte . Haupts a che, er hatte genug Zeit für seine Hobbies.
    Zur Zeit war sie sein Hobby. Und sie fragte sich, wie lange noch. Und was dann kam. Bitterkeit? Freundschaft? Oder Li e be?
    Reiß dich am Riemen, Lisa, sonst verwandelst du dich noch in Christine Neubauer.

Drei
     
    Kommissionsleiter Juhnke war ein fairer Mann, und zwar in dem Sinne, dass ihm alles und jeder gleichermaßen am Arsch vorbei ging. Für Lisa war es ein Enigma, wie er die Fü h rung der Mordkommission 7 hatte übernehmen können. Sein Erbgut unterschied sich nur in einem Chromosom von dem eines Dreifingerfaultiers. Mit seinen 60 Jahren schien er eine Zeit zu repräsentieren, in denen die Polizei anders war: autor i tär , gewaltbereit, kryptofascho. Aber dem stand seine une r schütterliche Gemütsruhe gegenüber, sein Desinteresse an Umgangsformen und seine Sucht nach Süßigkeiten. Gerade knabberte er Stück für Stück eine ausgewachsene Toblerone ab, während er dem Bericht des dynamischen Duos lauschte.
    „Wir werden jetzt erst mal rumtelefonieren“, schloss Fab i an gerade ab, „gehen sein Adressbuch durch, fragen nach Freund und Feind.“
    „Viel Spaß.“
    „Gibt’s ‘ne Pressekonferenz?“ wollte Lisa wissen.
    „Nein, im Moment ist das bloß was für die Agenturen. Sie wissen schon, ungeklärte Todesursache , das interessiert erst mal nicht . Wenn wir morgen wieder einen toten Arschpiraten finden, machen wir ’ne Zirkusnummer draus, vorher nicht.“
    In ihrem Großraumbüro waren alle bereits emsig am a r beiten. Die meisten der restlichen Ober- und Hauptkommiss a re saßen am Telefon und brachten geschockten Freunden und Verwandten eine traurige Nachricht bei, dicht gefolgt von ein paar unangenehmen Fragen. Wo waren Sie in den letzten zwölf Stunden? Wer hat Sie dabei gesehen? Kennen Sie jema n den, der einen Groll gegen ihn hatte? Und, jedes Mal sehr vo r sichtig und peinlich berührt… sind Sie, jähem , Sie wissen schon …
    „Na, Sie wissen schon“, stotterte Alfie Hoffmann gerade in sein Headset. „Na, ob Sie auch… wie Herr Sieber… ob Sie die gleichen Interessen teilten in Bezug auf… was? Ja, sicher, er stand auf Paragliding, aber jetzt meine ich halt eher was er so nach dem Paragliding gemacht hat.“
    Er sah Lisa und Fabian an, die ihn amüsiert beobachteten. Hoffmann stellte auf stumm.
    „Der weiß ganz genau, was ich wissen will! Der stellt sich doof!“
    Lisa kannte kein Mitleid mit ihrem Kollegen. „Du musst halt trickreich fragen. Etwa so in der Art von ‚Nehmen Sie
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