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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen
Autoren: Emily van Hill
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der Brombeerduft! Wundervoll!
    Kurz entschlossen zupfe ich ein Stückchen ab und stecke es mir in den Mund. Etwas, das so gut riecht, muss eigentlich noch viel besser schmecken.
    »Iiiieeeeeeeeehhh!« Angewidert verziehe ich das Gesicht, bevor ich die kleine Kostprobe in hohem Bogen wieder ausspucke. Schmeckt kein bisschen nach Beeren, eher wie verdorbene Milch!
    »Dass ihr Menschen aber auch jedes Mal davon essen müsst«, schimpft Bernd und wedelt dabei mahnend mit seinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. »Das ist hier doch nicht das Schlaraffenland. Obwohl meine Großmutter väterlicherseits immer behauptet, früher hätten die Wolken tatsächlich gut geschmeckt. Aber ihr Menschen musstet solange die Luft verpesten, bis der saure Regen auch das letzte Wölkchen ungenießbar gemacht hat.«
    »‘tschuldige«, murmele ich und versuche die letzten Reste der ekligen Masse aus meinen Zähnen zu pulen. Ich nehme mir vor, in Zukunft ab und an Bus zu fahren, um die Umwelt zu schonen.
    »So, da sind wir. Wenn du möchtest, bringe ich dich noch kurz rein«, erklärt Bernd und deutet dabei auf etwas, das aussieht wie ein Toilettenhäuschen aus Holz. Fehlt nur das ausgesägte Herzchen in der Eingangstür.
    »Gut, dann gehen wir mal.« Hoffen wir nur, dass mich darin kein Plumpsklo erwartet.
    Ich öffne die vermeintliche Toilettentür und trete ein. Nach genauerer Betrachtung des Innenraums komme ich zu dem Schluss, dass ich mich in einer Art Fahrstuhl befinde. Die dunklen Wände aus Tropenholz sind über und über mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Etwas Ähnliches habe ich mal in einem thailändischen Tempel gesehen. Am meisten beeindruckt mich aber die Decke. Es sieht aus, als würde man direkt in einen Ozean hineingucken. In der dicken blauen Farbe tummeln sich zahlreiche winzige Fische und andere Meeresbewohner.
    Plötzlich ertönen Harfenklänge und eine sanfte Frauenstimme begrüßt mich mit den Worten: »Willkommen im Himmel. Es freut uns, dass Sie sich für uns entschieden haben. Singen Sie jetzt bitte Ihre Nummer.«
    Fragend drehe ich mich zu Bernd um. »Was soll ich? Meine Nummer singen?«
    »Ja, ich fand die Idee auch nicht so toll, aber selbst vor dem Himmel machen diese blöden Castingshows keinen Halt. Und so weiß man wenigstens gleich, ob ein Verstorbener das Potenzial hat, um in den himmlischen Chören zu singen.«
    Ich werfe ihm einen erstaunten Blick zu, öffne aber brav den Mund und trällere: »Zweeeeeiii, Seeheechs, Füühüühüünf, Siiiieeebeeen, Viiieeeer.«
    Entsetzt hält sich Bernd die Hände vor die Ohren und sieht aus, als wäre er einer Ohnmacht nahe.
    »Ach du meine Güte, wenn du nicht bei mir persönlich angekommen wärst, würde ich denken, dass sich eine höllische Sirene bei uns eingeschlichen hat.«
    Ich weiß auch, dass ich nicht gerade mit einer engelsgleichen Stimme gesegnet bin, aber so schlimm singe ich jetzt auch wieder nicht. In Schulaufführungen durfte ich immer mitmachen. Gut, ich habe die Triangel geschlagen, aber das ist ein überaus anspruchsvolles Instrument.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht. Bitte steigen Sie hier aus. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.«
    Ich weiß zwar nicht, wo ich bin, aber anscheinend bin ich angekommen. Die Aufzugtür öffnet sich und Bernd und ich steigen aus.
    Ich befinde mich in einem etwa fünf Quadratmeter großen Raum, der dafür aber etwa zehn Meter hoch ist. Es wird eine Art Büro sein, vermute ich. Die fensterlosen Wände sind mit bunten Blümchentapeten geschmückt und in der Mitte des Zimmers steht ein brauner Holzschreibtisch. Die Rückseite ist mit einer riesengroßen Schrankwand zugestellt, die bis auf den letzten Zentimeter mit Aktenordnern gefüllt ist. Alle Ordner sind akribisch mit Buchstaben und Jahreszahlen versehen. Einige sind von einer dicken Staubschicht bedeckt und sehen aus, als wären sie seit Jahren nicht mehr bewegt worden. Über dem Schreibtisch hängt etwas, das ich auf den ersten Blick für eine Glühbirne halte. Bei genauerem Hinsehen bemerke ich aber, dass es sich um eine kleine Sonne handelt, die frei im Raum schwebt und für stimmungsvolles Licht sorgt. Da braucht man dann auch keine Fenster.
    Auf dem Tisch häufen sich ebenfalls Unmengen von Akten. Hin und wieder sehe ich zwischen ihnen eine kleine Hand mit einem Stempel hervor sausen. Eine tiefe Stimme murmelt: »Erledigt, erledigt, erledigt.«
    »Hallo Engelbert, ich bringe eine neue Mortatin vorbei. Das ist Monique.«
    Engelbert? Endlich mal
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