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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen
Autoren: Emily van Hill
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Schulter tätschelt.
    »Ganz ruhig bleiben, Monique«, spreche ich mir selbst Mut zu. Ich versuche, die in mir aufsteigende Wut zu unterdrücken. Die haben gut reden, die sind ja auch nicht einfach so aus ihrem Leben gerissen worden. Und dann auch noch versehentlich? Wie blöd ist der Tod denn, dass er eine 32-jährige nicht von einer 85-jährigen Oma unterscheiden kann? Nicht einmal Cher wird in dem Alter noch aussehen wie Anfang dreißig!
    »Okay, wenn das doch alles nur ein Versehen ist, kann man es doch auch wieder rückgängig machen. Schicken Sie den Tod einfach noch einmal los und lassen Sie ihn diesmal der richtigen Person den Garaus machen. Dann kann ich wieder zurück und alle sind zufrieden.«
    Bernd hat entsetzt die Augen aufgerissen und glotzt mich an, als hätte ich mich gerade vor seinen Augen in eine dieser Höllensirenen verwandelt.
    »Monique«, zischt er mir zu. »Du vergisst, mit wem du redest. Der Petrus ist ein ganz hohes Tier!«
    »Das mag ja sein. Aber ich bin schließlich völlig zu Unrecht gestorben. Da wird man wohl kurz seine Contenance verlieren dürfen«, gebe ich giftig zurück. Engelbert hat sich, angesichts meines Totalausfalls, verstört in die hinterste Ecke zurückgezogen. Er gibt vor, eifrig in einem Buch zu lesen, das er allerdings verkehrt herum hält.
    »Ich kann Ihre Aufregung durchaus nachvollziehen, meine Liebe. Verstehen Sie aber bitte, dass das auch für uns ein Sonderfall ist. Ich erinnere mich, dass es so eine Situation schon einmal gegeben hat, aber da ist auch niemand zurückgeschickt worden. Wie stellen Sie sich das denn vor? Es hat ja auch Zeugen gegeben, die Ihrem Versterben beigewohnt haben. Wie sollte man denen erklären, dass Sie auf einmal wieder putzmunter vor ihnen stehen?«
    »Das ist doch Ihre Aufgabe! Lassen Sie sich etwas einfallen. Löschen Sie von mir aus deren Erinnerung oder drehen Sie die Zeit zurück. Hauptsache ich bin wieder am Leben!«
    »Es gäbe da unter Umständen doch eine Möglichkeit«, wirft Engelbert ein, legt das Buch nieder und verlässt seine schützende Ecke. »Ich habe mal von einem solchen Fall gelesen, aber ich kann mich nicht mehr an die Details erinnern. Vielleicht sollten wir den Himmlischen Rat aufsuchen.«
    »Was? Du willst den Himmlischen Rat aufsuchen?«, krächzt Bernd neben mir völlig entsetzt. »Wir können die doch nicht mit so einer Lappalie belästigen oder was meinst du dazu, Petrus?«
    »Hm, ich finde, das ist eine ausgesprochen gute Idee. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. So langsam merke ich wirklich mein Alter. Wenn jemand in dieser Situation helfen kann, dann ist es der Himmlische Rat.« Er dreht den Kopf in meine Richtung und schenkt mir ein strahlendes Lächeln (ich vermute, wenn man einen Heiligenschein trägt, wird jedes Lächeln automatisch besonders strahlend), bevor er sagt: »Ja, meine Liebe, es gibt auch in den ausweglosesten Situationen noch Hoffnung. Dann machen wir uns mal auf den Weg. Wenn ihr mir bitte alle folgen würdet. Und nicht trödeln, das Tor zum Himmel ist immer noch nicht repariert worden.«
    »Na siehst du, Monique. Vielleicht hast du tatsächlich Glück und darfst wieder in dein altes Leben zurückkehren. Obwohl ich mich nun wirklich frage, warum du so sehr an diesem öden Menschenleben hängst«, raunt Bernd mir zu.
    »Wie würde es dir denn gefallen, wenn du von jetzt auf gleich kein Rossignolini mehr sein könntest, sondern auf der Erde leben müsstest?«, gebe ich zurück, wobei ich so unendlich erleichtert bin, dass ich das Gefühl habe zu schweben. »Lieber Gott, wenn du mich hören kannst, und davon gehe ich stark aus, verspreche ich dir, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Nur bitte, gib mir mein Leben zurück«, flüstere ich vor mich hin. Man sollte doch annehmen, dass Gebete, die direkt im Himmel ausgesprochen werden, auch vorrangig behandelt werden.
    Petrus zaubert aus seiner Toga eine kleine Trillerpfeife hervor und setzt sie an den Mund. Es ertönt aber nicht der zu erwartende Pfiff, sondern ein zartes Stimmchen sagt einen kurzen Vers auf:
    »Pforte zum Himmel, komm her ganz geschwind,
    hindurch woll’n Petrus und das Menschenkind.
    Erscheine sogleich und verlier‘ keine Zeit,
    wirst seh’n ihre Reise ist noch unsagbar weit.«
    Der Wolkenboden vor unseren Augen fängt an sich zu bewegen, als ob ein Sturm aufziehen würde. Immer höher türmt er sich vor uns auf, bis er sogar Petrus noch um Armeslänge überragt. Ein kurzes „Bing“, wie von einer
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