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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen
Autoren: Emily van Hill
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keine Zeit zum Plaudern. Einen schönen Tag noch!«, rufe ich ihr im Vorbeilaufen zu. Dabei versuche ich elegant an den Sabberpfützen vorbei zu manövrieren, die Bibbschi und Schniffi zwischenzeitlich auf dem Fußboden hinterlassen haben.
    »De jungen Dinger, nuu, de wärn och imma eschenartischer«, sind die letzten Worte, die ich vernehme, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt.
    Das Wetter ist heute wirklich wundervoll. Leider ist das hier in Berlin auch im Sommer eine echte Seltenheit. Wenn man im Süden aufgewachsen ist, fällt es einem mitunter doch recht schwer, in einem Land zu leben, in dem die Sonne so selten scheint. Umso mehr genieße ich es, wenn mein Job mich aus diesem verregneten Land herausholt. Ginge es nach mir, wäre ich schon längst von hier weggezogen, aber Etienne hat nun mal sein Maklerbüro in Berlin. Um so mehr freue ich mich jedes Jahr, wenn wir ein paar Wochen im Herbst bei meinen Eltern an der Côte d‘Azur verbringen. Naja, genau genommen nur ich. Etienne lässt sein Büro leider nie länger als zwei Tage alleine.
    Ich jogge die Haydnstraße weiter in Richtung Grunewald hinunter. In meinen Ohren dröhnen die Black Eyed Peas und ersetzen mit ihrem Beat meinen Motivator Marc. Ich merke, wie mein Puls sich langsam an den steten Laufschritt gewöhnt und ruhiger wird. Marc würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich das notwendige Aufwärm-Stretching heute mal wieder weggelassen habe. Das hat mir erst letztes Jahr einen ziemlich fiesen Muskelfaserriss beschert. Leider bin ich nicht der Typ, der aus gemachten Fehlern lernt. Gut, wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass mir das gleich wieder passiert, nur weil ich mich einmal nicht gestretcht habe?
    Im Nachhinein hätte ich den Muskelfaserriss dem, was dann geschah, allemal vorgezogen.

Kapitel 2
    Da vorne ist schon die Baustelle. Von dort aus bin ich dann gleich an der Clayallee. Ich verlangsame meinen Schritt ein wenig, um den hart arbeitenden Jungs auf dem Bau die Chance zu geben, mir andächtig hinterher zu starren. Wie erwartet vernehme ich kurz darauf begeistertes Pfeifen und einige recht anzügliche Kommentare, die ich jetzt lieber nicht wiedergebe. Mit mir selbst überaus zufrieden, würdige ich die Arbeiter keines Blickes und setze meinen Weg unbeirrt fort. Schon erreiche ich die Clayallee. Von hier aus ist man auch gleich im Grünen. Es tut schon gut, so ab und an mal aus der Stadt rauszukommen. Ich könnte niemals auf dem Land leben. Gott bewahre, was macht man da den ganzen Tag? So ein Park dagegen ist eine schöne Sache. Vorausgesetzt, er wird auch ordentlich gepflegt. Zum Joggen jedenfalls ist der Grunewald Park genau richtig.
    Während ich in Gedanken versunken dahin spurte, laufe ich um eine Kurve und werde plötzlich von der Sonne geblendet. In letzter Sekunde sehe ich die alte Dame mit der Gehhilfe und setze zum Überholen an. Warum habe ich auch ausgerechnet heute meine Sonnenbrille nicht dabei? Tapfer kneife ich die Augen zusammen und laufe weiter. Aber was ist das? Schon wieder taucht vor mir ein Hindernis auf. Genervt verdrehe ich die Augen: Die Vorstadt-Mutti mit Kinderwagen hat mir noch gefehlt.
    Ich mache einen großen Ausfallschritt und weiche auf die Straße aus. Was guckt diese Kuh mich denn so blöd an und was ist das für ein seltsames Geräusch?
    Auf einmal spüre ich, wie ich ganz leicht werde und vom Boden abhebe. Wie von einem Katapult abgeschossen, erhebe ich mich in die Lüfte. So muss es sich anfühlen, wenn man nach einer erfolgreichen Fettabsaugung aufwacht. Mit einem hässlichen Klatschen lande ich wieder auf dem Erdboden. Um mich herum wird alles ganz dunkel. Hätte ich doch bloß meine Dehnübungen gemacht.
    * * * *
    Für einen Moment wähne ich mich in meinem gemütlichen Bett. Es ist weich und kuschelig. Huh, das war vielleicht mal ein fieser Traum. Ein hysterisches Kichern steigt in mir auf und bahnt sich seinen Weg nach draußen. Plötzlich vernehme ich eine Stimme, die mir energisch zuruft: »Heh! Wollen Sie nicht mal eine Nummer ziehen, Fräulein?«
    Überrascht öffne ich die Augen und blicke in zwei große, runde Knopfaugen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie gehören einem kleinen, dicklichen Männlein in Windeln, das in Augenhöhe vor mir herumflattert. Ja, Sie haben richtig gelesen, es flattert. Das Wesen hat nämlich zwei kleine Flügelchen, die lustige Summ-Brumm-Geräusche machen.
    »Ich hätte gestern vielleicht doch auf die eine oder andere
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