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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre
Autoren: F Schmöe
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Sie sich endlich aufgewärmt und was gegessen haben«, sagte er lächelnd. »Sie haben doch gehört, was Irmtraud gesagt hat.«
    »Woher kennen Sie sich eigentlich?«, fragte Katinka neugierig, während sie den Schlüssel ins Schloss steckte.
    »Ihre Tochter war eine gute Freundin von meiner Tochter«, sagte er. Seiner Stimme war nichts Ungewöhnliches anzuhören, aber Katinka zuckte dennoch unwillkürlich zusammen. Der Gedanke, dass seine Tochter Sybille vor nunmehr fast zwei Jahren bei einem Unfall zu Tode gekommen war, schockierte sie immer noch. Sybille hätte am Leben bleiben können, wenn ein anderer Autofahrer sich nicht vom Unfallort entfernt hätte, ohne Hilfe zu holen.
    »Kommen Sie rein.« Katinka ließ die Plastiktüte mit ihren nassen Sachen auf den Boden fallen und knipste alle Lichter an.
    Hardo folgte ihr, die Hände in den Jeanstaschen, und stand ein wenig deplatziert herum, bis sie ihn in die Wohnküche bat und aus der Speisekammer einen Topf zutage förderte.
    »Wie haben noch eine echte fränkische Leberknödelsuppe da, wie wäre es damit?«
    »Ideal, um das Frühstück einzuleiten«, sagte Hardo lächelnd. Er nahm Katinka den Topf ab und stellte ihn auf den Herd. »Ich bewache die Suppe, und Sie gönnen sich eine heiße Dusche.«
    Während das Wasser auf ihre Schultern pladderte, strengte Katinka wieder und wieder ihr Gedächtnis an, attackierte das Dunkel der Erinnerung, um herauszufinden, was genau heute Nacht geschehen war. Sie grub und gründelte, ohne Erfolg. Ihr Tag begann, als sie auf der Schleusenmauer zu sich kam. Panik rieselte durch ihren Körper.
    Wenigstens die Kopfschmerzen hatten nachgelassen. Katinka kroch erst aus der Dusche, als ihre Haut feuerrot leuchtete, cremte sich ein und fönte die Haare.
    Als sie in die Küche kam, empfing sie Leberknödelduft und ein Hauptkommissar mit einem Handy am Ohr.
    »Danke, Irmtraud. Tja«, sagte er und drückte die Aus-Taste.
    »War das Dr. Koninger?«
    »Genau. Das Labor hat schnell gearbeitet.«
    »Mitten in der Nacht? Lassen Sie mich raten. Sie kennt einen, der einen kennt, der ein Labor betreibt und nachts nicht schlafen kann.«
    »Unsinn. Bei diesen Drogen sind wir auf schnelle Analysen angewiesen.«
    »Und?«
    »GHB. Es baut sich schnell ab, aber wir waren rechtzeitig dran.«
    »Also ist das alles wahr. Kein Traum«, murmelte Katinka.
    Hardo biss grimmig die Zähne aufeinander. Katinka stellte Teller auf den Tisch, kramte nach Besteck und setzte sich ihm gegenüber.
    »Es kann gar nicht anders gewesen sein. Er muss mir was in mein Glas getan haben, während ich wegguckte.«
    »Das schätze ich auch. Guten Appetit übrigens.«
    Katinka musste grinsen. Hauptkommissar Harduin Uttenreuther erfreute sich auch in prekären Situationen eines ungetrübten, gesunden Appetits. Diese Robustheit übertrug sich auf sie und verscheuchte das Gefühl, keinen Bissen runterzukriegen, im Handumdrehen. Schon baggerte er überquellende Löffel voll Suppe in seinen Mund. Sie aßen schweigend. Über unsere Art Arbeit zu sprechen, verdirbt einem den Appetit, pflegte Hardo zu sagen.
    »Ich habe zwei Theorien«, fing Katinka an, als sie ihren Teller geleert hatte. »Möchten Sie noch eine Portion? Nehmen Sie sich einfach.«
    Er griff schon nach der Schöpfkelle.
    »Wenn Sie mich dann nicht als verfressen hinstellen …«
    »Quatsch.« Katinka lachte.
    »Was für Theorien?«, fragte Hardo, während er seinen Teller füllte.
    »Entweder hat Ines, angeblich betrogene Ehefrau, wirklich jemanden beschattet haben wollen. Sie setzte mich auf Henryk an – bleiben wir einfach bei den Pseudonymen. Dann bemerkte Henryk, dass ich hinter ihm herspionierte, und er nutzte die Chance, mich mit Drogen auszuschalten.«
    »Nummer 2?« Hardo kratzte den Teller leer.
    »Henryk traf sich mit mir, weil er auf der Suche nach einer gefügigen Frau war. Als er mich vergewaltigen wollte, entdeckte er meine Waffe. Er kriegte Panik, lud mich auf der Schleusenmauer ab, klaute die Pistole und verdrückte sich.«
    »Ihnen ist schon klar, dass Theorie Nummer 2 eigenartig ist?«
    »Sicher«, gab Katinka zu. »Ich sehe nicht, welche Rolle dann Ines spielt. Übrigens«, sie zögerte. »Ich wollte Sie bitten … kein Wort zu Tom, ja?«
    Hardo zog die Augenbrauen hoch.
    »Wie Sie wollen.«
    Sie spürte seine Missbilligung. Dennoch wollte sie auf keinen Fall, dass Tom Wind von den K.o.-Tropfen und ihrer desolaten Situation bekam. Sie würde selber entscheiden, wann sie ihn einweihte.
    Der Kommissar
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