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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Woodman
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großen Ereignis mit Marzipan zu überziehen und zu dekorieren. Meine Gedanken schlagen Purzelbäume.
    »Hier gibt es noch einiges sauberzumachen, bevor dir dein Hygienezertifikat ausgestellt werden kann«, bemerkt meine Mutter und holt mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie fährt mit ihrem Fingernagel über den Spülstein. »Ich glaube, das Fett hier stammt noch aus dem sechzehnten Jahrhundert.«
    Stimmt. Auch ich sehe, dass es bis zum Erfolg noch eine Weile dauern wird. Aber egal! Ich weiß, ich werde die Früchte meiner Arbeit eines Tages ernten, und sie werden so süß schmecken wie Zuckersirup.
    »Wann hat denn hier zuletzt jemand gewohnt?«, fragt Dad und schaut hoch zu den Spinnenweben, die in Fetzen von der Decke hängen.
    »Mrs. Barnes – der das Haus zuletzt gehörte – zog vor einigen Jahren aus, hat man mir erzählt.« Ich fahre über das Abtropfbrett aus Holz, und auf meinem Finger bleibt eine rote Staubschicht und ein Splitter zurück. Bevor ich mich als Konditorin selbständig mache, muss die Küche in Ordnung gebracht werden – sie hat eine kleine Aufmöbelung nötig.
    »Sieht nicht so aus, als hätte sie sich sonderlich um das Haus gekümmert«, bemerkt Dad.
    »Der Makler gab mir zu verstehen, dass sie schon ziemlich alt gewesen sein muss.« Ich drücke den Splitter aus meinem Finger und spüle ihn unter dem Wasserhahn ab. Das Wasser schießt zuerst mit einem Knall und einem gurgelnden Geräusch heraus, dann fließt es in einem Strahl.
    »So wie das ganze Haus«, verkündet Adam. »Mum, du weißt aber schon, dass das Zimmer hier sich bestens eignet, um meine Spielkonsole aufzustellen.«
    »Auf keinen Fall! Das hier ist mein Bereich. Ich dachte, du könntest dir in der Scheune einen Hobbyraum einrichten. Die ist doppelt so groß wie der Raum hier.«
    »Aber da wird doch mein Pony drin sein«, wirft Georgia ein.
    »Es gibt hier drei Ställe«, stelle ich fest. »Drei Ponys werden wir nicht haben. Du kannst in einem der Ställe das Futter lagern. Und wir haben vier Morgen Land – da ist wohl mehr als genug Platz für uns alle.«
    »Ja, um euch aus dem Weg zu gehen«, sagt Adam und verpasst Georgia einen großen, brüderlichen Schubs, woraufhin sie losstürzt, um ihn gegen das Schienbein zu treten. Eine Szene, die schon so häufig vorgekommen ist, dass ich mittlerweile beim Zählen durcheinanderkomme.
    »Lasst uns nach oben gehen«, meint meine Mutter, um die beiden abzulenken, bevor die Rauferei ausarten kann, wenngleich ich befürchte, dass der nächste Streit mit der Verteilung der Schlafzimmer schon bevorsteht.
    »Die Zimmer sind eigenartig angeordnet«, bemerkt Mum, als wir das obere Stockwerk erreichen. Alle vier Schlafzimmer und das Bad gehen auf der gleichen Seite von einem langen Flur ab, der entlang der Rückseite des Hauses verläuft.
    »Das ist eine sehr traditionelle Anordnung«, erwidere ich. »Ich habe mich über das Langhaus erkundigt. Es wurde so gebaut, dass die Familie mit ihren Tieren unter einem Dach leben konnte. Der Querschlag – die Eingangshalle unter uns – trennte sie voneinander.«
    »Wie um alles in der Welt bekommt man denn eine Kuh nach oben?«, fragt mich Adam.
    »Die Tiere lebten nicht hier oben«, antworte ich und schubse ihn frotzelnd. »Das hier war eine Art Dachboden, zu dem Leitern hochführten. Die Menschen schliefen und lagerten das Heu hier oben.«
    »Und welchen Teil des Hauses bewohnten die Tiere?«, fragt Georgia.
    »Ja, das möchte ich auch gerne wissen, denn ich werde in keinem Kuhstall wohnen«, verkündet Adam, der Inbegriff eines Teenagers des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
    »Küche und Diele waren der Bereich für die Menschen, das Wohnzimmer der für die Kühe. Deshalb neigt sich dort auch der Boden und führt in seiner Mitte eine Rinne. Die war für den Kuhmist.«
    »Das ist ja widerlich«, lautet Adams Kommentar, und er rümpft die Nase. »Kein Wunder, dass es hier stinkt.«
    »Das ist die frische, gute Landluft«, meint meine Mutter und geht leicht in die Knie, um durch das niedrige Fenster auf das Feld zu schauen, auf dem rotgraue und weiße Kühe grasen. »Ich denke, die haben wir diesen Kühen da zu verdanken – oder sind das Stiere? Malcolm, sind das Kühe oder Stiere?«
    »Das sollten wir besser herausfinden, bevor da jemand hingeht«, erwidert mein Vater.
    »Das dürfen wir nicht«, wendet Georgia ein. »Das Feld gehört dem Bauern.«
    »Igitt!«, lautet Adams einziger Kommentar.
    Ich übergehe Adams Bemerkung und öffne
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