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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Woodman
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gefällt mir meine Unabhängigkeit.
    »Mum!«, ertönte es von Georgia, während Sophie gleichzeitig von hinten gegen meinen Sitz trat.
    »Ich weiß, wo ich hinmuss«, sagte ich hartnäckig.
    »Schön, aber wissen Sie auch, wo Sie gerade sind?«, erwiderte er mit leisem Humor in seiner Stimme und lächelte. Obwohl es mir peinlich war, von ihm beim Zuschnellfahren erwischt worden zu sein, lächelte ich zurück.
    »Würden Sie bitte den Weg freimachen, damit wir weiterfahren können«, sagte ich und wurde wieder ernst. Ich verzichtete hinzuzufügen, dass unser neues Haus und ein Umzug auf uns warteten.
    »Gerne. Dafür müssen Sie aber zuerst ein Stück zurückfahren«, meinte er grinsend und schaute mich an, als ob er die Panik in meinen Augen lesen könnte. Das Auto stand mitten in Brombeersträuchern, und zwischen dem hohen Gras und den Wildblumen war ansatzweise ein Graben zu erkennen, der neben der Fahrbahn verlief. »Die nächste Stelle zum Ausweichen liegt ungefähr eine halbe Meile zurück«, fügte er hinzu.
    Ich fuhr zurück, bis ich einen steifen Hals hatte und sich mein Gehirn fast auflöste, während der Mann auf dem Traktor nickte und mich herablassend weiter nach hinten winkte, bis ich eine Toreinfahrt erreichte, in die ich hineinfuhr, damit er sich an uns vorbeiquetschen konnte. Ich spürte, wie ich mich duckte und klein machte, als ob mir dadurch erspart bleiben würde, das Auto neu zu lackieren. Ich weiß nicht, warum ich mir über etwas so Profanes Gedanken machte, denn hätten diese riesigen Räder eine falsche Bewegung gemacht, wären wir alle erdrückt worden.
    »Warum hast du dir von dem Mann nicht sagen lassen, wie wir zu unserem Haus kommen?«, beschwerte sich Georgia, während ich beobachtete, wie der Traktor den Hügel hinunterwalzte. »Warum hast du so getan, als würdest du den Weg kennen?«
    »Weil ich nicht glaube, dass er ihn kennt. Er ist einfach nur irgendein alter Bauerntölpel.« Ich weiß nicht, warum ich »alt« sagte, denn ich denke, er könnte durchaus ein paar Jahre jünger gewesen sein als ich.
    »Was ist das? Ein Bauerntölpel?«, fragte Sophie.
    Ich dachte nicht, dass Adam etwas von der Unterhaltung mitbekommen würde, da er Musik hörte, doch er schaltete seinen iPod aus und erklärte es ihr. »Das ist jemand, der wie eine Vogelscheuche aussieht, und mit einem zerbeulten Hut und einer Feder darauf durch die Gegend läuft. In seinem Mund steckt normalerweise ein Strohhalm, und er spricht so.« Daraufhin ahmte Adam ziemlich treffend den Akzent nach, der für den Südwesten Englands typisch ist, was Sophie zum Lachen brachte und ein Lächeln in Georgias Gesicht zauberte.
    Ich habe mich also doch nicht völlig verfahren, sondern nur kurzweilig die Orientierung verloren, dachte ich triumphierend, als wir oben auf dem Hügel ankamen, wo sich die Fahrbahn teilte. Die linke Spur war ausgeschildert für Uphill Farm und Uphill House. Das Schild lehnte gegen ein Butterfass, das auf einer Steinplatte nahe der Hecke stand. Zwischen der Kapuzinerkresse, den roten Lichtnelken und wilden Erdbeeren befand sich noch eine Tafel, auf der mit Kreide »Kartoffeln« und »Apfelwein« geschrieben stand. Ich bog ab, fuhr an den Schildern vorbei und rumpelte noch eine halbe Meile die holprige Straße hoch. Und genau da sind wir jetzt …
    »Der Fahrer stieg von seinem Traktor herunter, um mit Mummy zu sprechen. Ich mochte ihn gar nicht, Granny«, erklärt Sophie ihrer Großmutter. »Er sagte ›verdammt‹, und das darf man nicht, oder? Ich glaube, er ist sehr unhöflich.«
    »Ach, lass gut sein«, meine ich. »Wir haben es geschafft und sind hier.«
    »So wie die Umzugsleute.« Mum sieht hinüber zur Eingangstür, wo gerade ein Lastwagen vorfährt. »Wir setzen besser mal Teewasser auf. Wo ist der Kessel?«
    »Der liegt bei mir im Kofferraum.« Wir hatten ihn zuletzt eingepackt. Ich schicke Adam los, ihn zu holen.
    »Jennie«, unterbricht mich mein Vater. Er ist inzwischen siebzig und hat, bis er vor kurzem in Rente ging, als Geschäftsführer eines Ingenieurbüros gearbeitet. Er ist groß und schlank und spielt, so oft er kann, Golf, wenngleich ich vermute, dass er genauso viel Zeit am neunzehnten Loch verbringt wie auf dem Platz. Selbst heute trägt er ein weinrotes Polohemd mit dem Logo seines Golfklubs darauf.
    »Ja, Dad?«
    »Der Fahrer möchte wissen, ob er den Lkw im Hof parken und die Möbel durch die Hintertür hereinbringen kann.«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.« Genau
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