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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Woodman
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und ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Ich drehe mich zu meinen drei Sprösslingen um, die mir gefolgt sind und sich an verschiedenen, aus dem Auto mitgebrachten Dingen festklammern: Kopfhörer, iPods, einen Teddybär und die Kühltasche. Sie sind ungewöhnlich still – vielleicht sind sie ja vom Anblick des neuen Hauses überwältigt. Die letzten Tage waren für uns alle anstrengend.
    »Und, wie findet ihr es?«, frage ich sie strahlend. Es ist das erste Mal, dass sie das Haus sehen, abgesehen von dem virtuellen Rundgang auf der Webseite des Maklers, der allerdings mit einem Weichzeichner aufgenommen worden war, um die Risse in den Wänden und die alles überziehende braune Staubschicht zu verschleiern. Anfangs waren sie bei der Haussuche dabei, doch dann begannen sie sich ziemlich schnell zu langweilen, so dass es für mich am Schluss einfacher war, alleine an den Wochenenden nach Devon zu fahren, die sie bei ihrem Vater verbrachten. Mein Blick fällt auf meinen Ältesten, der ein helloranges Hollister T-Shirt und eine Jeans trägt, deren Bund ungefähr auf seinen Oberschenkeln sitzt, wodurch seine Boxershorts zu sehen sind. Adam ist vierzehn, macht aber auf älter. Er ist inzwischen größer als ich, schlaksig, mit braunem Wuschelhaar, grauen Augen und ein paar Pickeln im Gesicht. Er hat sich rasend schnell entwickelt, und das leider auch von mir weg. Mit einem Anflug von Bedauern und einem Stich in meinem Herzen spüre ich, dass er in seinen Augen nicht mehr mein kleiner Junge ist.
    »Nun?«, hake ich nach.
    Er zuckt mit den Achseln.
    »Ist ganz okay, aber ich verstehe nicht, warum du dir jetzt, wo wir sowieso nichts mehr ändern können, darüber Gedanken machst, was ich davon halte.«
    »Adam, ich dachte, der Umzug wäre für dich kein Problem und du würdest die Sache ganz locker nehmen«, erwidere ich. »Das waren zumindest deine Worte.«
    »Das ist ewig her. Außerdem war das, bevor ich diese Bruchbude gesehen habe.«
    Ich höre die Verbitterung in seiner Stimme.
    »Wir werden etwas daraus machen«, werfe ich ein und unterdrücke einen Anflug von Besorgnis, der seinem Gemütszustand gilt. »Wir werden dein Zimmer nach deinen Wünschen einrichten, und genug Platz für einen Hund ist auch da.«
    Wir haben noch keinen Hund, doch Adam hat immer einen gewollt, und ich kann an seinen weicher werdenden Gesichtszügen erkennen, dass er den Umzug nun nicht mehr ganz so fürchterlich findet. Alles wird gut, sage ich zu mir. Er wird sich bald einleben. Das muss er, denn es gibt keinen Weg zurück. Dieser Schritt in ein neues Leben muss sich für uns alle als der richtige herausstellen. Kann sein, dass die Kinder es noch nicht verstehen, doch was ich getan habe, habe ich für sie getan.
    »Wie findest du das Haus?«, frage ich Georgia, das mittlere meiner drei Kinder, die mit ihrem braunen Haar und der zierlichen Statur mir ähnelt. Sie hat ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und trägt eine dünne schwarze Strickjacke über einem weißen Hemdchen und blaue Leggings. Sie wird bald zehn und ist ein richtiger Wildfang.
    »Du hast uns nicht gesagt, dass es in sich zusammenfällt, Mummy«, antwortet sie und zieht mit ihrer Hand den Ärmel herunter, während sie auf den durchhängenden Sturz über der Tür zeigt, die, um mit den Worten des Maklers zu sprechen, zum Salon des Hauses führt. Alles an dem Haus, die Böden, die Wände und die Decken sind schief, aber das macht ja gerade den Charme dieses Hauses aus.
    »Ich glaube, es sah schon immer so aus.« Ich spüre, wie meine Jüngste nach meiner Hand greift und sie mit ihren kleinen, leicht verschwitzten Fingern umklammert. »Was hältst du von dem Haus, Sophie?« Ich schaue nach unten und warte auf ihre Antwort, während sie sich mit ihren großen blauen Augen umschaut. Ihr blondes, lockiges Haar wippt dabei auf den Schultern, und sie spitzt gedankenverloren ihren rosigen Mund. Sie ist acht und viel mehr ein Mädchen als ihre Schwester – sie trägt ein rosa Sommerkleid, und auf ihrer Wange ist ein Abdruck des Lippenstifts meiner Mutter zu sehen.
    »Das ist ein Hexenhaus«, meint sie und schüttelt sich. »Ich mag es nicht.«
    »Oh, das tut mir leid«, sage ich enttäuscht und leicht panisch, dass keines meiner Kinder meine Begeisterung für unser neues Heim teilt. Der Abschied von London war für sie schmerzhaft gewesen, doch ich hatte gehofft, sie würden sich beim ersten Anblick in Uphill House verlieben. Ich wünschte mir, sie würden genau wie der Makler, der es
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