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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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kleine Eberhard zu Ottokar gesagt. „Mir ist lieber, ich hab noch meine Klamotten im Schrank als nur Beethoven im Ohr.“
    Weil sie’s immer mit den Rittern zu tun hatten, besaßen die Mädchen reichlich Streicherfahrung und nutzten sie. Um nicht aufzufallen, hatten Sabine, Elke und Isabel den Autobus im Burghof überhaupt nicht verlassen. Sie lagen auf den Sitzen und warteten. Als das Konzert begonnen hatte, erhoben sie sich und schlichen über die Freitreppe in den Nordflügel. Vorbei an der Verbindungstür zum Rittersaal.
    Im Liegen hatten sie natürlich nichts gesehen. So war ihnen auch der kleine Kuno entgangen, der sich auf seiner Runde durch den Burghof gerade hinter dem Omnibus befand, als sie ausstiegen.
    Der Miniritter folgte ihnen, bog im Nordflügel jedoch zur großen Treppe ab, um die anderen Wachen zu warnen. Die Mädchen schienen noch unschlüssig zu sein, was sie anstellen könnten. Sie schlichen scheinbar ziellos den Westflügel entlang…
    Wie alle großen Pianisten, benötigte auch Fräulein Böcklmeier eine Pause, und wie in den großen Konzertsälen, gab es auch bei Mauersäge ein kaltes Büfett. Elfriede hatte es gemacht.
    Die jüngste Tochter von Schreinermeister Schrimpf aus Wampoldsreute half gelegentlich im gräflichen Haushalt und kannte den Geschmack der Ritter. Entsprechend hatte sie aufgefahren: Es gab vielerlei Säfte, dazu die von der Ritterschaft hochgeschätzen Vitamintabletten, das heißt kleine Brötchen mit dicker Auflage. Vitamin E = Ei; Vitamin B = Braten; Vitamin K = Käse; Vitamin F = geräucherte Forelle und Vitamin D = dreistöckig: Ei – Käse – Braten; oder Forelle – Tomate – Gurke, oder Schinken – Zwiebel – Paprika, oder Quark – Rettich – Schnittlauch, oder Ei – Pilze – Senf. Während die Lehrer einander Bildung demonstrierten, wann Beethoven was komponiert habe, ob der zweite Satz schneller zu spielen sei und das Andante transparenter, gebärdeten sich die Ritter eher als Banausen.
    Dampfwalze empfahl Ingrid Vitamin B, worauf sie meinte: „Dir täte Vitamin F gut! Fisch enthält Phosphor und der regt das Gehirn an.“
    Immer wieder steckten Ritter ohne Mädchen die Köpfe zusammen. „Hast du bemerkt, ob jemand fehlt?“ fragte jeder jeden. „Sabine ist nicht dabei!“ stellte Rolf fest. „Ich weiß es genau. Sie wollte mir Briefmarken mitbringen, wenn wir uns das nächste Mal sehen.“
    „Elke ist auch nicht da!“ meinte Werner. „Wahrscheinlich versuchen sie den Inhalt unserer Schubladen aus den Fenstern zu kippen oder alle Zahnbürsten in die Mülltonne zu werfen“, mutmaßte Klaus.
    „Irgend so was besonders Witziges!“ ergänzte Fritz. „Hoffentlich sind die Minis auf Draht.“
    Ottokar und Stephan lauschten der Gruppe um Fräulein Doktor Horn.
    „Musik… ks… ist für mich die… ks… Krone der Künste!“ gestand Mauersäge. Der Rex, Dr. Waldmann, Sonja, Schießbude nickten, als fänden sie das auch. Fräulein Böcklmeier tupfte sich die Stirn mit einem viel zu kleinen Taschentuch ab und atmete schnell wie ein Hund.
    Jean, der gräfliche Diener, der eigentlich schlicht Hans hieß, reichte Sekt auf silbernem Tablett und schaute so vornehm, daß man ihn auch für verschlafen oder beleidigt halten konnte.
    „Doktor Schüler ist nicht da!“ stellten die beiden Ritter fest. Die Internatsleiterin nippte mit hochmütiger Miene und konnte es nicht lassen, die allgemeine Musikseligkeit mit ihrer Kritik zu versalzen. „Sie haben fabelhaft gespielt!“ lobte sie Fräulein Böcklmeier . „Nur bei dem Pralltriller im zweiundvierzigsten Takt kam es mir vor, als hätten Sie die mittlere Note etwas zu stark betont.“
    „Respekt… ks…, das hätte ich nicht gehört. Mir hat es… ks… ausgezeichnet gefallen! Vorzug… ks… lieh“, lobte Mauersäge, worauf sie ihre Kritik abschwächte und auch alles eigentlich fabelhaft fand.
    An der Tür zum Schultrakt entstand Unruhe. Mit drei Schubkarren, sogenannten Sackwagen, rollten die Minis drei käfigartige Lattenverschläge, wie sie für den Versand von Kühlschränken, Waschmaschinen und sonstigen rechteckigen Geräten verwendet werden, die kleine Treppe in den tiefer liegenden Rittersaal hinunter. Der Abstand zwischen den Latten gab den Blick auf den Inhalt frei. In jedem Verschlag kauerte ein Mädchen: Sabine, Elke und Isabel.
    „Wir bringen hier drei Konzertteilnehmerinnen!“ erklärte Miniritter Eberhard. „Sie wollten an dem Kunstgenuß teilnehmen, waren aber zu schüchtern. Sie sind
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