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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller
Autoren: Marc Raabe
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an dem Tag rausgeschmissen hat, das war wohl eher eine Kurzschlusshandlung.«
    Â»Stimmt«, murmelt David. »Kurze Zeit später stand er ja dann bei mir auf der Matte und wollte dich unbedingt finden.«
    Â»Warum eigentlich?«, fragt Liz.
    Â»Weil er den Film haben wollte«, erklärt Gabriel. »Ich vermute, von Braunsfeld hat ihm Druck gemacht. Im Kadettenweg war eingebrochen worden, und als er von dem versteckten Safe im Kamin erfahren hat, da hat er sich sofort an den Film erinnert. Valerius hatte ihm ja damit gedroht, dass er den Film an einem sicheren Ort versteckt hätte. Und von Braunsfeld und Yuri hatten sofort den Verdacht, dass ich den Film gefunden und mitgenommen hätte.«
    Â»Aber warum«, fragt David, »ist denn niemand darauf gekommen, dass alles mit Valerius zusammenhängt? Die beiden müssen doch mitbekommen haben, dass er ausgebrochen ist.«
    Â»Eben nicht«, sagt Liz und zupft mit einer Hand an ihrer Decke. »Valerius war genauso ein cleveres Schwein wie sein Vater. Er hat Yvette, seine Gefängniswärterin, einfach an seiner Stelle eingesperrt und sie gefügig gemacht. Yvette hatte entsetzliche Angst vor ihm. Und die wenigen Male, wenn von Braunsfeld sich telefonisch gemeldet hat, hat Yvette ihm vorgaukeln müssen, es sei alles in bester Ordnung. Und ansonsten hat von Braunsfeld das Chalet ja gemieden wie die Pest.«
    Â»Was ist mit diesen Frauen, von denen er noch gesprochen hat? Die, die er umgebracht hat?«, fragt David.
    Â»Die eine war wohl ein Model. Yvette hat mir erzählt, dass noch andere vor mir in der Zelle gefangen waren. Valerius hat sich ja schon vor einem Jahr befreit – er hat einfach da weitergemacht, wo er damals aufgehört hat.«
    Â»Ein Model?«, fragt David und starrt Liz an. »Doch nicht etwa die Kristen? Die ist doch verschwunden, spurlos, mit einem Sack voller Haute-Couture-Kleider.«
    Liz wird blass. »O Gott. Die Kleider. Natürlich«, stöhnt sie. »Ciara Kristen. Da hätte ich auch eher draufkommen können.«
    Â»Vielleicht sollten wir doch zur Polizei gehen«, schlägt David vor.
    Â»Vergiss es«, wehrt Gabriel ab. »Die glauben mir kein Wort. Die schicken mich doch auf direktem Wege wieder in der Psychiatrie.«
    Â»Na ja. Diesmal hast du ja ein paar Zeugen«, sagt David und lächelt. »Und dann ist da noch der Film.«
    Gabriel stutzt. »Natürlich. Du hast ja recht. Das sollte reichen, ein besseres Geständnis gibt es nicht.«
    David grinst schief, und für einen kurzen Augenblick erkennt Gabriel in diesem Grinsen sein eigenes Spiegelbild. »Das ist wirklich Ironie des Schicksals«, sagt David. »Valerius hat die Kamera einfach laufen lassen, um sich an dir zu rächen. Und jetzt wird der Film dir die Haut retten.«
    Gabriel sieht wieder zum Fenster hinaus. »Hm. Ja und nein. Immerhin habe ich eine Geisel genommen und bin aus einer Polizeiwache ausgebrochen. Und ich glaube kaum, dass Dr. Dressler mir nachsieht, dass ich ihn splitternackt und gefesselt in der Fußgängerzone ausgesetzt habe.«
    Liz prustet, und etwas Tee läuft über ihr Kinn. »Du hast was gemacht?« Ungläubig starrt sie Gabriel an. Dann beginnt sie zu lachen, zum ersten Mal seit vielen Wochen, und es ist eine ungeheure Erleichterung. »Großartig!«, gluckst sie. »Ein spätes Dankeschön für die Stromstöße.«
    David grinst breit. »Es kommt noch besser. Mein lieber Bruder hat dem Herrn Psychiater auch noch eine Pistole an die Hände geklebt. Sie haben’s in den Nachrichten gebracht. Die Polizei ist mit großem Tatütata und Sondereinsatzkommando angerückt und hat den nackten Attentäter gestellt. Hat ’ne Weile gedauert, bis die kapiert haben, dass sie keinen entlaufenen Irren, sondern einen entführten Irrenarzt vor sich hatten«, feixt er.
    Gabriel muss ebenfalls lachen, und auch wenn es kein wirklich befreites Lachen ist, es fühlt sich gut an. »Na, einfach wird’s jedenfalls nicht, wenn wir zur Polizei gehen.« Rasch wird er wieder ernst. »Sag mal«, fragt er, an David gewandt, »was war jetzt eigentlich mit Yuri?«
    Â»Ich … hatte eine kleine Auseinandersetzung mit ihm«, sagt David zögerlich.
    Â»Du? Eine Auseinandersetzung mit Yuri? Und die hast du überlebt?«
    Â»Ehrlich gesagt, bis vorhin war ich mir gar nicht sicher, ob er sie überlebt hat«, sagt David
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