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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party
Autoren: Agatha Christie
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Feuerdrachen drängten, nahm Mrs Drake Joyce mit in die Bibliothek. Wenn Ihre Gastgeberin Sie bittet, mit ihr zu kommen, dann gehen Sie natürlich mit. Und Joyce hatte sicherlich keinerlei Verdacht gegen Mrs Drake. Miranda hatte ihr ja nur erzählt, dass sie einen Mord gesehen habe. Und so wurde Joyce also umgebracht, und ihre Mörderin war ziemlich nass dabei geworden. Dafür musste sie einen Grund haben, und so schuf sie sich diesen Grund. Sie musste einen Zeugen dafür haben, auf welche Weise sie nass geworden war. Sie wartete auf dem Treppenabsatz mit einer riesigen Blumenvase in der Hand. Nach einiger Zeit kam Miss Whittaker aus dem Feuerdrachen-Zimmer – es war sehr heiß dort. Mrs Drake tat so, als wenn sie erschrak, und ließ die Vase fallen; dabei richtete sie es so ein, dass die Vase sich erst über sie ergoss, ehe sie unten in der Diele in Stücke sprang. Sie rannte die Treppe hinunter, und sie und Miss Whittaker sammelten die Scherben und Blumen auf, während Mrs Drake über den Verlust der schönen Vase jammerte. Und es gelang ihr, Miss Whittaker den Eindruck zu geben, dass sie etwas gesehen hatte, oder jemand, der gerade aus der Bibliothek kam, in der ein Mord geschehen war. Miss Whittaker nahm den Vorfall ganz vordergründig, aber als sie Miss Emlyn davon erzählte, war dieser sofort klar, was daran wirklich interessant war. Und deshalb drängte sie Miss Whittaker, mir das alles zu erzählen.
    Und also«, sagte Poirot und zwirbelte seinen Schnurrbart, »wusste ich nun auch, wer Joyce ermordet hatte.«
    »Und die ganze Zeit hatte Joyce überhaupt keinen Mord gesehen!«
    »Das wusste Mrs Drake nicht. Aber sie hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass jemand im Park gewesen war, als sie und Michael Garfield das Au-pair-Mädchen Olga umbrachten.«
    »Wann wussten Sie denn, dass Miranda das gesehen hatte und nicht Joyce?«
    »Sobald mich die Vernunft zwang, das allgemeine Urteil zu akzeptieren, dass Joyce immer log. Von dem Augenblick an deutete alles auf Miranda hin. Sie war oft im Steinbruchpark und beobachtete Vögel und Eichhörnchen. Wie Miranda mir erzählt hat, war Joyce ihre beste Freundin. Sie hat gesagt: ›Wir erzählen uns alles.‹ Miranda war nicht bei dem Kinderfest, also konnte die pathologische Lügnerin Joyce das verwenden, was ihr ihre Freundin erzählt hatte, nämlich, dass sie einen Mord gesehen habe. Wahrscheinlich wollte sie Ihnen damit Eindruck machen, Madame, der berühmten Kriminalroman-Autorin.«
    »Schon gut, schieben Sie mir nur die Schuld an allem zu.«
    »Nein, nein.«
    »Rowena Drake«, sagte Mrs Oliver. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
    »Sie hat alle dazu nötigen Eigenschaften. Ich habe mich schon oft gefragt«, fügte er hinzu, »was für eine Frau eigentlich Lady Macbeth war. Wenn man ihr im wirklichen Leben begegnen würde, wie würde sie dann sein? Nun ja, ich glaube, ich bin ihr begegnet.«
    »Und Michael Garfield? Sie sind als Paar so unwahrscheinlich.«
    »Interessant – Lady Macbeth und Narziss, eine ungewöhnliche Kombination.«
    »Lady Macbeth«, murmelte Mrs Oliver nachdenklich.
    »Sie war eine gut aussehende Frau – energisch und tüchtig – der geborene Organisator – eine unerwartet gute Schauspielerin. Sie hätten ihre Wehklagen über den Tod des kleinen Leopold hören müssen und wie sie in ihr trockenes Taschentuch geschluchzt hat.«
    »Widerlich.«
    »Sie erinnern sich doch, dass ich Sie fragte, wer Ihrer Meinung nach nett sei und wer nicht.«
    »Hat Michael Garfield sie geliebt?«
    »Ich bezweifle, dass Michael Garfield je einen andern geliebt hat als sich selbst. Er brauchte Geld – viel Geld. Vielleicht hat er zuerst geglaubt, er könne Mrs Levin-Smith so von sich einnehmen, dass sie ihr Testament zu seinen Gunsten verfassen würde. Aber Mrs Levin-Smith gehörte nicht zu dieser Art von Frauen.«
    »Und die Fälschung? Das verstehe ich nämlich immer noch nicht. Was hatte die für einen Sinn?«
    »Das war auch zuerst etwas verwirrend. Zu viel Fälschung, könnte man sagen. Aber wenn man sich’s recht überlegt, wurde der Zweck sehr schnell klar. Man musste bloß bedenken, was denn tatsächlich passiert war.
    Mrs Levin-Smith’ ganzes Vermögen ging an Rowena Drake.
    Das vorgelegte Kodizill war so plump gefälscht, dass jeder Anwalt es gemerkt hätte. Es sollte angefochten werden, die Gutachten der Sachverständigen sollten erreichen, dass es für ungültig erklärt wurde, und das ursprüngliche Testament sollte wieder gelten. Da Rowena
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