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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party
Autoren: Agatha Christie
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bringt keine Mädchen mit zum Tee oder so etwas. Nicht so oft wie andere Mädchen. Ich glaube, ihre beste Freundin war Joyce Reynolds.« Sie fügte hinzu: »Joyce erzählte ihr immer fantastische Geschichten von Elefanten und Tigern.« Sie gab sich einen Ruck. »Ja, dann werde ich mal packen, wenn du darauf bestehst. Aber ich habe gar keine Lust wegzufahren. Ich habe so viel angefangen, das Quittengelee zum Beispiel und – «
    »Du musst mitkommen«, sagte Mrs Oliver. Sie war unnachgiebig.
    Judith kam eben mit zwei Koffern wieder die Treppe herunter, als Miranda etwas atemlos durch die Seitentür gerannt kam.
    »Essen wir nicht erst Mittag?«, fragte sie.
    Trotz ihrer elfenhaften Erscheinung war sie ein gesundes Kind, das gern aß.
    »Wir kehren unterwegs ein«, sagte Mrs Oliver. »Wir fahren zum ›Schwarzen Buben‹ in Haversham. Das kommt gerade hin. Wir brauchen eine Dreiviertelstunde von hier, und es gibt dort sehr gutes Essen. Komm jetzt, Miranda, es geht los.«
    »Dann hab ich wohl keine Zeit mehr, Cathie zu sagen, dass ich morgen nicht mit ihr ins Kino gehen kann. Oder vielleicht kann ich sie anrufen.«
    »Gut, dann beeil dich«, sagte ihre Mutter.
    Miranda rannte ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand. Judith und Mrs Oliver luden die Koffer in den Wagen. Miranda kam wieder aus dem Wohnzimmer.
    »Ich habe eine Nachricht hinterlassen«, sagte sie atemlos. »Das ist erledigt.«
    »Ich glaube, du bist verrückt, Ariadne«, sagte Judith, als sie ins Auto stiegen. »Völlig verrückt. Worum geht’s denn eigentlich?«
    »Das werden wir schon erfahren, nehme ich an«, sagte Mrs Oliver. »Ich weiß nicht, ob ich verrückt bin oder ob er es ist.«
    »Er? Wer?«
    »Hercule Poirot«, sagte Mrs Oliver.
     
    Hercule Poirot saß in London mit vier andern Männern in einem Zimmer. Einer war Inspektor Timothy Raglan, der zweite Superintendent Spence, der dritte Alfred Richmond, der Chief Constable der Grafschaft, und der vierte ein Mann von der Staatsanwaltschaft. Die vier Männer sahen Hercule Poirot an.
    »Sie scheinen ganz sicher, Monsieur Poirot?«
    »Ich bin ganz sicher«, sagte Hercule Poirot. »Wenn sich gewisse Vorgänge so zu ordnen beginnen, dass einem klar wird, so und so muss es gewesen sein, dann sucht man nur noch nach Gründen, warum es nicht so und so gewesen sein kann. Wenn man diese Gründe nicht findet, dann wird man in seiner Meinung bestärkt.«
    »Die Motive scheinen etwas kompliziert, wenn ich das sagen darf.«
    »Nein«, sagte Poirot, »nicht wirklich kompliziert. Sondern so einfach, dass es sehr schwer ist, sie klar zu erkennen.«
    Der Herr von der Staatsanwaltschaft sah skeptisch aus.
    »Ein ganz eindeutiges Beweisstück wird uns ja in Kürze vorliegen«, sagte Inspektor Raglan. »Natürlich, wenn wir uns in dieser Hinsicht geirrt haben…«
    »Bim, bam, bum, keine Katze liegt im Brunn’?«, sagte Hercule Poirot. »Meinen Sie das?«
    »Na ja, Sie müssen doch zugeben, dass es sich nur um eine Vermutung von Ihrer Seite handelt.«
    »Alle Tatsachen deuteten von Anfang an in diese Richtung. Wenn ein Mädchen verschwindet, gibt es dafür nicht viele Gründe. Der erste ist, sie ist mit einem Mann durchgebrannt. Der zweite ist, sie ist tot. Alles andere ist weit hergeholt und kommt so gut wie nie vor.«
    »Gibt es noch andere Punkte, die Sie uns vortragen können, Monsieur Poirot?«
    »Ja. Ich habe mich mit einer bekannten Immobilienfirma in Verbindung gesetzt. Sie hat sich auf Grundstücke im Westindischen, an der Ägäis, der Adria, am Mittelmeer und so weiter spezialisiert. Ihre Klienten sind im Allgemeinen wohlhabend. Hier ist ein kürzlich getätigter Kauf, der Sie interessieren wird.«
    Er reichte ein zusammengefaltetes Papier hinüber.
    »Und Sie glauben, das hat damit zu tun?«
    »Ich bin ganz sicher.«
    »Ich dachte, der Verkauf von Inseln ist von der dortigen Regierung verboten worden?«
    »Geld findet immer eine Möglichkeit.«
    »Und sonst gibt es nichts, was Sie uns noch sagen können?«
    »Es ist möglich, dass ich innerhalb von vierundzwanzig Stunden etwas für Sie habe, das die Sache zum Abschluss bringt.«
    »Und was ist das?«
    »Ein Augenzeuge.«
    »Sie meinen -?«
    »Ein Augenzeuge eines Verbrechens.« Der Herr von der Staatsanwaltschaft sah Poirot immer ungläubiger an.
    »Wo ist dieser Augenzeuge jetzt?«
    »Auf dem Weg nach London, wie ich inständigst hoffe.«
    »Sie klingen – beunruhigt.«
    »Das stimmt. Ich habe getan, was ich tun konnte, um Vorkehrungen zu treffen, aber ich
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