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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben
Autoren: Nele Neuhaus
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hinterhältigem Mordversuch an Amelie und Thies.
    »Das ist nicht wahr«, flüsterte er immer wieder mit wachsender Fassungslosigkeit.
    »Doch, das ist es. Daniela Lauterbach wollte Thies umbringen, weil er Augenzeuge war, als ihr Mann Stefanie Schneeberger erschlagen hat. Und Amelie sollte sterben, weil sie durch Thies hinter dieses Geheimnis gekommen war.«
    »Großer Gott!« Terlinden fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Mir scheint, Sie haben Ihre große Liebe nicht wirklich gut gekannt, wenn Sie tatsächlich mit ihr fliehen wollten.« Pia schüttelte den Kopf.
    Terlinden starrte vor sich hin.
    »Ich Idiot. Ich bin an allem schuld! Ich selbst habe Albert Schneeberger damals das Haus angeboten.«
    »Was hat denn Schneeberger damit zu tun?«
    »Diese Stefanie hat Thies völlig den Kopf verdreht. Er war ganz verrückt nach ihr, und dann hat er irgendwann gesehen, wie sie mit Gregor … na ja … Sie wissen schon. Er hat einen Wutanfall bekommen und Gregor angegriffen, wir mussten ihn in die Psychiatrie bringen. Eine Woche bevor das Unglück passiert ist, kam er zurück nach Hause. Er war wieder ganz vernünftig. Die Medikamente haben bei ihm Wunder gewirkt. Und dann hat Thies gesehen, wie Gregor Stefanie erschlagen hat.«
    Pia stockte der Atem, beinahe wäre ihr der Mund aufgeklappt.
    »Gregor wollte weglaufen, aber da stand Thies plötzlich vor ihm. Er stand einfach da, starrte ihn an und sagte kein Wort, wie es so seine Art ist. Gregor rannte in Panik nach Hause, er hat geheult wie ein Baby.« Terlindens Stimme bekam einen verächtlichen Klang. »Daniela rief mich an, wir trafen uns an Sartorius' Scheune. Thies saß neben dem toten Mädchen. Mir erschien es in dem Moment als das Beste, die Leiche irgendwo zu verstecken, und mir fiel dafür nur der alte Bunker unter der Orangerie ein. Aber es war unmöglich, Thies wegzuschicken. Er hielt Stefanies Hand umklammert. Da kam Daniela auf die Idee, ihm zu sagen, dass er auf Stefanie aufpassen solle. Es war nicht ungefährlich, aber es klappte. Elf Jahre lang. Bis diese Amelie aufgetaucht ist. Dieses neugierige, kleine Aas hat alles kaputt gemacht.«
    Er und Daniela Lauterbach hatten die Wahrheit über Laura und Stefanie all die Jahre gewusst und geschwiegen. Wie hatten sie mit diesem entsetzlichen Wissen nur leben können?
    »Und wer«, fragte Pia, »dachten Sie, hat das Mädchen und Ihren Sohn entführt?«
    »Nadja«, erwidert Claudius Terlinden dumpf. »Ich hatte sie an dem Abend, als Gregor Stefanie erschlagen hat, in der Scheune gesehen, aber niemandem davon erzählt.«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Später habe ich mit ihr darüber gesprochen«, fuhr er fort.
    »Sie war ganz vernünftig, und als ich ihr über einen alten Freund einen Kontakt beim Fernsehen verschafft habe, versprach sie mir, niemals ein Wort darüber zu sagen. Sie verließ Altenhain, wie sie es immer vorgehabt hatte, und machte eine großartige Karriere. Damit war Ruhe eingekehrt. Alles war in Ordnung.« Er rieb sich die Augen. »Es wäre nichts passiert, hätte sich jeder an die Spielregeln gehalten.«
    »Menschen sind keine Schachfiguren«, entgegnete Pia scharf.
    »Doch«, widersprach Terlinden. »Die meisten Menschen sind glücklich und zufrieden, wenn ihnen jemand die Verantwortung für ihr mickriges Leben abnimmt und Entscheidungen trifft, zu denen sie selbst nicht fähig sind. Jemand muss den Überblick über das Große und Ganze behalten, die Fäden ziehen, wenn es nötig ist. Und dieser Jemand bin ich.« Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, mit einer Spur von Stolz darin.
    »Falsch«, entgegnete Pia nüchtern, nachdem sie nun alle Zusammenhänge verstanden hatte. »Das waren nicht Sie, sondern Daniela Lauterbach. Sie waren auch nur ein Bauer in ihrem Schachspiel, den sie nach Belieben hin und her geschoben hat.«
    Terlindens Lächeln verschwand.
    »Hoffen Sie, dass mein Chef sie am Flughafen noch erwischt. Sonst sind Sie nämlich der Einzige, der fette Schlagzeilen bekommt und für den Rest seines Lebens ins Gefängnis geht.«
    »Nicht zu fassen.« Ostermann schüttelte den Kopf und blickte Pia an. »Wenn ich das richtig verstehe, dann gehört Tobias' Mutter von Rechts wegen halb Altenhain.«
    »Genau.« Pia nickte. Vor ihnen auf dem Tisch lag der dreiseitige Letzte Wille des Wilhelm Julius Terlinden, aufgesetzt und notariell beglaubigt am 25. April 1985, in dem er seine Ehefrau Daniela Terlinden geborene Kroner und seinen Bruder Claudius Paul Terlinden
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