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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben
Autoren: Nele Neuhaus
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unbekannte weibliche Stimme meldete sich.
    »Bodenstein«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung, aber ich hatte eine Rückrufbitte auf meinem Handy und dachte, es sei dringend.«
    »Ach … hallo«, erwiderte die Frau. »Ich war noch mit meiner Schwester bei Thies im Krankenhaus und bin eben erst nach Hause gekommen. Aber ich wollte mich bei Ihnen bedanken.«
    Jetzt erst begriff Bodenstein, wer am anderen Ende der Leitung war, und sein Herz machte einen erfreuten Satz.
    »Wofür bedanken?«, erkundigte er sich.
    »Sie haben Thies das Leben gerettet«, sagte Heidi Brückner. »Und das meiner Schwester wahrscheinlich auch. Wir haben im Fernsehen gesehen, dass Sie meinen Schwager und die Lauterbach verhaftet haben.«
    »Hm. Ja.«
    »Na ja.« Sie klang plötzlich verlegen. »Das war's eigentlich schon, was ich Ihnen sagen wollte. Sie … Sie hatten ein paar anstrengende Tage, wahrscheinlich sind Sie müde und …«
    »Nein, nein«, sagte Bodenstein schnell. »Ich bin hellwach. Aber ich habe seit Ewigkeiten nichts gegessen und wollte jetzt irgendwo frühstücken gehen.«
    Eine kurze Pause entstand, und er fürchtete schon, das Gespräch könnte unterbrochen worden sein.
    »Etwas frühstücken könnte ich jetzt auch«, erwiderte sie dann aber. Bodenstein konnte ihr Lächeln förmlich sehen und lächelte ebenfalls.
    »Wollen wir nicht zusammen irgendwo einen Kaffee trinken?«, schlug er vor und hoffte, dass es gelassen klang. Innerlich war er alles andere als gelassen, er hatte das Gefühl, seinen Herzschlag bis in die Fingerspitzen zu spüren. Es kam ihm beinahe vor, als ob er etwas Verbotenes tat. Wie lange war es her, dass er sich mit einer attraktiven Frau verabredet hatte?
    »Das wäre toll«, antwortete Heidi Brückner zu seiner Erleichterung. »Aber ich bin leider schon wieder zu Hause. In Schotten.«
    »Besser als in Hamburg.« Bodenstein grinste und wartete gespannt auf ihre Erwiderung. »Obwohl ich für einen Kaffee jetzt sogar glatt bis nach Hamburg fahren würde.«
    »Dann kommen Sie doch lieber im Vogelsberg vorbei«, entgegnete sie. Bodenstein verlangsamte das Tempo, weil vor ihm ein Schneepflug fuhr. In einem Kilometer ging es rechts auf die B 8 nach Kelkheim. Zu Cosima.
    »Das ist mir ein bisschen zu ungenau«, sagte er, obwohl er ihre Adresse dank ihrer Visitenkarte eigentlich hatte. »Ich kann ja nicht den ganzen Vogelsberg nach Ihnen absuchen.«
    »Stimmt, das wäre schade um die Zeit.« Sie lachte. »Schlossgasse 19. Mitten in der Altstadt.«
    »Okay. Das finde ich«, erwiderte er.
    »Prima, dann bis später. Und fahren Sie vorsichtig.«
    »Das mache ich. Bis gleich.« Bodenstein beendete das Gespräch und stieß einen Seufzer aus. Ob das eine gute Idee war? Im Büro wartete eine Menge Papierkram, und zu Hause wartete Cosima. Der Schneepflug kroch noch immer vor ihm her. Rechts ging es nach Kelkheim.
    Die Arbeit hatte Zeit. Und das Grundsatzgespräch mit Cosima erst recht. Bodenstein holte tief Luft und setzte den Blinker. Nach links. Richtung Autobahn.
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