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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
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Krankenwagen. Mein Vater hatte einen Anfall. Wir brauchen Hilfe!«
    Börje schüttelte bestürzt den Kopf. »Leider hat der Sturm die Telefonleitungen zerstört. Ich habe vorhin versucht zu telefonieren. Es funktioniert nicht.«
    »Das würde ohnehin nichts nützen, so leid es mir tut«, erklärte Martin und richtete sich auf. »Er ist, wie gesagt, tot.«
    »Aber was ist passiert?«, schluchzte Britten. »Hatte er einen Herzinfarkt? Oder einen Schlaganfall? Was ist denn bloß geschehen?«
    Martin wollte schon die Achseln zucken, um zu zeigen, dass er es nicht wusste. Aber dann sog er ein wenig die Luft ein. Von dem alten Mann ging ein Geruch aus, der ihm bekannt vorkam. Er beugte sich über Ruben, dessen Gesicht noch immer zwischen Heringen und Fleischbällchen lag, und schnupperte erneut. Ja, da war er. Schwach, aber doch deutlich.
    Der Duft von Mandeln. Von etwas, das es hier nicht geben durfte. Er griff nach dem Glas, das Ruben geleert hatte, und steckte die Nase hinein. Ihm schlug ein deutlicher Geruch von Bittermandeln entgegen, das bestätigte seinen Verdacht.
    »Er wurde ermordet.«
    Ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust, während sie auf den Hinterkopf ihres Großvaters starrte. Er war so still.
    Miranda klammerte sich an die Tischplatte und konnte den Blick nicht von dem Toten lassen. Gleichzeitig war sie noch immer wütend über die Kritik, die er eben an ihr geübt hatte, und sie musste sich beherrschen, um ihm nicht gegen das Schienbein zu treten. Wie konnte er es wagen, sie derart anzugreifen! Und das vor allen anderen. Nicht nur vor ihrer eigenen Familie, sondern auch vor ihren Cousins und ihrem Onkel und ihrer Tante, die sie wie hungrige Raubtiere angestarrt hatten, jederzeit bereit, über die Reste herzufallen, nachdem sich der Leitwolf das genommen hatte, was er wollte. Warum konnte er ihr nicht mehr Zeit geben? Niemand wusste besser als er, wie lange es dauerte, ein Unternehmen von null aufzubauen. Sie hätten das Problem lösen können, er hatte doch ein Riesenvermögen. Zwei weitere Millionen hätten ihm nichts ausgemacht. Das waren ja Peanuts für ihn. Und der arme Bernard. Auch er hatte es nicht verdient, öffentlich derart bloßgestellt zu werden. Er arbeitete so hart und hatte wirklich alle Chancen, erfolgreich zu sein. Wenn er nur auch ein wenig mehr Zeit bekommen hätte … Und Geld.
    O mein Gott! Und wenn der Alte das Testament bereits geändert hatte?! Dieser Gedanke traf Miranda mit solch einer Heftigkeit, dass sie nach Luft schnappen musste. Ihre Fingernägel gruben sich noch tiefer in das Holz des Esstisches, und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie mochte gar nicht daran denken. Was wäre, wenn Ruben seine Drohung schon wahrgemacht hatte? Vielleicht hatte er bereits einen Anwalt kontaktiert und alle Änderungen vor diesem Wochenende vornehmen lassen? Ja, so musste es natürlich sein, verschlagen und gerissen, wie der alte Schurke war. Da war sie sich sicher. Er machte sich einen Spaß daraus, sie bettelnd und gedemütigt zu sehen, bevor er ihnen den Gnadenstoß verpasste.
    Vom gesetzlichen Erbteil wurde vermutlich zudem noch abgezogen, was er ihnen schon als Finanzspritzen gegeben hatte. Da würde kaum noch etwas bleiben. Ob sie womöglich am Ende noch etwas zurückzahlen mussten? Dabei war sie doch schon über beide Ohren verschuldet!
    Miranda kriegte kaum noch Luft. Sie starrte den Ermordeten in seinem Rollstuhl wütend an.
    Der Rest des Abends verlief wie in einem Traum. Martins Worte hatten zunächst eine beklemmende Stille im Raum ausgelöst. Dann brach ein unbeschreiblicher Tumult aus. Niemand wollte ihm anfangs glauben, aber er hatte ihnen ruhig erklärt, dass der Geruch von Bittermandeln auf das Vorkommen von Zyanid hindeutete. Rubens Anfall stimmte auch mit der Wirkung dieses extrem starken Gifts überein.
    Er hatte Börje um eine Papiertüte gebeten, in die er dann vorsichtig das Glas gesteckt hatte. Es musste analysiert werden, und er ärgerte sich über sich selbst, weil er es zuvor gedankenlos angefasst hatte. Er konnte ja wertvolle Fingerabdrücke zerstört haben.
    »Wir müssen so schnell wie möglich zum Festland hinüber«, wies er Börje an. In Gedanken war er bereits alle Maßnahmen durchgegangen, die nun getroffen werden mussten. Die Kollegen zur Polizeistation rufen. Das Beweismaterial ins Labor schicken. Zusehen, dass der Tote in die Rechtsmedizin kam, und zu guter Letzt mit den Zeugenverhören beginnen. Sobald sie aufs Festland kamen,
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