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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
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betete zu Gott, dass Lisettes Vater ihn nicht für den Rest des Wochenendes mit »junger Mann« anreden und ihm auf den Rücken klopfen würde.
    Bald hatten sich alle bedient und ließen sich an dem hübsch gedeckten Esstisch nieder. Draußen hatte sich der leichte Schneefall inzwischen fast in einen richtigen Sturm verwandelt. Börje machte die Runde und schenkte eisgekühlten Branntwein in die Schnapsgläser ein. Er wirkte besorgt.
    »Das sieht nicht gut aus. Laut Wetterbericht steht uns ein dickes Unwetter bevor. Ich hoffe, dass wir nicht aus irgendeinem Grund rüber aufs Festland müssen, das könnte bei dem Wetter schwierig werden«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf das Schneegestöber.
    »Es fehlt uns hier an nichts«, erwiderte Ruben mit seiner heiseren Altmännerstimme. »Vor Sonntag wollen wir ja nicht weg, und verhungern werden wir inzwischen auch nicht, denke ich.«
    Alle lachten über seinen Kommentar. Ein wenig zu laut und ein wenig zu herzlich. Eine argwöhnische Falte bildete sich zwischen Rubens buschigen Augenbrauen; vermutlich hatte er die gekünstelte Freundlichkeit satt. Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke, und Martin begriff, dass der Alte seine Gedanken gelesen hatte. Er schlug die Augen nieder und konzentrierte sich darauf, Senf auf die kleinen Cocktail-Würstchen zu streichen. Wenn man sie an den Enden aufschnitt, drehten sie sich um sich selbst. Als er klein war, hatte er sie Dauerwellenwürste genannt, was er noch immer bei jedem Weihnachtsfest zu Hause von seinen Eltern zu hören bekam.
    »Nun, Bernard«, sagte Ruben und wandte sich seinem Enkel zu. »Wie geht es denn deiner Firma? An der Börse sind einige Gerüchte im Umlauf.«
    Für einen Moment machte sich ein betretenes Schweigen breit, bevor Bernard antwortete:
    »Das ist nur böswilliges Gerede. Der Firma geht es besser als je zuvor.«
    »Aha, da habe ich aber etwas ganz anderes gehört«, entgegnete Ruben sanft. »Und meine Quellen sind … wie du weißt … äußerst zuverlässig.«
    »Nichts gegen deine Quellen, Großvater, aber ich denke, dass sie vielleicht nicht gerade auf dem neuesten Stand sind. Was wollen die also über …«
    Ein strenger Blick von Vivi brachte Bernard zum Schweigen. Mit gedämpfter Stimme sagte er:
    »Tja, nun, ich kann nur sagen, dass sich deine Quellen täuschen. In der nächsten Bilanz werden wir hervorragende Zahlen präsentieren können.«
    »Und was ist mit dir, Miranda? Wie geht es deiner Design-Agentur?« Rubens Blick war durchdringend wie Röntgenstrahlen, und Miranda rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, als sie antwortete:
    »Na ja, wir hatten ein bisschen Pech. Einige Aufträge wurden im letzten Moment storniert, und wir mussten ziemlich viel unentgeltlich arbeiten, um Referenzkunden zu gewinnen, und …«
    Ruben hob eine knochige Hand. »Danke, danke, das reicht. Ich kann mir den Rest denken. Mit anderen Worten, es ist nicht mehr viel von dem Kapital übrig, das ich in dein Unternehmen gesteckt habe, richtig?«
    »Nun, Großvater, genau darüber wollte ich mit dir reden …« Sie wickelte eine Locke ihres schönen dunklen Haars um einen Finger und blickte den alten Mann demütig an.
    »Die Kinder sind so fleißig und arbeiten unglaublich hart. Ja, Gustav und ich bekommen sie derzeit kaum noch zu Gesicht, immerzu arbeiten und arbeiten sie …« Vivi versuchte, die Situation zu retten, und plapperte weiter, während sie nervös mit ihrer Perlenkette spielte.
    Martin hatte immer mehr Mühe mit seinen Cocktail-Würstchen. Das Abendessen hatte eine unangenehme Wendung genommen, und er suchte Lisettes Blick. Aber wie die anderen Familienmitglieder lauschte sie mit großer Spannung dem verbalen Schlagabtausch.
    »Und du, Lisette, hast du vor, dir bald mal eine Arbeit zu suchen?«
    Lisette klappte den Mund zu, als ihr Großvater plötzlich sie ansprach.
    »Aber … ich … ich studiere doch noch«, stammelte sie nervös und schien auf ihrem Stuhl zusammenzuschrumpfen.
    »Ja, ich weiß, dass du studierst«, sagte Ruben trocken. »Ich finanziere schließlich dein Studium. Seit acht Jahren. Ich wollte nur wissen, ob es nicht langsam an der Zeit ist, einen Teil all diesen Wissens in die Praxis umzusetzen?« Sein Ton war noch immer gefährlich sanft. Lisette senkte den Blick und murmelte:
    »Ja, Großvater.«
    Er schnaubte verächtlich und blickte zu seinen Söhnen.
    »Es gibt ein paar Probleme bei der Arbeit, habe ich gehört.«
    Martins geübtes Auge sah, wie Harald und Gustav einen raschen
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