Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
begeistert die Hand.
    »Ich habe so viel von dir gehört und fast das Gefühl, dich schon zu kennen! Lisette redet ja den ganzen Sommer über nichts anderes als dich. Ich freue mich wirklich sehr, dass wir uns endlich treffen!«
    Es folgte eine dramatische Pause, und dann sagte Lisette:
    »Und zu guter Letzt – mein Großvater Ruben!«
    Martin stand jetzt vor einem alten Mann im Rollstuhl. Ruben hatte den beiden Söhnen seine Gesichtszüge vererbt, selbst war er aber zur Größe eines Kindes zusammengeschrumpft. Eine karierte Decke lag über seinen Knien. Trotzdem war sein Händedruck überraschend fest, und sein Blick war wach und aufmerksam.
    »Soooo, das ist also der junge Mann«, sagte er mit amüsiertem Gesichtsausdruck, und Martin fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge vor dem Rektor. Der Alte hatte etwas sehr Beeindruckendes, und Martin kannte seinen Lebensweg nur zu gut. Ärmer als eine Kirchenmaus geboren, hatte er aus dem Nichts ein Imperium aufgebaut, das heute in der ganzen Welt Milliarden umsetzte. Ja, diese Geschichte kannten die meisten Schweden.
    »Das Essen ist serviert!« Eine Frau mit altmodischer weißer Schürze stand in der Türöffnung, und alle Blicke wandten sich ihr zu. Sie zeigte in Richtung Speisesaal. Martin nahm an, dass es Börjes Frau war.
    »Ja, etwas zwischen die Zähne könnte jetzt nicht schaden«, sagte Harald Liljecrona und marschierte allen voran zu dem gedeckten Tisch.
    Die Übrigen folgten in geschlossener Formation, doch zuvor beobachtete Martin belustigt, wie mehrere Familienmitglieder auf Rubens Rollstuhl losstürmten. Jeder wollte der Erste sein. Lisette stand am nächsten und gewann den Wettlauf. Sie warf ihrer Tante Vivi einen triumphierenden Blick zu. Offenbar gingen hier Dinge vor sich, in die Martin nicht eingeweiht war. Er seufzte innerlich. Das würde ein sehr, sehr langes Wochenende werden.
    Lisette spürte die Blicke der anderen im Rücken, während sie Großvater Ruben in den Speisesaal schob. Der Triumph brachte ihre Wangen zum Glühen, und sie hoffte, dass dieser Erfolg ein Fingerzeig darauf war, wer als Sieger aus der großen Schlacht hervorgehen würde. Der Schlacht um Großvaters Vermögen. Manchmal wurde ihr ganz schwindelig beim Gedanken, wie viel Geld eines Tages ihr gehören könnte. Millionen reichten nicht einmal mehr aus. Es handelte sich um Milliarden. Sie musste nur dafür sorgen, dass sie es sich mit dem Alten nicht verscherzte, und darauf hoffen, dass sich die anderen disqualifizierten. Was durchaus im Bereich des Möglichen lag. Sie wusste mit Sicherheit, dass sowohl ihr Vater als auch ihr Onkel sehr schlechte Karten hatten; diese beiden würden kein großes Hindernis darstellen. Und Bernard und Miranda auch nicht. Nein, ihr härtester Widersacher um das Erbe war Matte. Sie musste sich eingestehen, dass er im Augenblick bei Großvater einen dickeren Stein im Brett hatte als sie. Aber sie war überzeugt, dass dies nur vorübergehend war. Sie brauchte nur abzuwarten, bis auch Matte eine Schwäche offenbarte, die sie zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
    »Oh, entschuldige!« Fast wäre sie Martin mit dem Rollstuhl gegen das Schienbein gefahren. Sie hielt an, um ihn vorbeizulassen. Dabei fragte sie sich kurz, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, ihn hierher einzuladen. Aber sie wollte Großvater unbedingt zeigen, dass sie erwachsen und reif geworden war, und da passte ein fester Freund, noch dazu ein Polizist, sehr gut ins Bild. Auch wenn sie sich gewünscht hätte, dass er bei der Vorstellungsrunde nicht so tollpatschig gewirkt hätte. Ein Blick auf Bernard hatte genügt, um zu sehen, was er von Martin hielt, und sie fragte sich, ob die anderen genauso dachten.
    Natürlich war Martin nett und sah gut aus, es war jedoch offensichtlich, dass er keine Umgangsformen besaß. Aber nun war er hier, und sie musste versuchen, das Beste aus dem Wochenende zu machen. Sie schob Großvater in den Speisesaal.
    Der Anblick der zahllosen Speisen, die man auf den Tischen des Buffets an der einen Längswand aufgebaut hatte, war überwältigend. Schinken, Presskopf, Heringssalat, eingelegter Hering, Buletten, Wurst und vieles mehr. Es gab alles, was man sich für ein Weihnachtsessen wünschen konnte, und Martin stellte verlegen fest, dass sein Magen laut knurrte.
    »Unser junger Mann ist wohl ein bisschen hungrig, hm?«, sagte Harald lachend und verpasste Martin einen Klaps auf den Rücken.
    »Ja, ein bisschen schon«, antwortete er und lächelte gequält. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher