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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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wenigen Stunden noch saugte
wie ein Baby. Er möchte sie wecken und das ganze Spiel von vorne treiben, immer
und immer wieder, aber die Sonne ist der Spielverderber, der ihn zum Gehen
zwingt.
    Als er sich
aufrichtet, schwirrt ihm der Kopf und ihm wird plötzlich ganz schwarz vor
Augen. Richtig schwach und kraftlos fühlt er sich, fast so, als wäre jegliche
Energie aus seinem Körper gesaugt worden. Ihr Blut wird ihn stärken. Nur ein
Biss wird genügen, um sie die ganze Nacht vergessen zu lassen. Bedauerlich,
dass er ihr ausgerechnet so etwas Einmaliges nehmen muss. Doch es ist nicht nur
zu seinem, sondern auch zu ihrem Schutz. Auch wenn er sich an so gut wie keine
Regel der Vampire hält, so gibt es doch die eine, gegen die niemand, nicht mal
er, wagen würde, zu verstoßen: „Erhalte stets deine Maskerade!“
    Niemand darf
jemals erfahren, was er wirklich ist. Denn auf die Entdeckung steht nicht nur
der Tod für den Entdecker, sondern auch für den Entdeckten.
    Sanft fahren
Orlandos Hände über die helle, so leicht zu verletzende Haut an ihrer Kehle.
Fast schmerzt es ihn, dieses perfekte Gesamtbild mit einem Biss zerstören zu
müssen. Es werden nur winzige rote Punkte zu sehen sein, doch genug, um die
Perfektion zu vernichten. Seine Lippen liebkosen ihren schlanken Hals, bevor
sich seine spitzen Eckzähne sanft in das weiche Fleisch drücken. Blut sickert
in seinen gierigen Mund, nur um ihn röchelnd und hustend zurückweichen zu
lassen. Es brennt wie Feuer in seiner Kehle und raubt ihm nicht nur die Sinne,
sondern wortwörtlich die Luft zum Atmen. Das Blut brennt stärker als jeder
hochprozentige Alkohol, fast erscheint es ihm, als würde seine gesamte
Speiseröhre von einem unsichtbaren Gift verätzt werden. Tränen steigen ihm in
die Augen, während er schweißgebadet zu Boden sinkt. Wie ein Fisch an Land
schnappt er nach Luft und übergibt sich, bis der Brand endlich wieder etwas
nachlässt. Benommen zieht er sich am Bett empor auf die Beine. Er hat keine
Erklärung für das, was hier gerade passiert ist. Es beunruhigt und verunsichert
ihn zutiefst. Nicht ein winziges Einstichloch ist auf ihrem weißen Schwanenhals
zu sehen, während das Feuer immer noch stechend in seinem Magen wütet. Doch ihm
bleibt keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, die Sonne und der anbrechende
Tag treiben ihn zur Flucht. Schwankend wankt er aus dem Zimmer. Nur gut, dass
Moundrell Manor nicht weit weg ist. Eine Fahrt durch die Stadt hätte er nicht
überlebt.

 
    Nach einer
herrlichen Konserve Blut hat sich Orlandos Magen von dem Schock wieder erholt.
Als er das Anwesen betrat, herrschte zu seiner Freude bereits die gewohnte
tägliche Ruhe. Man hätte ihm seine Verunsicherung angesehen und das hätte nur
weitere Fragen aufgeworfen, derer er in diesem Moment nicht fähig gewesen wäre,
zu beantworten. Er versteht nicht, was passiert ist, er versteht die ganze
Nacht nicht. Es macht ihm Angst, aber weckt auch seine Neugier. Ihre
leuchtenden Augen sind das Letzte, was ihm in den Sinn kommt, bevor er erneut
einschläft. Niemals könnte er diese Augen wieder vergessen. Er würde sie
erkennen unter Millionen. Smaragdgrün und strahlender als die Sonne, doch so
kalt wie Eis.

 
 
 
 

Das Zwitschern
von Vögeln dringt durch die geschlossenen Fenster in das noch dunkle Zimmer.
Ein kühler Windhauch streicht über Lias nackten Rücken und kitzelt die feinen
Härchen. Erholt schlägt sie die Augen auf und gähnt einmal kräftig, bevor sie
sich die dicke Decke bis zum Hals zieht. Vogelgezwitscher im Winter? Wie viel
Uhr ist es denn schon? Hatte sie vergessen, ihren Wecker zu stellen? Ein Blick
auf die Uhr revidiert diese Annahme. Es ist erst kurz vor sieben, sie könnte
locker noch zehn Minuten schlafen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass sie ohne
das schrille Klingeln des Weckers erwacht, aber dass sie tatsächlich die Lust
verspürt, sofort aufzustehen, ist beängstigend. Normalerweise würde sie sich
genervt das Kissen über den Kopf ziehen, in der Hoffnung, den Wecker dann
später nicht zu hören und so für sich selbst eine Ausrede zu haben, warum sie
heute mal wieder nicht in die Schule geht. Sonst hat sie morgens immer Magen-
und Kopfschmerzen, wenn sie an ihre Mitschüler denkt und wie diese sie heute
wohl wieder quälen werden. Doch gerade fühlt sie sich seltsam befreit und sehnt
sich danach, ihre Freunde und vor allem Lindsay wieder zu sehen. Sie hat ihr
etwas zu erzählen! Ein Lächeln huscht über ihre Lippen.
    Die
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