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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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einweihen würde.«
    »Warum sind die Aldwins überhaupt gekommen?« erkundigte sich nun Mary Ann. »Ich meine, es hatte den Anschein, als stünde ihr Kommen in irgendeinem Zusammenhang mit Ihnen, Lady Silvie.«
    Silvie nickte lachend: »Ja, das ist richtig. Sosehr ich mich auch dagegen gewehrt habe, denn ich kann Tante Sarah beim besten Willen nicht ausstehen. Und Paulina schon gar nicht. Doch Großpapa meinte, es sei einfach nicht das richtige, wenn ich mit Matthew unter einem Dach lebe, ohne daß eine Anstandsdame hier im Haus weilt.Und dann, nachdem Sie hier aufgetaucht waren, Miss Rivingston, in Begleitung eines jungen Mannes, der nicht mit Ihnen verwandt war, auch wenn Sie ihn als Ihren Bruder ausgaben, da hatte Großpapa auch noch die Bedenken, daß Sie kompromittiert würden. Um so erfreuter war er, als Tante Sarah am nächsten Tag hier eintraf.«
    »Der alte Herr hat wirklich an alles gedacht«, nickte der Earl anerkennend. Mary Ann erhob sich nun ebenfalls: »Ich denke, es ist das beste, ebenfalls zu Bett zu gehen.« Sie beeilte sich, sich Lady Silvie anzuschließen. »Es war ein aufregender Tag, und ich bin rechtschaffen müde.« Auch sie versank in einen kleinen Knicks, und dann verließen die beiden jungen Frauen das Zimmer. St. James, der sich noch gerne mit Mary Ann unterhalten hätte, blieb unschlüssig im Salon zurück.

XXVI.
    Der nächste Morgen brachte einen überraschenden Wärmeeinbruch. An den Fenstern schmolzen die Eisblumen im Schein der wärmenden Sonne. Die Eiszapfen, die zahlreich von den Dachfirsten hingen, lösten sich langsam in schillernde Tropfen auf. Der Himmel war nahezu wolkenlos, die Sonne stand hoch über dem Horizont. Noch ein, zwei so schöne Tage, und einer Abreise stand nichts mehr im Wege.
    Bakerfield-upon-Cliffs erfüllte sich mit Unruhe. Aufbruchstimmung war in den dumpfen Hallen zu spüren. Der Viscount bemerkte es mit einer Mischung aus Wehmut und stiller Zufriedenheit. Die Gäste würden gehen, doch Silvie und Matthew blieben. Und so würde die Stille und Eintönigkeit nicht zurückkehren. Nein, den beiden würde es gelingen, die ehrwürdigen Hallen mit neuem Leben zu erfüllen. Und über kurz oder lang würden sich Kinder einstellen, und ihr fröhliches Lachen würde durch das Haus klingen. Der Viscount schöpfte neuen Lebensmut. Er mußte es einfach noch erleben, seine Urenkelkinder heranwachsen zu sehen. Natürlich, er hatte nichts dagegen, daß die beiden jungen Leute Sandham House von Grund auf renovierenwollten. Und doch hoffte er, daß sie noch lange bei ihm im Herrenhaus lebten. Ein Klopfen an der Zimmertür unterbrach seine Gedanken. Der Earl of St. James und Viscount Lornerly standen einmütig im Türrahmen und blickten mit betretenen Gesichtern zu ihm hin. Der Viscount mußte lächeln. Die beiden erinnerten ihn zu sehr an Schulbuben, die bei einem dummen Streich erwischt worden waren. Gutgelaunt forderte er sie auf, Platz zu nehmen.
    Kitty war bereits am frühen Morgen in das Zimmer ihrer Freundin geeilt, um sie herzlich zu umarmen: » Buenos días, querida! Alles Gute zum Geburtstag!« rief sie aus und küßte Mary Ann stürmisch auf beide Wangen. » Mis felicitaciones! Ich wünsche dir, daß du bald ebenso glücklich bist, wie ich es bin. Ach, du ahnst ja gar nicht, was für eine Freude es ist, verheiratet zu sein.« Mary Ann lächelte wehmütig. Doch Kitty bemerkte dies nicht: »Ich bin bereits dabei, die Koffer zu packen«, erklärte sie und rieb aufgeregt die Hände aneinander. »Spätestens in ein, zwei Tagen wollen wir abreisen. Ich bin schon so aufgeregt, Windon Hall zu sehen. Denkst du, der Herzog wird mich mögen? Ach, bitte, Mary Ann, halte mir die Daumen, daß mir die Herzogin es nicht verübelt, ihren Lieblingssohn so heimlich geheiratet zu haben.«
    Als Mary Ann nichts erwiderte, hielt Kitty abrupt in ihrem Redestrom inne und musterte ihre Freundin von oben bis unten: »He, was ist denn das für ein Gesicht? Du sollst doch fröhlich sein an deinem Geburtstag. Du bist jetzt volljährig, Annie, hast du das vergessen? Du bist endlich die Vormundschaft deines Bruders losgeworden. Ist das nicht allein schon ein Grund zum Feiern?«
    Mary Ann zuckte mutlos mit den Schultern. »Ja, natürlich ist das ein Grund. Und doch, weißt du, Kitty, es wäre mir viel wohler, wenn ich wüßte, wie es nun weitergehen soll. Du bist verheiratet. Was bleibt mir also anderes übrig, als doch wieder reumütig zu John zurückzukehren?«
    »Das wirst du nicht tun!« rief
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