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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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dagegen unternehmen sollen? Nein, nein, Matthew kennt mich viel zu gut. Er weiß, daß ich mich nicht von einem Vorhaben abbringen lasse, wenn ich einmal einen Entschluß dazu gefaßt habe. Und überhaupt, ich tat doch das ganze nicht für mich. Ich tat es doch für uns beide. Schließlich brauchten wir dringend Geld, um Sandham wieder aufzubauen und uns ein standesgemäßes Leben dort zu ermöglichen.«
    Mary Ann nickte: »Das scheint mir vernünftig«, erklärte sie. »Und Sie schlüpften also in Männerkleidung, sagten Sie?« Der Earl blicktekopfschüttelnd von einer Frau zur anderen. Was hätte er da noch für Einwände vorbringen sollen?
    Silvie nickte: »Ja, so war es. Und alles in allem ging es viel reibungsloser, als ich es mir vorgestellt hatte. Frank hatte einen schwarzen Strumpf mit Augenschlitzen versehen und ihn mir über den Kopf gezogen. Darüber setzte ich Großpapas alten breitkrempigen Hut. Glücklicherweise konnte ich mir bei den Männern umgehend Respekt verschaffen. Da waren sicher auch die blinkenden Goldmünzen schuld. Geld ist oft viel wirksamer als jedes Argument. Und es ersetzt bisweilen auch körperliche Stärke, wie ich zu meinem Glück feststellen konnte. Das erste Boot wurde in der Nähe der Ortschaft entladen, aber das war natürlich viel zu riskant. Daher beschlossen wir, die Boote nächstesmal nahe Bakerfield-upon-Cliffs anlegen zu lassen. Die geheimen Gänge hatten wir bereits als Kinder entdeckt. Und nun erschien es uns als das einzig Richtige, sie auch zu benützen.«
    »Und dein Großvater wußte von all dem Treiben wirklich nichts?« erkundigte sich St. James skeptisch.
    »Du hast recht. Natürlich konnten wir es nicht vor ihm geheimhalten. Doch solange wir diskret vorgingen und solange kein Schaden auf den Namen Bakerfield fiel, hatte Großpapa nichts dagegen. Und ich glaube, er genoß es auch, endlich wieder ein Geheimnis zu haben, in das der unermüdliche Mr. Finch nicht eingeweiht war.«
    »Und was geschah mit dem betrunkenen Mann, der Ihren Burschen am ersten Abend in das Geheimnis eingeweiht hatte?« erkundigte sich Mary Ann. »Machte euch dieser Bursche keine Schwierigkeiten?«
    Silvie kicherte: »Nein, nein. Den hat Frank am nächsten Morgen in eine Kutsche gesetzt. Er hatte ihm erklärt, die Zollfahndung sei auf seinen Fersen. Und er müßte rasch das Land verlassen, wenn er nicht am Galgen baumeln wollte. Es schien, als habe der Mann diese List nicht durchschaut und tatsächlich schleunigst das Land verlassen. Er hieß übrigens Flowers. So bin ich also ohne Probleme in seine Rolle geschlüpft. Wir haben so manche Ladung hier in England verkauft. Und tatsächlich einiges Geld damit verdient.«
    »Und dennoch wollen Sie jetzt mit der Schmuggelei aufhören?« erkundigtesich Mary Ann, und es klang eine Spur Bedauern in ihren Worten mit.
    »Ja, es ist das Klügste. Es ist ohnehin viel zu riskant geworden, seitdem Leutnant Mason hierher abkommandiert wurde. Der Mann ist lästig und steckt seine Nase überall hinein. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er uns tatsächlich auf die Schliche kommt. Das heißt, auf die Schliche ist er uns ja schon gekommen. Nur die Beweise fehlten ihm bisher. Und auch der Schnee macht uns zu schaffen. Die Fußabdrücke sind so leicht zurückzuverfolgen.«
    »Dann dienen also die verschiedenen Wege, die durch den Park freigeschaufelt wurden, als Ablenkung?« warf der Earl ein, dem plötzlich ein Licht aufging.
    Silvie nickte: »So ist es. Es ist zwar eine mühevolle Arbeit und doch unbedingt notwendig, wenn wir nicht entdeckt werden wollen. Wenn du gehört hättest, wie Frank deswegen geflucht hat! Er wird auch froh sein, wenn alles zu Ende ist. Sicherlich hatte er sich nicht vorgestellt, daß Schmuggelei mit derart aufreibender Arbeit verbunden ist. Doch er hat auch nicht schlecht verdient bei der Geschichte. Und wir werden Matthews Elternhaus wieder in vollem Glanz erstrahlen lassen und…«
    »Das klingt ja erfreulich«, sagte St. James. »Doch wird es dir gelingen, deinen Vater umzustimmen? Wird er je zustimmen, daß du deinen Verlobten heiratest?«
    »Zur Zeit bin ich dir noch im Wort«, erklärte Silvie, und es klang überraschend unsicher. Der Earl beeilte sich, ihre Bedenken zu zerstreuen: »Ich denke, es ist in unser beider Sinne, diese Verlobung zu lösen«, erklärte er. »Hätte ich von Anfang an die Wahrheit gewußt, glaube mir, es wäre nie zu dieser Verbindung gekommen.«
    »Wie freundlich von dir.« Silvie lächelte ihm
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