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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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und…« Sie unterbrach sich kurz. »Und dann, vor einem Jahr etwa, kam die Nachricht aus dem Feld, daß Matthew tot sei. Gestorben für den König und das Vaterland. Ich weiß nicht, ob sich irgend jemand vorstellen kann, wie sehr ich damals gelitten habe. Ich war so traurig, am Boden zerstört. Großvater war der einzige, dem es gelang, mich aufzurichten, und natürlich auch die liebe Mrs. Bobington, die sich immer wie eine Mutter um mich gekümmert hat. Doch meinen Eltern waren meine Sorgen und meine Trauer egal. Papa bestand darauf, daß ich nach London ging, um mein Debüt zu geben. Ich sollte mich schön herausputzen, flirten und lachen. Ihr könnt euch vorstellen,daß mir nicht danach zumute war. Doch wie hätte ich mich wehren können? Ich besitze keinen Penny eigenes Geld, das ließ Papa mich nur zu deutlich spüren. Und er befahl, daß ich mich noch während meiner ersten Saison zu verheiraten hätte. Mit einem Mann von hohem Rang selbstverständlich. Obwohl ihm das gar nicht das Wichtigste war. Wichtig war allein, daß mein Ehemann über ein enormes Vermögen verfügte. Ein Vermögen, das ausreichte, die Familie Westbourne mitzuerhalten. Denn Papa, aber das hat sich sicherlich herumgesprochen, ist selbst erheblich verschuldet. Und wenn ihm Großpapa nicht ab und zu unter die Arme gegriffen hätte, dann säße er bestimmt schon im Schuldturm. Das behauptet zumindest Großpapa.«
    St. James hatte längst aufgehört zu essen und das Besteck zur Seite gelegt. Mary Ann hatte mit ihrer Vermutung recht gehabt. Er fragte sich, warum er nicht schon damals selbst die wahren Hintergründe seiner Verlobung durchschaut hatte. Es war skandalös, welches Spiel der Earl of Westmore mit ihm getrieben hatte, ohne daß er es bemerkte, Er hatte ihm seine schöne Tochter auf einem Silbertablett präsentiert, und er hatte den Köder geschluckt. Sicher, es wäre ihm in der Folge bestimmt etwas eingefallen, um sich die Westbournes vom Leibe zu halten. Aber dennoch, daß er dumm genug war, in eine derartige Falle zu gehen, das war eine demütigende Erfahrung.
    »Papa erklärte mir rundheraus, daß er einen Ehemann für mich suchte. Und ich rechnete mit dem Schlimmsten, doch war es mir eigentlich gleichgültig. Jetzt, da Matthew tot war, war mir egal, wen ich zum Mann bekam. Trotzdem war ich froh, als Papas Wahl auf dich fiel.« Sie zwinkerte St. James belustigt zu. »Verglichen mit Lord Lutherhan, meine ich.«
    »Lutherhan!« rief St. James aus. »Du meinst doch nicht den alten Lutherhan! Der ist doch schon weit über siebzig.«
    »Das hat Papa nicht gestört«, erklärte Silvie mit einem Schulterzukken. »Ich sagte dir doch schon, daß die Hauptsache war, der Bräutigam schwamm in Geld.«
    »Ich verstehe.« Der Earl nickte, froh, daß Westmores Pläne nicht Wirklichkeit geworden waren. »Du hast also der Heirat mit mir zugestimmt. Doch was war dann am Tage unserer Trauung?«
    »Bitte, St. James, glaube mir, dafß ich dich wirklich schätze. Und ich hätte alles getan, um dir eine gute Ehefrau zu werden. Wenn ich auch glaube, daß du es nun bei weitem besser getroffen hast.«
    St. James warf ihr abermals einen warnenden Blick zu. Er mußte unbedingt mit Silvie allein sprechen. Es war zu dumm, daß sie die Situation so völlig verkannte und dachte, Mary Ann sei seine Braut. Silvie blickte verstohlen zu Mary Ann hinüber. Diese jedoch löffelte genußvoll ihr Apfelmus. Es schien, als würden sie die Erzählungen von Lady Silvie nur am Rande interessieren.
    »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei unserer Trauung«, fuhr Silvie fort: »Bitte glaub mir, ich hatte wirklich vor, mich mit dir zu vermählen. Keinesfalls wollte ich einen Skandal provozieren, und nicht im geringsten hatte ich die Absicht, dich bloßzustellen. Doch dann stand ich vor dem Altar und wollte mein Gelübde ablegen, und da hörte ich eine kleine Melodie. Du wirst vielleicht nicht darauf geachtet haben, aber…«
    »Der Pfiff!« rief der Earl aus. »Natürlich, ich erinnere mich sehr gut. Ich habe ihn bereits zweimal in der Zwischenzeit wiedergehört.«
    Silvie lächelte: »Du hast ein gutes Ohr«, erklärte sie anerkennend. »Weißt du, dieser Pfiff war unser geheimes Erkennungszeichen, als wir Kinder waren. Nur Bernard, Matthew und ich kannten diese Melodie. Und nun, bei unserer Hochzeit, hörte ich sie plötzlich. Du kannst dir vorstellen, daß mein Herz beinahe zu versagen drohte. Denn Bernard war mein Trauzeuge, das weißt du. Er stand neben mir in der
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