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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera
Autoren: Rosa Cerrato
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hinlegt, geht sie zu Maus Zimmer, um zu kontrollieren, ob er zurück ist.
    »Carlo, komm mal schnell her!«, ruft sie mit gedämpfter Stimme.
    »Jetzt? Hat das nicht Zeit bis morgen?«, gähnt er.
    »Komm schon«, drängt sie halblaut.
    Carlo steht lustlos auf, doch der Anblick entlockt ihm ein amüsiertes: »Na so was!«
    In dem schmalen Bett liegen engumschlungen zwei schlafende Menschen: der Streifen Licht aus dem Flur fällt auf Maus Dreadlocks, auf seiner nackten Brust die honigblonden Haare von Monica. Ihr Gesicht verschwindet halb unter den Haaren, ihre weißen Arme umschlingen seinen Hals. Sie atmen leise und gleichmäßig. Carlo und Nelly schließen vorsichtig die Tür, um sie nicht zu wecken.
    »Ach, da bin ich aber froh«, rutscht es ihr heraus.
    »Romantisches Huhn«, kommentiert er und schiebt sich gähnend unter die Bettdecke, doch es ist offensichtlich, dass auch er zufrieden ist.
    »Wetten, dass dein Sohn morgen bester Laune ist?«, murmelt er, während er sie in die Arme nimmt.
    »Ich glaube, da wird er nicht der Einzige sein«, erwidert sie und kuschelt sich an ihn. Doch Carlo ist bereits eingeschlafen.

AUF DER TERRASSE
     
    »Heute gehe ich nicht ins Büro«, verkündet Nelly, während sie auf der kleinen Terrasse den Frühstückstisch deckt. »Tano wird das verstehen. Er hat mir sogar vorgeschlagen, eine ganze Woche freizumachen.«
    »Aha, Tano also? Seit wann diese Vertrautheit?«, bemerkt Carlo irritiert, der von dem Moment an, als er den schönen Vizepräsidenten zum ersten Mal in Maus Krankenzimmer gesehen hat, eine intuitive Abneigung gegen ihn hegt.
    »Seit ich entdeckt habe, dass er ein Mensch ist, der das Herz am richtigen Fleck hat und alles Vertrauen und Freundschaft verdient.«
    »Sieh mal einer an. Rührend. Und ich soll ans andere Ende der Welt aufbrechen und dich hier in den Händen dieses faszinierenden Neapolitaners zurücklassen, der dazu auch noch jünger ist als ich?«
    »Sei nicht albern. Tano lebt getrennt, er hat drei kleine Kinder und dem Gerede nach wöchentlich eine neue Freundin. So gesehen ist er nicht mein Typ. Ein echter Playboy, um es mit diesem etwas angestaubten Wort zu sagen.«
    »Der soll bloß aufpassen, dass er nicht in meinem Revier wildert, der schöne Tano.«
    »Im Übrigen bin ich auch nicht sein Typ. Er steht wohl mehr auf Zwanzigjährige mit Modelmaßen. Wenn ich mich nicht irre, ist die Aktuelle sogar wirklich ein Model.«
    »Hmmm ... man kann nie wissen.«
    »Das stimmt auch wieder«, gibt sie zu und sieht ihn provozierend an.
    Carlo hebt drohend den Finger.
    »Pass auf, was du tust.«
    Während sie sich Butter und Marmelade aufs Toastbrot schmieren und mit gesundem Appetit essen, betritt Mau die Terrasse, in Boxershorts und Unterhemd, gefolgt von Monica, die halb so groß ist wie er (und die sie tatsächlich zuerst gar nicht sehen, weil er sie ganz verdeckt).
    »Ciao, Carlo, schön dich zu sehen.«
    Carlo steht auf und umarmt ihn fest.
    »Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht, Mau. Ich mag dich sehr.«
    »Ich weiß.«
    »Ciao, Moni«, sagt Nelly zu dem Mädchen, das die Szene mit zur Seite geneigtem Kopf beobachtet. Selbst in dem riesigen, löchrigen T-Shirt von Mau, ungeschminkt und verschlafen, sieht Monica verführerisch und stilvoll aus. Sie lächelt ihr schüchtern zu.
    »Nelly, das war alles der totale Albtraum, echt. Ich kann nachts immer noch nicht schlafen. Heute ging es, weil ich bei Mau war, aber ansonsten habe ich seit zehn Tagen kein Auge zugetan. Auch deshalb, weil ich eine Entziehungskur mache, ich nehme Medikamente und bin noch ganz durcheinander. Ich gehe sogar regelmäßig zu einer Psychologin. Das ist die Abmachung, sonst schicken mich meine Eltern ins Ausland.«
    »Setzt euch, esst erst mal was.«
    Nun sitzen die beiden Pärchen auf der Terrasse um den Tisch herum, die Katzen haben es sich auf den Knien von Carlo, Mau und Monica gemütlich gemacht. Die Jugendlichen und nicht mehr ganz so Jugendlichen frühstücken zusammen, als sei es das Natürlichste auf der Welt.
    »Und deine Eltern wissen, dass du hier bist?«, fragt Nelly Monica.
    »Ja. Das war meine Bedingung für den Entzug und alles andere, dass ich Mau sehen darf. Er hat mit dem ganzen Schlamassel nichts zu tun, er hat nichts getan. Sie haben’s geschluckt. Außerdem ist meine Mutter in eine schwere Depression gefallen, sie will niemanden sehen, kümmert sich keinen Deut drum, was um sie herum geschieht. Seit sie das mit Miriam und Matteo erfahren hat, dass sie
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