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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera
Autoren: Rosa Cerrato
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zusammen waren und dass sie versucht haben, uns umzubringen, seitdem ist sie nicht mehr sie selbst.«
    Nelly nickt und denkt an den Tag, als sie Federica weinend aus dem Liebesnest kommen sah. Wahrscheinlich hatte sie da gerade die heimliche Affäre zwischen ihrem Liebhaber und der Freundin ihrer Tochter entdeckt. Den nach Giò duftenden Hauch eines Nichts ...
    Monica spricht weiter, als müsse sie sich eine Last von der Seele reden:
    »Du weißt, dass sie etwas miteinander hatten. Ich war anscheinend die Einzige, die nichts davon wusste, abgesehen von meinem Vater natürlich. Und jetzt hat sie sich für ein paar Monate in ein Kloster zurückgezogen, wo sie immer ihre Exerzitien macht. Um zu meditieren. Sie hat gesagt, sie wüsste nicht, ob sie zurückkommt, wortwörtlich. Mein Vater hat zugeben müssen, dass es ein Fehler war, Matteo zu vertrauen, ein echter Tiefschlag für seine Überheblichkeit. Er hat sich nie besonders viel um uns Kinder gekümmert. Und außerdem muss er jetzt Gudrun beistehen ...«
    Ihre grünen Augen füllen sich mit Tränen.
    »Miriam kann wegen mir weiter vor sich hinvegetieren ... liegt da rum mit leerem Blick, erkennt niemanden. Ich kann sie nicht hassen, ich frage mich nur immer wieder, wieso ich nicht kapiert habe, wie sehr sie mich hasst. Ich muss echt ein egoistisches Rindvieh gewesen sein, voll das Monster ...«
    »Du darfst dir nicht allein die Schuld geben. Unter Freundinnen, unter Schwestern gibt es häufig Neid und Eifersucht, aber zum Glück nicht immer mit so tragischem Ausgang. Irgendetwas in ihr war extrem, gewalttätig ...«
    »Ich habe sie oft geneckt, das stimmt schon, sie veräppelt, sie lachte, wir machten beide Witze darüber, ich dachte, sie wüsste, dass ich sie eigentlich mochte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ... dass sie mich benutzt hat, um Franci mit voller Absicht in den Tod zu schicken ... In gewisser Weise habe ich sie bis zum Schluss gedeckt ... Wenn ich sofort geredet hätte, wären vielleicht viele Dinge anders gelaufen.«
    Monica fängt still an zu weinen. Mau legt schützend seinen Arm um sie. Nelly fragt sich, wie sie in diesem gebrochenen, verzweifelten Mädchen, das sie von Kindesbeinen an kennt, eine zu allem fähige Circe hat sehen können. Mütterliche Eifersucht? Besser nicht weiter darüber nachdenken, sagt sie sich. Lieber den kostbaren Augenblick von Friede und Eintracht genießen, den Kopf frei machen. Trotz allem, inmitten von Schmutz, Gier, Hass und Gräuel gibt es auch Liebe auf der Welt. Und diese Terrasse über der Altstadt ist in diesem Moment erfüllt davon.

WOANDERS
     
    Tief in einem Sessel versunken, sitzt Gianandrea Pittaluga im Büro seiner Firma. Durch die großflächige Fensterfront fällt das helle Sonnenlicht herein, der vom Gewitter gereinigte Himmel strahlt in schönstem Azurblau. Vor ihm in dem anderen Sessel sitzt Gudrun Fallari. Ihre Schönheit wirkt getrübt, das Make-up kann all die vergossenen Tränen nicht verbergen. Ihre Hände halten keine Sekunde still, kneten rastlos das Seidentüchlein.
    »Es ist meine Schuld, alles meine Schuld, dass Miriam in diesem Krankenzimmer liegt ... nicht antwortet, mich nicht ansieht, wie eine Marionette ... Es ist unsere Schuld, wenn wir ...«
    »Nun hör aber auf!«, erwidert der Mann grob mit genervter Stimme. »Niemand ist schuld. Es ist passiert, es hätte auch bei einem Autounfall passieren können, beim Reiten oder Skifahren.«
    Sie sieht ihn mit aufgerissenen Augen an, erschrocken über so viel Gefühlskälte.
    »Na ja, immerhin hätte dieser Unschuldsengel Monica umbringen können, probiert hat sie es ja«, setzt er noch eins drauf und sieht sie mit einem unfreundlichen Lächeln an.
    Die Frau beginnt zu schluchzen. Er steht auf und geht ungeduldig zu ihr, zieht sie hoch und nimmt sie in die Arme.
    »Komm, hör schon auf. Sie wird sich bestimmt erholen, wir schicken sie einfach ins Ausland, nach Deutschland, in diese Spezialklinik, von der du gesprochen hast, egal, wie viel es kostet, wir können dem Himmel danken, dass unsere Töchter noch am Leben sind. Wenn ich an dieses Schwein Albini denke, wie er unser Vertrauen missbraucht hat ... Sicher war er es, der Miriam zu allem überredet hat, der sie umgarnt hat. Und nicht nur sie hat er umgarnt, dieser Bastard«, fügt er leise hinzu. Und dann mit bösartiger Miene:
    »Gott sei Dank hat er bekommen, was er verdient. Der Herr ist eben doch gerecht.«
    Gudrun sieht ihn besorgt an, bei Gianandrea weiß man nie, was noch kommt.
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