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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera
Autoren: Rosa Cerrato
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herabkamen. Verblüfft trafen sie vor einer Bank wieder aufeinander, wo gut sichtbar Maus graues Kapuzensweatshirt lag. Der Junge hatte sie durchschaut, soviel war klar, hatte sie mit dem abgelegten Pullover samt eingenähtem Sender hierhergelockt.
    »Verdammte Scheiße, er hat uns gelinkt. Aber weit kann er noch nicht sein«, stieß Gerolamo mit besorgtem Blick in Nellys leichenblasses Gesicht aus.
    »Er könnte aber auch schon im Bus oder Zug nach Genua sitzen. Dann haben wir ihn verloren. Unsere einzige Hoffnung ist, dass er direkt zur Fallari-Villa geht. Nicola, du suchst den Bahnhof ab, dann durchkämmst du den Ort, zusammen mit Lepri, der überwacht noch die Aurelia, sag ihm, er soll herkommen, wir gehen zu Gudrun«, befahl Nelly, die sich wieder gefangen hatte. Was sie am meisten gefürchtet hatte, war eingetroffen: Der Junge hatte sie abgehängt.
    Wenige Minuten später klingelten sie und Gerolamo an der Haustür der Familie Fallari. Verschlafen und im Morgenmantel öffnete Miriams Mutter die Tür. Kaum hatte sie die Kommissarin erkannt, bellte sie wütend los.
    »Sie geben wohl nie auf, wie? Was wollen Sie denn noch von uns?«
    »Ist Monica bei Ihnen?«
    »Nein, ich glaube nicht ... ich sehe mal nach. Warum überhaupt? Wer gibt Ihnen das Recht, in die Häuser der Leute einzudringen. Ich rufe jetzt ...«
    Nelly schob sie grob beiseite und betrat das Haus. Gerolamo folgte ihr. Sie suchten alles ab. Aber keine Spur, weder von Monica noch von Miriam.
    »Er hat uns wirklich an der Nase herumgeführt«, sagte Gerolamo zerknirscht. »Wer weiß, wo sie sich verabredet haben.«
    Gudrun hatte mittlerweile ihren Anwalt angerufen, der Gift und Galle spuckte, und gleich darauf die Pittalugas.
    »Monica ist nicht zu Hause. Und Matteo Albini auch nicht.« Sie wirkte ehrlich erstaunt darüber und schien sich allmählich selbst Sorgen zu machen. Nelly und Gerolamo rannten hinaus, während Gudrun ihnen kurzentschlossen folgte.
    »Er ist irgendwo hier. Weit kann er nicht sein«, wiederholte Nelly und ging in Richtung der Bahngleise, die weiter unten durch den Park führten.
    »Himmel, was für ein Schlamassel!«, stöhnte Gerolamo.
    »Er muss einfach hier sein. Wenn er uns ans andere Ende des Ortes geführt hat, dann, weil er uns von hier fernhalten wollte. Er hat keinen großen Vorsprung. Wir müssen uns trennen, Gerolamo, du gehst dort hinüber, und sag Nicola und den anderen Bescheid, dass sie kommen und die Gegend gründlich durchkämmen sollen. Und Sie«, wandte sie sich drohend an Gudrun, »wehe Ihnen, wenn meinem Sohn etwas zustoßen sollte! Sie kennen den Park gut, Sie kommen mit mir!«
    »Ich ... komme mit, aber ich verstehe nicht, was hier eigentlich los ist, was haben diese Kinder nur wieder vor? Können Sie mir das erklären?«
     
    Maurizio saß wartend auf einem Felsen in der geheimen Bucht, der Bucht ihrer sommerlichen Badeausflüge. Um dorthin zu gelangen, musste man unter einem Felsvorsprung durchschlüpfen, auf dem Pinien und Myrte, Lorbeer und Ginster wuchsen, musste bei ruhiger See kniehoch durchs Wasser waten, bei stürmischer See hindurchschwimmen. Heute Vormittag war das Meer gekräuselt von der Tramontana, aber relativ ruhig. Der Junge saß auf »ihrem« Stein und wartete. Er keuchte noch von dem Sprint, mit dem er seine Beschatter abgehängt hatte. Von oben war die winzige Bucht nicht zu sehen. Und auch nicht vom Meer aus, wo sie durch eine Reihe hoch aus dem Wasser ragender Felsen abgeschirmt wurde. Monica war noch nicht da, die Möwen kreischten und stürzten sich hinab, um sofort mit ihrer Beute im Schnabel wieder aufzusteigen. Plötzlich hörte Mau einen undeutlichen Laut aus dem Schuppen, in dem das Werkzeug für die Boote aufbewahrt wurde, oder vielleicht von den paar Gesteinsbrocken, die am Fuße der steilen Felswand in einer Linie mit dem Schuppen lagen.
    »Monica? Bist du das?«, fragte er hoffnungsvoll, stand auf und ging in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
     
    Nelly hatte das Gefühl, das Herz müsse ihr jeden Augenblick in der Brust zerspringen. Sie keuchte, doch nicht nur vor Anstrengung, während sie mit Gudrun den schmalen Fußweg hinabrannte, der die Kurven der Straße abkürzte, die zu den am Hang verstreuten Villen führte. Irgendwann hörte der Asphalt auf, und man konnte nur noch über immer steilere Pfade zu den tiefer gelegenen Buchten vordringen. Doch zunächst musste man auf einer Fußgängerbrücke die Bahngleise überqueren. Die Frauen sprachen nicht. Erst
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