Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
Autoren: Alexander Ruth
Vom Netzwerk:
der
Zug durch war. Der Nachteil dabei: Sie waren wohl nicht die Einzigen, die diese
Idee, mit der Bahn nach Büderich reinzufahren, hatten. Und so mussten sie sich,
wie in einer U-Bahn in Tokio, pressen und quetschen lassen.   
      Unangenehm
war auch, dass der Großteil der Jugendlichen die Zeit des Wartens mit dem
Beginn ihrer eigenen kleinen Feier genutzt hatte.   
      Sie
hinterließen einen enormen Müllberg auf dem Bahnsteig - meist leere Alkoholflaschen.
Und kaum waren die Türen geschlossen, fühlten sich die drei wie in einer
Kneipe. Nur, dass der Atem eines jeden Jungen und Mädchen direkt vor ihrer Nase
war…und einfach nur stank.
      »Bist
wohl ne Spießerin! Was?«, sagte ein angetrunkenes Mädchen zu Julia und
schmiegte sich in den Arm eines größeren Jungen. Dem Mädchen war aufgefallen,
dass Julia in Begleitung von den beiden Erwachsenen war…und dazu noch nüchtern!
Der Junge fasste dem Mädchen unverhohlen an die Brüste und sagte: »Ich will
dich nachher ficken! Ich bin total geil!«
    Herr
Feuerstiel und Uwe schauten sich völlig sprachlos an. Die anderen Jungs und
Mädchen der Gruppe lächelten nur, und ein Pärchen fing wild sabbernd an,
rumzuknutschen. Echte Leidenschaft.  
      Julia
musste sich sowas von ekeln, dass ihr eine kalte Gänsehaut den Körper
runterlief. Sie kannte das Mädchen von Sebastians Schule.   
      Letztens
hatte ihre Mutter noch mit Julia gesprochen. Sie ließ sich alles von ihrer Tochter
gefallen, war der Schluss, zu dem Julia nach dem Gespräch gekommen war. Nachdem
schon einige an der Station Forsthaus ausgestiegen waren, lichtete sich die
Menge und als sie endlich an der Station Landsknecht ankamen, strömten die
Massen teilweise schon singend und grölend raus. Uwe wusste, was er, wenn er
gleich einen seiner Mitarbeiter traf - und sie waren hier, das war so sicher
wie das Amen in der Kirche - sagen würde. Er solle sein Augenmerk ein wenig auf
die Jugendlichen richten und den Missbrauch dieses Anlasses zum Zwecke von
Flatrate-Saufen und ähnlichen Exzessen lenken. Das Thema war aktuell und man
konnte es gut mit einbinden. Die Welt war halt nicht nur schön an diesem Tag.
Auch diese Seite wurde bei diesem einzigartigen Fest aufgeschlagen. Und es war
halt eine Sache, über die man auch mal ruhig berichten konnte. Auch in
Meerbusch.
      Jetzt
kam ihm ein anderer Gedanke. Wenn ihm einer seiner Mitarbeiter über den Weg
laufen würde, würde er ihn sofort einen extra Artikel über das Thema schreiben
lassen.
      »Bitte.
ein bisschen mehr lächeln! Ja?«, sagte Julia, der Uwes Gesichtsausdruck nicht entgangen
war. Uwe lächelte schließlich und nun gingen sie einfach erstmal los. Immer in
der Mitte der Menge. Doch weit kamen sie nicht. Die Dorfstraße war gesperrt, und
so mussten alle Zuschauer auf den Bürgersteig gehen und es wurde ziemlich voll.
Die Jugendlichen strömten direkt zu dem kleinen Büdchen, das an der Haltestelle
war. Es sah so aus, als würde der kleine türkische Besitzer seine ganz Familie
einsetzen. Er machte das Geschäft seines Lebens.   
      Als
sie die Dorfstraße weiter nach oben gingen, konnten sie die ersten Klänge der
Marschmusik hören.
      »Is
schon ne Ecke für nen Schützen! Zu Fuß vom Haus Meer bis hierhin«, dachte sich
Herr Feuerstiel in dem Moment.
      Irgendwann
erreichten sie dann auch endlich die Höhe des Dr.-Franz-Schütz-Platzes. Es war,
wie zu erwarten, gerammelt voll. Uwes erste Blicke flogen hier über die
wartende Menge. Dabei fiel ihm die Größe des Zeltes auf. Wow.
    »Ja,
vielleicht passen da alle rein«, dachte er sich und suchte weiter nach
bekannten Gesichtern. Den Bürgermeister hatte er schnell in seinem feinen Anzug
ausgemacht. Schwer war es ja nicht, überragte er durch seine natürliche Größe
schon die meisten Menschen. Daneben stand ein alter Bekannter, der Pressesprecher
der Stadt. Sein Fotograf schwirrte auch schon durch die Reihen und war mal hier,
mal da.   
      Neben
dem Bürgermeister waren auch alle katholischen und evangelischen Pfarrer, sowie
Ärzte, Apotheker… die ganze Dorf-Promi-Liste halt. Der komplette Büdericher
Schützenzug wartete auf seine Gäste aus den Mitgemeinden.
      »Schau
mal, Papa. Kanonen!«, sagte Julia ganz entzückt.
    Anscheinend
waren die Kanoniere etwas spät dran, denn sie sollten, wie die drei aus der Menge
erfuhren, schon längst Stellung in dem Park neben dem Büdericher Schwimmbad bezogen
haben. Sie hetzten sich ziemlich ab und zogen schweißbedeckt die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher