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Schmeckt's noch?

Schmeckt's noch?

Titel: Schmeckt's noch?
Autoren: Werner Lampert
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Jahrtausend die Milch der Rinder von den Menschen genützt wird. Ein Kalksteinrelief aus dem Iran aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. zeigt eine Szene, auf der Kühe gemolken werden und die Milch in einer Meierei verarbeitet wird. Verschmitzt meint Helmut Langer:

    „Ich bin ein ,Vegetarier’ , nur nehme ich die Pflanzen halt durch die Rinder in veredelter Form zu mir. Die Lebensstoffe, die Vitalstoffe der Kräuter — die Rinder lagern diese Stoffe unseres Pflanzenreichtums ins Fleisch und in die Milch ein. Ein Bauer mit Bewusstsein für seine Tätigkeit erzeugt keine Lebensmittel-Attrappen. Aber das ist das Problem der heutigen Zeit, wir, die wir hochwertige Lebensmittel erzeugen, müssen mit Lebensmittel-Attrappen konkurrieren. Es ist höchst Zeit, dass auch die Konsumenten ein Bewusstsein dafür entwickeln, was ein Lebensmittel und was eine Lebensmittel-Attrappe ist.

    Es gibt Gegenden, da fährt man Kilometer um Kilometer durch Maisfelder. Maisfelder, so weit das Auge reicht. Mit diesem Mais mästen sie dann ihre Rinder. Da wird Masse erzeugt, und diese Masse erzeugt dann bei denen, die das essen, wiederum Masse. Gut Ding braucht Weile — Zeit, Zuwendung, Geduld. Schnell wachsendes Holz ist minderwertig, und bei Lebensmitteln soll das anders sein?

    Nimm einmal ein Büschel Gras von unseren Bergen in die Hand, schau dir die Vielfalt an, und dann nimm Heu von uns in die Hand, schau’s dir an, riech dran — den ganzen Sommer findest du darin, das Blühen, die Kräuter, die Gräser, das ist die Nahrung unserer Tiere. Dann schau dir Silage * an. Da hat nichts geblüht, keine Pflanze einen Samen entwickelt. Silage ist nichts anderes als Sauerkraut. Die Viecher fressen tagein, tagaus Sauerkraut, wobei ihr bestausgestattetes Verdauungssystem auf ganz anderes ausgerichtet ist. Was sollen sie da schon wiederkäuen? Silage ist ja schon vorverdaut. Die verkürzte Wiederkauzeit veranlasst die Kuh, schnell Milch zu geben und schnell Mist zu machen — dünnen Mist.

    Der Verdauungsapparat ist nicht ausgelastet. Statt wiederzukäuen, frisst sie in sich hinein. Der ganze Rhythmus des Fressens und Wiederkäuens, der eine gesunde Milchbildung zur Folge hat, wird durcheinander gebracht. Von so einer Kuh, denkt ihr, kommt eine gut verdaubare Milch. Da habe ich meine Zweifel. Eine stillende Mutter, die jeden Tag Sauerkraut isst, hat ,Blähkinder‘ . Und die Milch von Kühen, die mit diesem ,Blähfutter‘ jahrein, jahraus versorgt werden, ist das nicht auch eine ,Blähmilch‘? Für sechs oder neun Monate gelagerten Hartkäse wird keine , Silagemilch ’ verwendet, nur Milch von Kühen, die mit Heu gefüttert werden.

    Und der Mist, der bei dieser ruhelosen Verdauung entsteht, ist meist flüssig — Gülle. Der Boden, der diesen Mist verarbeiten muss, ist auch unterfordert. Die Gülle zerstört das Bodenleben, die Pflanzenvielfalt, die Gülle ist ein Humusräuber. Die wasserhaltenden Kräfte des Bodens nehmen ab, und bei Unwetter hält der Boden das Wasser nicht mehr gut genug. Bei euch kommt es zu Hochwasser, und bei uns rutschen dann ganze Hänge ab.

    Die Gülle führt zur Überdüngung, denn die Pflanzen sind nur bedingt fähig, den freien Stickstoff umzuwandeln. Im Grundwasser sind dann die hohen Nitratwerte. Die Folgen, wenn die Gesetzmäßigkeit der Natur aus den Fugen gerät, haben dann alle zu tragen.“

    In Indien ist die Glücksgöttin Lakshmi die Göttin des Rinderdungs. Der Rinderdung verlebendigt die Erde und macht sie nachhaltig fruchtbar. Rudolf Steiner (1924): „...die besondere Qualität des Rinderdüngers, in dem Lebendiges und Seelisches des Rindes enthalten ist, was wiederum belebend und auch astralisierend auf den Erdboden wirkt.“ Diese Art von Bodenkultur hat wieder ihre Wirkung auf die Pflanzen und auf unsere Lebensmittel.

    „Aber in dem Moment, in dem die Landwirtschaft kapitalisiert wird, ist all dieses Wissen bedeutungslos geworden, wobei der volkswirtschaftliche Charakter der Landwirtschaft als Ganzes gesehen nicht hoch genug angesetzt werden kann. Nicht der schnelle Ertrag kann das Ziel sein, sondern der Gesamtnutzen. Nur von einer gesunden Landwirtschaft und von gesunden Tieren kommen gesunde Lebensmittel“, so Helmut Langer, ein Bauer, der seine Landwirtschaft mit Kopf und Herz betreibt, ein stolzer Bauer, unabhängig und dem Leben zugewandt.

    Dies ist nur ein Aspekt der Fülle und des Glücks, ein Bauer zu sein, der eine unüberbietbare Qualität von Lebensmitteln für uns produziert. Auch
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