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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
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ihren guten Ruf, und der war schon jetzt in Gefahr. Wenn sie erst einmal in Verbindung mit Drogen gebracht werden würde, war’s Ende mit ihrem High Society-Leben. Und so, wie er sie einschätzte, hatte sie vor nichts so viel Angst wie davor, einmal nicht mehr „dazu“ zu gehören.
    Er schlief ein, träumte wirr – und wachte sechs Stunden später vollkommen schmerzfrei auf. Draußen war es still, und als er aus dem Fenster sah, bemerkte er, dass es bereits dunkel war. Ein Blick auf die Uhr – Mitternacht war schon vorbei.
    Inzwischen wusste er, dass die Nachtschwester zwei- bis dreimal kam, um nach den Patienten zu sehen. Leise stand er auf, ging ins angrenzende Bad und machte sich frisch. Dann zog er sich an, legte sich wieder zu Bett und wartete auf den Kontrollgang.
    Eine dreiviertel Stunde später kam Nachtschwester Andrea, sie knipste nur das abgemilderte Nachtlicht an und warf einen Blick auf den schlafenden Mann im Bett. Alles in Ordnung. Zufrieden ging sie weiter. Es gab auf der angrenzenden Station zwei Frischoperierte, die bedurften heute ihrer besonderen Fürsorge. Da war es angenehm, dass hier niemand Probleme machte.
    Oliver wartete noch ein wenig, dann stand er auf, zog sich die Schuhe an und griff nach seiner Lederjacke, die im Schrank hing. Zum Glück war auch die Brieftasche vorhanden! Er würde sich gleich von der Klinik aus zum Chiemsee fahren lassen. Mit ein wenig Glück konnte er ungehindert in den Stall kommen und dann in der Sattelkammer nachsehen, ob noch alles vorhanden war. Seinem Bruder mochte er nicht begegnen – Joachim und seine Moralpredigten! Schon als Kind hatte er sie gehasst! Immer war der ältere Bruder besser, anständiger, fleißiger und strebsamer gewesen.
    Doch er, Oliver, hatte das Leben genossen! Und zwar in vollen Zügen. Das hatte auch was für sich!
    Dass dieses Leben extrem teuer war... na ja, alles hatte eben seinen Preis. Schöne Frauen, schnelle Autos, wilde Partys, Reisen... nichts gab’s umsonst. Und weil sein Gewinnanteil als Stiller Teilhaber des Konzerns seit zwei Jahren nicht mehr ausreichte, war er auf die Idee gekommen, einige der Forschungsergebnisse zu verkaufen. Voriges Jahr waren es die Araber gewesen, die ein paar Formeln hatten haben wollen. Bisher war dieser Deal nicht aufgefallen. Leider waren die Sicherheitsvorkehrungen in Marseille ziemlich hoch. Na ja, die Forschungsdaten eben auch ziemlich teuer. Im letzten Moment hatte er Skrupel bekommen. Das, was er da tat, war im höchsten Maß geschäftsschädigend. Und würde letztendlich auch ihm schaden. Also hatte er nur einen Teil der Formeln verkauft. Die Inder würden toben, wenn sie merkten, dass die letzten beiden Seiten des Dossiers gefälscht waren!
    Leise kicherte er vor sich hin. Er war schon ein toller Typ. Und dass man ihm hier in dieser Klinik jetzt einreden wollte, er sei krank... bekloppt waren die Ärzte doch! Er fühlte sich gut! Brauchte nur ein bisschen von seinen Stoff. Wenn er den erst wieder hatte, war alles in bester Ordnung.
    Ungesehen konnte er die Klinik verlassen. Zum Glück parkten vorn an der Straße noch zwei Taxen. Aufatmend ließ er sich in die Polster des ersten Wagens fallen. „Zum Chiemsee.“
    „Wohin wollen Sie?“ Ungläubig sah ihn der Fahrer an.
    „Haben Sie’s mit den Ohren? Ich will zum Chiemsee raus. Genauer gesagt nach Gut Sternburg.“ Er lachte leise. „Ich hoffe nicht, dass Sie mich für einen Zechpreller halten. Ich bin Oliver von Sternburg.“
    „Is schon recht.“ Der Taxifahrer warf noch einen letzten skeptischen Blick auf den Fahrgast, dann drehte er den Zündschlüssel im Schloss.
    Entspannt lehnte sich Oliver zurück. Diese Aktion hatte mehr Kraft gekostet, als er gedacht hatte. Verdammt, ob der Professor doch Recht hatte und er kränker war, als er glaubte?
    In ein paar Tagen werde ich es wissen, sagte er sich. Dann bin ich in USA – und bei den besten Ärzten der Welt. Da kann dieser Quacksalber mit seiner kleinen Privatklinik nicht mithalten.“
    Übergangslos schlief er ein und wurde erst wach, als ihn der Taxifahrer am Arm rüttelte. „Wir sind am Ziel – Schlossgut Sternburg.“ Er wies hinüber zu dem schmiedeeisernen Portal mit dem vergoldeten Wappen in der Mitte. „Dahin wollen S’ wirklich?“
    „Sagte ich schon, oder?“ Oliver zückte die Brieftasche und drückte dem Mann ein paar Scheine in die Hand. „Das dürfte genügen.“
    „Dankschön. Sehr großzügig.“ Schnell verschwanden die Scheine und der Fahrer machte,
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