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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
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das Schwanenpaar beobachtet, das da seine Kreise zieht. Sie sind wie ein altes Ehepaar – einer kann nicht ohne den anderen.“
    „Das ist schön.“ Melanie drückte seinen Arm. „Ich bin glücklich“, flüsterte sie.
    „Nicht glücklicher als ich“, gab er zurück. Und tief im Innern dankte er dem Schicksal dafür, dass es ihm in den schwersten Stunden diese wunderbare Frau an die Seite gegeben hatte. Langsam schlenderten sie durch den Park, der immer noch in sommerliche Farben trug, obwohl der September sich bereits dem Ende zuneigte. Auf der großen Rasenfläche in Kliniknähe blühten noch Rosenbüsche in verschwenderischer Pracht, und neben fast jeder Bank, die zum Ausruhen einlud, stand ein Kübel mit bunten Sommerblumen, die schon beim Anschauen Optimismus verbreiteten.
    Unten am Teich jedoch dominierten Schilfgräser und einige wenige Geranienbüsche.
    „Die müssen ja schon Jahre alt sein“, meinte Melanie. „So groß, wie die sind...“
    „Wir haben auf dem Gut ein paar Fuchsienbüsche und Geraniensträucher, die über zehn Jahre alt sind. Es ist der ganze Stolz meiner Mutter, dass sie sie jedes Jahr überwintern kann. Sie kommen dann einfach in ein Mistbeet in einem alten Stall – und blühen im nächsten Jahr wieder wie verrückt.“
    „Hoffentlich steht dieser Stall noch und ist nicht auch ein Opfer der Flammen geworden.“
    „Ja, der ist ganz am Ende des Hofes. Ich bin mal gespannt, ob sich inzwischen herausgestellt hat, wer für den Brand verantwortlich ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab gar nicht mehr danach gefragt.“
    „Das ist doch verständlich. Du hattest andere Sorgen.“
    „Trotzdem... es interessiert mich schon. Allein die Vorstellung, dass es einer meiner Freunde von der Uni gewesen sein könnte, der so leichtsinnig war... Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.“
    „Vielleicht hat man den Verursacher schon lange festgestellt und zur Rechenschaft gezogen. Wenn du wieder daheim bist, kannst du deinen Vater ja mal fragen.“
    Damit waren sie wieder beim Thema – Volkers Heimkehr aufs Schlossgut am Chiemsee.
    „Niemand kann sich vorstellen, wie froh ich bin, diesen Kasten“ – er deutete hinüber zur Klinik – „endlich verlassen zu können.“
    Melanie nickte. „Doch, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Schließlich hab ich viel mit Kranken zu tun. Und etliche von ihnen haben es nicht so gut wie du, die werden nicht mehr gesund. Vor einigen Tagen erst hat man uns in der Uni ein kleines Mädchen vorgestellt. Leukämie in ihrer aggressivsten Form. Das geht schon an die Substanz. Und wenn ich dann so ein kleines Würmchen sehe, dazu die verzweifelten Eltern, dann frag ich mich manchmal schon, ob ich dem Beruf, den ich mir ausgesucht habe, gewachsen bin.“
    „Das bist du. Ganz sicher. Und du wirst eine fantastische Ärztin werden“, versicherte Volker. „Außerdem – du hast ganz Recht, wenn du mir den Kopf zurecht rückst. Ich bin undankbar. Jammere wegen einiger Wochen in der Klinik. Dabei gibt es Patienten, die viel länger hier bleiben müssen – oder eben gar nicht mehr gesund werden.“
    „Das stimmt. Leider. Umso glücklicher bin ich, dass es dir schon wieder so gut geht.“
    Er zog sie fest an sich. „Warte nur, bis wir draußen am See sind. Dann zeig ich dir, wie fit ich wieder bin.“
    Sie verstand ihn genau, schließlich sagte das übermütige Funkeln seiner Augen alles. Aber es war so wundervoll, ihn zu necken – so, wie sich alle frisch Verliebten necken. „Willst du mit mir eine Kahnpartie machen? Du, das könnte wirklich zu anstrengend sein.“
    „Kahnpartie!“ Er griff in ihr Haar, zog sie so ganz dicht an sich. „Ich werde mit dir Schlitten fahren. Bis ins Paradies.“
    „Ich kann’s kaum erwarten.“
    Eng umschlungen gingen sie einmal um den kleinen Teich, dann gestand sich Volker ein, dass er erschöpft war. So viele Tage im Bett hinterließen ihre Spuren. Aber das war fast schon vergessen, bald begann sein neues Leben. Ein Leben mit Melanie.
    + + +
    Vier Tage lag Oliver von Sternburg nun schon in der Klinik, und seine Laune wurde von Stunde zu Stunde mieser. „Das ist so was von unsinnig!“, schimpfte er auch jetzt wieder, als eine junge Laborantin kam, um ihm Blut abzunehmen. „Da drehen Sie mich durch die Mangel – und finden nichts. Ist ja auch ganz klar. Wo nichts ist, kann auch der geldgeilste Arzt nichts finden. Aber so ist das wohl inzwischen, wenn man Privatpatient ist. Da wird man ausgenommen wie
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