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Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Titel: Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
Autoren: Gunter Frank
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allermeisten anderen Patienten von schlank bis dick kann ich aufgrund ihres Gewichts keine Aussage bezüglich einer Krankheitsgefährdung treffen.
    Doch die Zahl der gesundheitlich tatsächlich gefährdeten Patienten reicht nicht aus, um die inzwischen zahlreich ausgebildeten Ernährungsberater, Gesundheitswissenschaftler und Sportmediziner, die gegen die allgemeineVolksverfettung kämpfen wollen, zu beschäftigen. Also werden kurzum gesund Übergewichtige zu Kranken gemacht. Der ganze Hype ums Übergewicht war von Anfang an nur ein Geschäftsmodell, das dazu diente, Kunden zu generieren für Medizin und Diätindustrie sowie beiVersicherungen Risikozuschläge zu kassieren, wie es die Metropolitan Life Insurance von ihren » übergewichtigen « Versicherten seit 1959 verlangt.
    Die Kombination von Risikofaktoren
    Ein besonders beliebtesVorgehen, um die viel zu niedrig definierten Risikowerte zu rechtfertigen, besteht darin, mehrere Risikofaktoren zu kombinieren und mit einer Kennziffer zu versehen. Es ist vollkommen unsinnig, einen Menschen mit einem oberen Blutdruckwert von 120mmHg als gesundheitlich gefährdet zu bezeichnen. Dies gilt auch für Menschen mit einem Blutzuckerwert von 120mg / dl oder einem Cholesterinspiegel von 220mg / dl.Wenn man jedoch wie die Deutsche Hochdruckliga e. V. diese Risikofaktoren kombiniert, sieht dies plötzlich ganz anders aus. So gilt jemand mit einem Blutdruck von 120mmHg als gesund, weist er jedoch einen Blutzuckerwert zwischen 102 und 119mg / dl und einen Cholesterinspiegel von über 190mg / dl auf, rutscht er umgehend in eine Gefährdungsklasse. Hier zeigt sich schon der problematische Umgang der Medizin mit mathematischen Grundregeln, dessen katastrophale Folgen wir noch ausführlich beschreiben werden: Denn 3 mal 0 ist nicht 30, sondern bleibt 0. Stellt man darüber hinaus bei einem solchen Patienten noch ein harmloses Übergewicht fest, wird ihm das » Metabolische Syndrom « zugeschrieben. Dann gilt der Patient als besonders gefährdet, obwohl er auch dann keinem erhöhten Risiko unterliegt.
    Inzwischen existieren verschiedene Anstrengungen, um mit Kennziffern oder Punkten den Gefährdungsgrad eines Patienten direkt messbar zu machen, sogenannte Scores, wie zum Beispiel der Procam-Score oder der Framingham-Score. Ärzte und Patienten sollen so mithilfe moderner Computerprogramme den Gesundheitszustand feststellen können. Mittels der Eingabe vonWerten wird auf dieseWeise aus einem gesunden Menschen per Knopfdruck ein gefährdeter, der dann natürlich ärztlicher Überwachung bedarf. Doch der Procam-Score zum Beispiel hat lediglich deshalb Aussagekraft, weil er Rauchen und genetische Komponenten mit einrechnet, wie zum Beispiel die Anzahl der Herzinfarkte in der Herkunftsfamilie. Die dazugerechneten sonstigen Normwertveränderungen sind weitgehend bedeutungslos, erscheinen dann aber plötzlich imVerbund als wichtig. Auf dieseWeise glaubt man, die viel zu niedrig angesetzten Normwertgrenzen retten zu können. InWahrheit sind jedoch nur tatsächlich hohe Blutdruck- oder Zuckerwerte gesundheitlich relevant,Werte, die die sogenannten (Prä-)Normwerte deutlich übersteigen.
    Es gibt natürlich tatsächlich gefährdete Patienten, die zum Beispiel altersuntypische Gefäßablagerungen aufweisen, eine familiäreVeranlagung besitzen oder deren Herzwanddicke infolge dauerhaft erhöhten Blutdrucks zunimmt. Solche Menschen müssen regelmäßig kontrolliert und mit Medikamenten behandelt werden, sonst ist dieWahrscheinlichkeit hoch, dass sie zu früh einen Herzinfarkt oder Schlaganfall oder Spätfolgen einer echten Altersdiabetes erleiden. Selbstverständlich verschreibe ich diesen Menschen Blutdrucksenker, Antidiabetika und manchmal auch Cholesterinsenker. Aber das sind völlig anders gelagerte Fälle. Sie sind auch weitaus seltener als vielfach behauptet. Da deren Behandlung die inzwischen riesige Medizinmaschinerie jedoch finanziell nicht ausreichend versorgen kann, werden zusätzliche Fälle benötigt. So werden aus Menschen mit gesundem Herzen und unauffälligen Gefäßen plötzlich Risikopatienten gemacht, an denen alle verdienen.
    Der Missbrauch des relativen Risikos
    Nicht nur die verantwortungslose Absenkung von Normwertgrenzen und die Kombination verschiedener Risikofaktoren verursachen millionenfach falscheTherapien und damit verbundene Nebenwirkungen. Auch der Umgang mit Chancen und Risiken von Untersuchungen undTherapien führt täglich zu schlechter Medizin. Ein Beispiel
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